Sie fällt.
Immer tiefer.
Unaufhaltsam.Zuerst gefällt ihr dieses Gefühl. Immer tiefer zu fallen, allein. Ohne von jemandem festgehalten zu werden. Ohne von jemandem eingeschränkt zu werden. Ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Ohne mit jemandem zu streiten.
Einfach frei sein.
Sie streckt die Arme aus und beginnt damit durch die Luft zu rudern. So als wäre sie ein Vogel und hätte Flügel. Fröhlich jauchzt sie auf. "Ich kann fliegen", jubelt sie wie ein kleines Kind. Wie schön das doch ist. Den Moment zu genießen, keine Sorgen zu haben. Der Wind zerzaust ihre Haare und sie hört ihn pfeifen. Doch das stört sie nicht, sie verschwendet keinen Gedanken an ihre Frisur. Wie schön es doch ist, aus allem auszubrechen. Sich einmal keine Sorgen machen zu müssen wie es weitergeht. Von niemandem enttäuscht zu werden. Doch dann hat sie die Erkenntnis:Sie fällt.
Immer tiefer.
Unaufhaltsam.Und ihr wird bewusst, dass sie verloren ist. Dass sie untergehen wird im Strudel der Luft. Sie wird nicht leicht wie eine Feder auf die Erde schweben und dort ohne einen einzigen Kratzer aufkommen. Nein, sie ist kein Vogel. Obwohl sie ihre Arme wie Flügel bewegt ändert das nichts an der Tatsache, dass sie nicht fliegen kann.
Ach, wäre sie doch ein Engel. Mit wunderschönen Flügeln. So rein und unschuldig, über jeden Fehler erhaben. Ein Engel, der nicht einfach so aufgibt. Ein Engel, der stark und mutig ist und für die Liebe seines Lebens kämpft.
Vorher schlug sie noch mit den Armen als seien es Flügel, um sich so leicht und unbeschwert wie ein Vogel zu fühlen. Doch nun rudert sie durch die Luft, um um ihr Leben zu kämpfen. Sie blickt nach unten und stößt einen verzweifelten Schrei aus. Wie nahe der Boden ihr schon ist. Das hier war ein riesiger Fehler merkt sie. Eigentlich will sie noch gar nicht sterben.
Tränen rinnen über ihre Wangen.
Tränen der Wut. Wut auf sich selbst, weil sie so dumm war. Weil sie diesen Fehler begangen hat. Wut auf die anderen, die sie zu diesem Schritt trieben.
Tränen der Verzweiflung. Verzweiflung, weil sie ihrem Leben ungewollt ein Ende gesetzt hat. Weil sie nicht genug nachgedacht hat. Weil sie mit ihm fühlt und seinen Schmerz schon jetzt in sich trägt.
Tränen der Trauer. Trauer über die Situation. Trauer über ihr Leben, ihren verlorenen Lebensmut, ihre verlorene Lebenslust. Trauer über die verlorene Liebe.
Wäre sie doch bei ihm geblieben. Sie liebte ihn doch. Hätte sie doch versucht ihre Probleme zu lösen. Mit ihm zu reden statt wegzurennen. Sie liebt ihn noch immer. Ein letzter Schrei: "Wieso nur?"
Doch...Sie fällt.
Immer tiefer.
Unaufhaltsam.

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Love Stories
RomanceHier werde ich einfach Kurzgeschichten zum Thema Liebe schreiben. Diese sollen nicht zusammenhängend sein und ich werde auch versuchen, möglichst viele verschiedene Erzählstile auszuprobieren. Wer Lust hat kann natürlich gerne mal reinschauen, konst...