Chapter one

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Ich bin Lucas, 32 Jahre alt, alleinerziehender Vater und vom Beruf Notarzt sowie Assistenzarzt in der Klinik am Südring.

Meine Tochter Lucia ist noch fünf Jahre alt, kommt in wenigen Monaten zur Schule und ist ein totaler Sonnenschein.

Ich glaube, fast nichts kann ihr die gute Laune nehmen. Auch nicht, dass sie öfter mal bei ihrer Freundin übernachten muss, wenn ich Nachtschicht habe.

Nun, die Nachtschichten konnte ich zwar glücklicherweise in Grenzen halten, aber wenn mal ein Kollege krank war, musste ich auch schon mal einspringen.

Leise ging ich in das Zimmer von Lucia, um sie zu wecken. Zuerst schaltete ich das kleine Nachtlicht auf ihrem Schreibtisch an, dann setzte ich mich zu ihr auf die Bettkannte.

„Lucia, aufstehen, meine süße", flüsterte ich und küsste sie sanft auf die Wange.

„Frühstück ist fertig."

Als sie verschlafen ihre Augen öffnete, lächelte ich sie an und streichelte sie noch ein bisschen, während sie sich noch etwas an mich kuschelte.

Das war unser Ritual, wenn ich sie morgens weckte. Dass ich sie dafür etwas füher wecken musste, störte sie nicht, schließlich durfte sie ja noch eine Weile liegen bleiben und dösen.

„Duhu, Papa?"

„Ja, Lucia?"

Ich ahnte welche Frage gleich kommen würde. Nämlich dieselbe wie seit 3 Wochen, seit anfang dieses Monats.

„Wie lange muss die Sonne noch untergehen und ich schlafen, bis ich 6 bin?"

„Ich weiß es nicht. Lass uns doch einen Tag von deinem Kalender wegstreichen und dann nachzählen."

Klar wusste ich es. Aber es machte mir einfach zu viel Freude zu sehen, wie sicher sie schon zählen konnte. Bis 20 schaffte sie es alleine, danach brauchte sie noch etwas Hilfe.

Ich konnte kaum so schnell gucken, da war sie schon aufgestanden, hatte das große Licht angemacht und war zum Kalender gelaufen, um zu zählen.

Sorgsam strich sie einen Tag weg und schaute sich den Kalender an. Dann jubelte sie und fiel mir um den Hals. Lachend umarmte ich sie und küsste meine Maus auf den Kopf.

„Alles Gute zum Geburtstag, Große!"

„Danke, Papa!"

Liebevoll hielt ich sie noch eine Weile im Arm, denn heute hatten wir außnahmsweise mal Zeit. Sie musste heute nicht in die Kita und ich nicht zur Arbeit.

Wie jedes Jahr zu ihrem Geburtstag versuchte ich an diesem Tag frei zu haben, denn mir war es wichtig, dass sie mich an diesem einen Tag ganz und gar für sich hatte, ohne dass ich an einen Fall aus der Klinik oder dem RTW dachte. Und das klappte eher, wenn ich keine Bereitschaft hatte.

So verbrachte ich einen ruhigen Tag mit Lucia. Es war schön sie so fröhlich zu sehen.  Ohne die Anspannung, dass ich jeden Moment wieder weg muss.

Zum Ende des Tages hin hatte ich noch ein besonderes Geschenk für meine kleine. Ich würde mit ihr in den Tierpark gehen, denn dies hatte sie sich schon länger gewünscht.

Leider hatte mein Dienst es bisher nicht zugelassen und da ich ja nie wusste, wann ich mal wieder solch eine günstige Gelegenheit bekommen würde, nutzte ich die Gunst der Stunde.

Aus dem Leben gerissenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt