Ein neuer Tag in Caville, Bezirk 16. Ein Außenbezirk, hier leben arme Stadtbewohner. Ihre Aufgabe ist es, die Stadt auszubauen. Das heißt Steine mit einer Spitzhacke abbauen. Getrödelt werden darf nicht, der Raum für eine so große Stadt ist mit der Zeit zu klein geworden, im Untergrund ist kein Platz mehr. Der Nachwuchs kommt immer schneller. Ich habe keine Lust mehr da mitzumachen. Ich übte meine alt bekannte Methode aus, um den heutigen Arbeitstag zu entschuldigen: Ich nahm einen spitzen Stein und schlug damit so fest ich konnte auf meinen rechten Arm. Ein mal, zwei mal, drei mal, nein, fünfzehn mal mindestens, sonst würde man die Wunde nicht ernstnehmen und ich müsste doch den ganzen Tag schuften. Ich konnte ihn nicht mehr bewegen. Es blutete zu sehr, ich machte meinen Tisch wieder dreckig, meine Mutter bringt mich noch um. Schließlich war der Tisch teuer, das entsprach ca. 2 Wochen arbeiten. Ich machte mir grade Gedanken darüber, wie ich die vielen Blutflecken weg machen sollte, da kam auch schon einer der Bezirksleiter in mein Zimmer. "AUFGESTANDEN!" schrie er. Ich hatte Angst vor ihm. "S-s-sir, ich kann heute nicht arbeiten, gucken sie doch" stotterte ich und zeigte meinen verstümmelten Arm. Er guckte mich nur an und lachte. "Lächerlich! Komm, zieh dich an und fang an zu arbeiten!" - "Aber ich kann meinem Arm doch gar nicht -" - "Schnauze!" bellte der Leiter, "Du hast hier nix zu melden, haben wir uns da verstanden? Wenn ich sage du kannst arbeiten, dann kannst du auch arbeiten, kapiert?!" Ich sagte nix, Ich hatte einfach zu viel Angst. Er verließ mein Zimmer. Heulend vor Schmerzen packte ich meine Sachen und ging aus dem Zimmer. Diese Stadt macht mich fertig, Tag für Tag. Immer mehr Leute bekommen keine Luft mehr und kippen tot um, denn in so einer Höhle kann man kaum überleben. Irgendwann kippt man um. Älter als 40 wurde man nicht. Ich hasste alles hier. Der Bezirk ist der ärmste überhaupt. Hier wird man versklavt, bis zum Suizid, weil man die Höhle vergössern muss. Ich war schon viel zu spät. Mit einer Verspätung von 15 Minuten kam ich endlich an meinen Arbeitsplatz. "Da bist du ja endlich" sagte Quinn, der einzige Freund den ich hatte. Er hatte seinen festen Arbeitsplatz neben meinen. "Tut mir Leid man", sagte ich nur. "Oh man, Yosh, was hast du schon wieder mit deinen Arm gemacht. Na schönen Dank auch, heißt das ich darf jetzt wieder härter arbeiten, nur weil du jetzt nix gebacken kriegst? Wie letzte Woche?" - "Ja.. Tut mir leid", antwortete ich nur, irgendwie war es ja schon egoistisch von mir. Wir teilen uns eine Arbeitsfläche, und je mehr ich versuche zu schwänzen, desto härter muss Quinn arbeiten. Es muss immer eine bestimmter Mindestfortschritt geschafft worden sein und ohne mich braucht er noch länger. "Das ist echt kacke von dir, Yosh. Ich muss viel mehr machen als du, während du am meisten rumheulst und versuchst zu schwänzen. Ich versteh nicht, was für dich eine Freunschaft ist." - "Man ey, ist doch okay, ich weiß schon, es war scheiße. Aber jetzt komm mal runter, ich hab grad eh nicht die beste Laune." Ich nahm die Spitzhacke und versuchte anzufangen, mein Arm schmerzte jedoch so sehr, dass ich nur aufzuckte. "Komm, lass sein. Lass mich wieder machen" sagte Quinn stöhnend. Es regte mich auf, dass ihn meine Entschuldigung nicht genügte. "Man, halt doch jetzt mal die Fresse, es fuckt mich eh alles ab. Ich hasse diese Stadt, ich hasse dieses Leben, ich hasse meine Arbeit, ich hasse meine Eltern und ich hasse dich." Stille kehrt ein. "... du hasst mich also, hm?" Sagte Quinn, mit leichten Tränen in den Augen. Ich wusste nicht was ich sagen soll. Ich wusste nicht einmal, was ich da gerade zu meinem besten und einzigen Freund gesagt habe. "Also.. nein, ich mein.." stotterte ich nur. Noch bevor ich meinen Satz beenden konnte, stürtzte Quinn zu Boden und regte sich nicht mehr. "Quinn? Was ist los?" Fragte ich nur schockiert. Mein Herz blieb stehen. Andere Arbeiter kamen von allen Ecken um ihn zu helfen. Es war hoffnugslos. Mein einziger Freund ist gerade vor meinen Augen gestorben. Keine Luft mehr bekommen. Das Herz hörte bei ihm sofort auf zu schlagen. Ich brach in Tränen aus. Nun wollte ich wirklich einfach nur sterben.
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Minding
FantasyEine kleine Stadt lebt im Untergrund von Metropolis, versteckt und abgegrenzt von der normalen Gesellschaft oben. Ja, die meisten der Stadt wissen nicht einmal, dass es ein "oben" gibt. Die Luft wird dreckig und stickig, Bewohner fangen an Bewusstlo...