Kapitel 30

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Erschrocken drehte Ich mich um. "Mach das nicht", sagte Chris, "zwing mich nicht mich zwischen dir und..." "Hör auf. Ich zwinge dich zu gar nichts!" unterbrach ich ihn gleich. "Der Einzige, der dich zu einer Entscheidung zwingt, bist du selbst. Ich liebe das, was du jeden Tag tust und das weißt du. Ich würde dich nie vor die Wahl stellen. Ich will einfach nur wissen was mit dem Chris passiert ist, den ich liebe." Dann folgte wieder eine Minute des Schweigens. "Der ist gegangen, mit dir zusammen, als du nach Hause gefahren bist", antwortete er schließlich traurig.
"Nein, dann wäre er jetzt mit mir zusammen zurück gekommen.", erwiderte Ich nur. Vorsichtig legte Ich meine Hand um auf seine Wange uns zog ihn in eine Umarmung. "Ich hoffe dieser Chris findet dich wieder", sagte ich leise, drehte mich um und ging in die Arena.

Ich wollte allein sein, ganz für mich, doch das war schwierig in einer Arena, die in wenigen Minuten voll mit Menschen besetzt sein wird. Langsam schlenderte Ich durch die Gänge im Backstagebereich und setzte mich schließlich auf eine Treppe, die zu den oberen Rängen führte. Ich saß einfach nur da und stützte den Kopf in die Hände. Nach einigen Minuten kam Andreas durch den Seiteneingang aus der Haupthalle. "Hey, ich hab dich schon gesucht. Alles in Ordnung?"
Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich bin genau so ratlos wie du. Es könnte alles so einfach sein...", seufzte ich. Andreas setzte sich neben mich auf die Treppe und zog mich zu sich heran. Dankbar legte ich meinen Kopf auf seine Schulter. So saßen wir minutenlang einfach nur da, bis Budda zu uns stieß. "Hey ihr zwei. In 10 Minuten machen sie die Türen auf", erklärte er uns. "Okay, wir hauen schon ab", sagte Andreas grinsend. Es muss ein komisches Bild gewesen sein, wie wir da so auf der Treppe saßen, doch das war mir egal. Ich war dankbar dafür einfach einen Freund bei mir zu haben, an dem ich mich, im wahrsten Sinne, anlehnen konnte. Andreas stand auf und hielt mir seine Hand vor die Nase. "Na komm, bevor die Menschen den Gang stürmen". Dankbar ergriff ich sie und ließ mich von ihm hoch ziehen. "Möchtest du mit in die Garderobe kommen?", fragte er dann. Ich schüttelte nur den Kopf. "Ich glaub ich verhalte mich heute lieber mal wie ein normaler Showbesucher.", stellte ich fest. Ich hatte für diesen Tag die Nase voll von ungeplanten Ereignissen und Begegnung, die nicht so toll verliefen. Andreas nickte gedankenverloren. "Aber nur wenn du mir versprichst, dass wir uns nachher nochmal sehen", sagte er und hob ermahnend den Zeigefinger. Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. "Okay, okay ich versprech's", sagte Ich und hob verteidigend meine Hände.
Nach einer langen und liebevollen Umarmung machte Ich mich auf den Weg zur Toilette, um noch einmal ein paar Sekunden Ruhe zu haben, bevor die Halle voll wurde und natürlich um später das lange Anstehen vor dieser Tür zu umgehen. Ich war erstaunt als ich die riesige Menschenmasse vor dem Haupteingang stehen sah. So viele Menschen passen doch hier gar nicht rein, dachte Ich. Schnell huschte Ich die Treppe zur Toilette hinunter, denn ich bemerkte wie sich Sven schon bereit machte und seinen Posten neben der Tür einnahm.
Ich schaute lange in den Spiegel. "Oh Mann seh ich scheiße aus", sagte ich zu mir selbst. Ich versuchte mühselig mein Make up wieder dorthin zu verteilen, wo es sein sollte. Meine Augen war rot vom Weinen und die Mascara dementsprechend verwischt. Zum Glück hatte Ich noch eine in der Tasche, sodass Ich wenigstens das ein wenig auffrischen konnte.
Wieder oben angekommen hielt Ich noch am Merchandise Stand an, um Melanie zu begrüßen. Sie arbeitete dort im Verkauf und schloss mich in eine herzliche Umarmung. "Es ist so schön dich wieder zu sehen", sagte sie euphorisch. Wir redeten noch lange darüber, dass sie doch so dringend Verstärkung gebrauchen könnte. Mir fiel es schwer ihr nicht von Chris' Vorschlag zu erzählen, den er mir machte, als er mich dazu überreden wollte mit auf Tournee zu gehen. Wo war nur diese Zeit geblieben? Wo war die Zeit geblieben, in der er mich jeden Tag um sich haben wollte, in der er mich mit auf Tour nehmen wollte? Gerade in dem Moment wurden die Türen geöffnet. Die meisten Menschen liefen gleich in unsere Richtung. "Die Arbeit ruft", sagte Melanie augenverdrehend, bevor sie sich wieder hinten den Tresen stellte. Ich musste grinsen bei dem Anblick. Melanie war so ehrlich und direkt, dass es oft schon wieder lustig war, auch wenn sie sich über etwas ärgerte. Schnell sprang ich auch hinter die Verkaufstheke. "Rück mal ein Stück, ich helfe dir". Mit großen Augen schaute sie mich an, doch bevor sie widersprechen konnte, kam schon der erste Fan zu uns, um den halben Stand leer zu kaufen. Es war bereits fünf Minuten vor Showbeginn, als ich die große Haupthalle betrat und mir meinen Platz in der 5. Reihe suchte. Ich saß direkt am Mittelgang und hatte eine sehr gute Sicht zur Bühne.

Die Show verlief genau nach Plan. Ich musste oft herzlich Lachen, bei allen neuen Gags die eingebaut wurden. Es war irgendwie schön noch nicht alles zu kennen. Beide Brüder waren wieder einmal in Höchstform. Weder Chris noch Andreas merkte man an, dass sie sich in letzter Zeit nicht so gut verstanden hatten. Sie nahmen sich gegenseitig auf die Schippe und hatten einfach Spaß auf der Bühne. Vielleicht ist das der perfekte Ausgleich zum angespannten Privatleben, dachte Ich.
Als die Nummer mit der Rose bevor stand war ich wieder traurig, zum einen weil ich wusste, dass die Show nun gleich wieder vorbei ist und zum anderen, weil ich wusste, dass Chris gleich wieder eine hübsche Frau verzaubert. Chris wählte den Gang, der sich rechts von meinem Block befand. Ich schaute gar nicht hin, wollte nicht wissen welche Frau er auswählte, bis er mir plötzlich das Mikrophon vor die Nase hielt. Was soll denn das nun wieder, dachte Ich
und war gewillt zu sagen er solle ich jemand anderes suchen.

Die Illusion Des Lebens- Eine Ehrlich Brothers Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt