Part 1

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Kurzgeschichte: Hilf mir

Ich beeile mich wie immer.
Nach dem ersten Klingeln - welcher mir sagt, dass ich jetzt Schulschluss habe -, packe ich meine Sachen in Rekordzeit ein. Ich wusste, dass es hoffnungslos ist. Aber ich wusste auch, dass ich nicht ruhig schlafen werde, wenn ich jetzt nicht sofort los renne. Ich verabschiede mich schnell bei meinen Freunden und renne. Ich renne nicht, ich sprinte. Ich musste es schaffen. Komme was wolle.

Ich wäre beinahe gestolpert, aber dies hielt mich nicht davon ab, weiter und schneller zu rennen.
Angekommen atmete ich erstmal tief ein und dann wieder aus. Scheiße.
Ich dachte...ich dachte es würde mich nicht so sehr treffen, aber sie ist nicht mehr da.
Jeden Tag das gleiche.
Es war mehr als offensichtlich, dass ich sie nicht sehen werde, dennoch gebe ich auch jedesmal nicht die Hoffnung auf.

Ich gehe mit herunterhängenden Schultern nach Hause. Als ich zu Hause ankam, ließ ich mich auf mein Bett fallen und dachte nach. Ich dachte an sie, und hatte Hoffnung sie morgen endlich länger sehen zu können, da Samstag war.
Ich liebte diesen Tag. Es gab mir die Möglichkeit, sie länger zu sehen.

Ich ging zum Sport, um mich abzulenken, um nicht all zu sehr an sie denken zu müssen. Um mich mal auszupowern, so wie ich es eigentlich jeden Tag tue und wirklich brauche.
Erschöpft komme ich zurück und gehe schnell duschen, ehe ich schlafen gehe.
Ich schließe meine Augen und habe sofort ein Bild vor Augen, ihr Bild.
Ich kann es kaum erwarten sie endlich wieder zu sehen.
Das war mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief.

Schweißgebadet stehe ich auf. Ich hatte einen schrecklichen Traum, glaube ich zumindest. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, aber er war schrecklich.
Vollkommen orientierungslos blicke ich auf meinen Wecker. Scheiße, ich habe die Zeit total vergessen, ich habe verschlafen!

Schnell zog ich mich an und rannte los, ich bin eine Stunde später, als sonst da.
Ich atmete erleichtert aus, als ich sie sah.
Ich setzte mich in das kleine Café gegenüber des Baumes.
Der Baum, der hier als einziger nicht in voller Pracht stand, sondern eher Mager aussah. Obwohl es bereits Hochsommer ist, will dieser Baum einfach nicht richtig blühen.
Er ist dicht durch seine Blätter, aber es sind nicht nur die Blätter die ihm auf eine bestimmte Art und Weise, besonders machen. Obwohl er mehr als knochig ist.

Der Mitarbeiter weiß bereits was ich haben möchte, einen Kaffee.
Ich bin zu oft hier, jedes Mal wenn ich es sein kann.
Seit 4 Monaten.
Immer.
Rausguckend, auf sie.

Ich weiß gar nicht mehr wann das anfing. Eines Tages ging ich meinen gewohnten Weg in die Schule, nur diesmal einen längeren Weg. Mein Dad erzählte mir, dass es eine kleinere Straße gab in der es gemütlicher wäre, zur Schule zu gehen. Es sollte ein Anreiz dafür sein, nicht immer so müde zu sein.
Ich befolgte seinen Rat und war überrascht, es hatte so eine schöne und ruhige Stimmung gehabt, als ich die Straße entlang lief. Vereinzelte Leute, waren auf dem Weg zur Arbeit und die beiden Läden die es hier gab, öffneten an diesem frühen morgen bereits. Sonst waren überall nur Backstein Häuser zu sehen. Die Bäume die in dieser frischen Frühlingszeit blühten waren atemberaubend, es waren zwar nur die Knospen zu sehen, aber es war trotzdem wunderschön.

Genau wie das Mädchen, das ich an jenem Tag sah. Ich sah sie aus den Augenwinkeln und lief einfach weiter.
Ich dachte mir, dass sie mal kurz rausgegangen ist um frische Luft zu schnappen oder weil sie vielleicht mit ihrem Hund Gassi ist.
Egal wie sehr ich es versuchte meinen Blick von ihr zu reißen, es gelang mir nicht.
So ging es mir einige Tage lang, und jedes Mal wenn ich wieder nach Hause ging von der Schule, war sie verschwunden. Immer.

Als ich dann erfuhr, besser gesagt, sah, dass sie selbst am Samstag da ist, setzte ich mich in das Café und beobachtete sie.
Ich fühlte mich bereits wie ein Stalker.
Erst beim dritten Samstag, betrachtete ich sie genauer. Sie trug immer eine lange Jeans und ein kurzärmliges T-Shirt, welches locker an ihren Schultern hing. Es war mehr als zu groß für sie.

Kurzgeschichte: Hilf mir Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt