Der letzte Tag

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Ich hatte noch nie so eine Angst zum Frühstück zu gehen... Gestern Nacht...es war 2 Uhr Morgens, hatten Kayla und ich einen mega Lachflash.... Anscheinend hat man uns über den ganzen Platz gehört, da jemand an der Tür klopfte.... Ich machte also die Tür auf und wer stand verschlafen vor meiner Tür? Klar, niemand anderes als Frau Andov. Als ich sie gesehen habe....mein Herz ist stehen geblieben. Zumindest fühlte es sich so an... Total peinlich berührt habe ich festgestellt das wir zu laut sind und sie meinte nur, dass wir doch bitte ins Bett gehen sollen und leise sein sollten....Ohne Witz...sie sah richtig mies aus. Sie sah so aus als würde sie mich am liebsten umbringen.... Warum ich Angst habe?
Gestern beim Abendessen hieß es von den Lehrern, dass wenn sich jemand nicht benimmt, er morgen nicht an den Strand gehen darf sondern Wandern muss....bis der Bus um 18 Uhr und holt und es zurück nach Deutschland geht.... Dementsprechend haben Kayla und ich sehr große Panik vor dem Frühstück....

"Als ob die jetzt mit uns Wandern gehen. Die haben doch selber keine Lust darauf...",sagt Kayla auf dem Weg zum Frühstück.

"Ich weiß nicht....sie sah schon eher sauer aus...also holla....könnten Blicke töten wäre ich schon 10 mal tot....",wende ich ein.

Am Restaurant angekommen, treffen wir sofort auf Frau Andov. Komischerweise lächelt sie uns an und wünscht uns einen guten Morgen.
"Sagt mal, wieso habt ihr so gelacht gestern? Ich dachte ein Junge wäre bei euch.", lächelt sie. Ihre Augen strahlen dabei sehr.

Wir beide lachen im Chor und schütteln den Kopf.

"Nein, um Gottes Willen! Wir haben so gelacht weil unser Lichtschalter so weit weg ist vom Bett, und ich das Licht aus machen musste. Das hat auch das erste mal geklappt nur dann hatte ich bemerkt, dass wir die Tür nicht zugeschlossen haben und als ich dann von meinem Bett aus den Lichtschalter suchen musste....naja, sagen wir mal ich bin auf dem Boden rumgekrabbelr auf der Suche nach der Tür, neben der sich der Lichtschalter befindet, habe mich dann mit meinem Armband am Stuhl verharkt und ja...als ich dann die Tür zu geschlossen hatte, musste ich ja auch irgendwie im Dunkeln das Bett finden und habe mir dann den Kopf gestoßen....es war einfach so lustig und wir hatten dann einen Lachflash und naja...dann kamen sie...", erkläre ich ihr und muss lachen.

"Achso na dann. Ich dachte schon sonst was."

"Nein, nein. Alles gut. Tut uns leid."

"Ihr sollt ja auch Spaß haben. Ist doch alles in Ordnung."

Mir diesen Worten wendet sie sich ab und geht zu ihren Platz.

"Okay... heißt das wir müssen nicht Wandern?",fragt Kayla.

"Ich glaube ja...", sage ich und gebe Kayla High Five.

_*_

Wir laufen gefühlt schon Stunden in der prallen Sonne zu diesem Strand Club uns es schaut immernoch so aus, als würde nichts in Sicht sein.... Dazu komme noch, das ich alleine laufe, niemand zum reden habe und meinen Gedanken freien lauf lassen kann, was nicht gerade toll ist wenn man Mal bedenkt das kein Leben gerade Kopf steht, da ich auf meine Lehrerin stehe....

Ich bekomme noch die Krise.
Können wir bitte, bitte jetzt da sein? Ich kann nicht mehr!

Und als ob Gott endlich mal meine Gebete erhört hat, waren wir auch schon da.

Wir laufen alle gerade Wegs, an der Rezeption vorbei, zum Strand hin. Jeder zieht sich die Schuhe und Socken aus und sucht sich eine Liege im Schatten. Und verdammt scheiße, ist der Sand heiß...
Sofort laufe ich mit Ashton zum Wasser um die Füße zu kühlen. Dort sind auch Herr Gerber und Frau Andov. Frau Andov und Herr Gerber sind Sportlehrer und müssen daher auf die Schüler im Wasser aufpassen und damn, sieht sie heute gut aus....
Ich schaue sie etwas genauer an. Sie hat ein Tattoo auf der Wade. Irgendwelche Chinesischen Schriftzeichen und eine 4. Was das wohl bedeutet?

Ashton macht ein Selfie mir Herr Gerber und wir unterhalten uns noch darüber, wie schade es ist, dass wir heute schon abreisen müssen....

Bei den Gedanken hier weg zu gehen werde ich ganz traurig. Ich will hier nicht weg. Hier bin ich frei. Hier habe ich keine Mama die auf mir rumhakt und mich fertig macht. Hier habe ich keine Mama die mir sagt ich fett. Hier habe ich keine Mama die mir sagt, dass Lesbisch sein unnormal ist.

Hier kann ich so sein wie ich will.
Hier kann ich reden was ich will.
Hier kann ich, ich sein.

Schnell verbanne ich die Gedanken aus meinen Kopf. Ich werde nicht weinen. Nicht jetzt. Später vielleicht aber nicht jetzt.

Ich laufe zurück zur Liege und sehe Kayla wie ein häufchen Elend da sitzen.
"Hey alles gut?" "Ich hasse den Strand. Ich will hier weg. Ich verbrühe hier. Das ist doch alles scheiße!"

"Warte doch erstmal ab! Ich dachte die wolltest sowieso in die Stadt."

"Ja, aber die Jungs haben keine Ahnung wo es lang geht zur Stadt und kaufen jetzt durch die Pampa und drauf habe ich kein Bock."

"Okay...naja gut. Dann musst du wohl oder übel hier bleiben. Bei mir. Ich weiß, ich weiß. Eine sehr sehr schlimme Strafe. Mit mir an einem Strand zu  sein." Kayla fängt an zu lachen. Wir machen eine Box mit alter, dennoch cooler Musik an und genießen den Tag am Strand....

Langsam neigt sich der Tag dem Ende zu, heißt also das wir bald los fahren nach Hause. Unsere Koffer haben wir heute morgen schon gepackt und in den Bus getan. Ich laufe Rum, mache Bilder von den Lehrern, Schülern und dem Strand. Ich möchte nicht das diese Fahrt schon vorbei ist.... Ich will es nicht. Hier ist alles soviel besser als zu Hause... Ich will nicht heim.
Mir kommen die Tränen.
Nein! Du weinst jetzt nicht!
Schnell wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht, atme tief durch und packe meine Sachen zusammen. Wir sollen uns alle fertig machen und vorne zum Restaurant des Strand Clubs kommen. Wir laufen also alle dort hin und warten was passiert. Mir kommen wieder die Tränen. Schon bald kann ich nicht mehr bis spät in die Nacht hinein mit Paul, Valle und Lasse über Gott und die Welt reden. Bald kann ich nicht mehr das sagen und tun was ich will. Bald kann ich nicht mehr so sein wie ich will. Und bald sehe ich diese eine Person nicht mehr... Vallle sieht was für ein Gesicht ich mache und nimmt mich in den Arm. Er flüstert mir ins Ohr, das alles gut wird und das wir uns immer wieder treffen können. Ich löse mich aus seinen Armen und streiche mir die Tränen aus dem Gesicht....

"Wir machen ein Gruppenbild!", ruft jemand in die Menge.
"Die kleinen nach Vorne! Am besten hinhocken!"

Gesagt, getan. Mit meinen 1,56 bin ich eine der kleinsten und darf mich somit nach vorne Hocken. Neben mir Kayla. Frau Andov steht verloren vor uns. Sie weiß nicht wohin sie soll. Plötzlich rufen viele, sie solle sich vor und Seitlich legen....und sie tut es. Genau vor mir mit ihrem Po... Wir schießen das Bild. Sie dreht sich um zu mir und Kayla.

"Maddie, war das okay für dich? Ich hoffe doch."

"Ja klar, alles gut."

Sie lächelt mich an, greift nach meiner Hand und hilft mir auf.... Ihr lächeln ist so toll...

Der Moment geht leider viel zu schnell vorbei.. Kayla schaut mich an und gibt mir den "Ulalal-Blick" . Ich muss lachen... Achja...die Pupertät ist schon blöd ne...

Wir laufen auf die Straße und warten auf den Bus...
Plötzlich fang ich an zu weinen. Aber so richtig. Alle kommen zu mir.

"Oh Gott Maddie! Nicht weinen. Sonst weine ich auch! Komme her!", Bella nimmt mich in den Arm.

"Ich will hier nicht weg."

"Ich weiß. Ich auch nicht."

"Schau mal! Ich habe ein Einhorntaschentuch für dich!",lacht Chloe  und drückt mich.

Ich muss lachen. Wie lächerlich und peinlich bin ich denn?

"Maddie! Oh nein!", Kayla kommt auf mich zu und umarmt mich fest. Sie streicht mir durchs Haar, wie sie es immer macht um mich zu beruhigen.

"Hey, es wird alles gut!"

"Ja aber, ich werde nie wieder so eine tolle Klasse haben und so tolle Lehrer und wir haben nur noch 3 Wochen zusammen und und ich will hier nicht weg.", heule ich rum.

Ich laufe zu Luke. Wir nehmen uns in den Arm. Er hat gerade sehr viel Stress zu Hause und mit seinem besten Freund. Wir sagen nichts. Wir umarmen uns einfach....
Und da kommt der Bus....

Upside down. | girlxgirl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt