sightseeing

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„Carry on my wayward son
There'll be peace when you are done
Lay your weary head to rest
Don't you cry no more"

„Das hier, das ist mein absoluter Lieblingsplatz.", Rick breitete die Arme aus und drehte sich einmal.

Wir waren in einem Park auf irgendeinem Hügel. Es war nichts Besonderes, aber er freute sich wie ein kleines Kind, also versuchte ich auch zu lächeln und zustimmend zu nicken. Es gelang mir nur so halb, aber für den euphorischen Jungen vor mir reichte es total.

Er ließ sich ins Gras fallen und klopfte neben sich. Ich zögerte, doch schließlich setzte ich mich neben ihn.Ich hatte keine Ahnung wie er diesen Platz wiederfand, denn dieses Hügelchen sah aus wie alle Anderen in diesem Park.

Er legte sich auf den Rücken und starrte in den Himmel. Die Sonne war inzwischen schon am Untergehen und ich beobachtete den Himmel.

„Woran denkst du?", fragte er mich.
„Ich frage mich, warum du dich mit mir treffen wolltest.", gab ich ehrlich zu.

„Ich weiß nicht. Du bist immer so verschwiegen, selbst als ich dich beim Laufen mit meinem Charme eingenebelt habe hast du nichts erzählt." Ich lachte.

„Dein Charme? Du meinst deine Ausstrahlung von völliger Erschöpfung und Frustration und dein himmlischer Geruch nach Schweiß?" Er richtete sich auf und zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen.

„Selbst damit bin ich verdammt heiß" Ich grinste nur und schüttelte den Kopf. Das stimmte wohl, aber das musste er ja nicht wissen.

Er seufzte und legte den Kopf schief. „Malia, jeder Blinde sieht, dass du nicht bei der Sache bist. Ich, der unwiderstehliche Rick Arthur James, versuche dich kennen zu lernen und du blockst ab oder ignorierst es. Was ist es, das mir deine Aufmerksamkeit wegnimmt?" Ich biss auf meiner Unterlippe herum und überlegte krampfhaft, was ich jetzt sagen könnte.

Ich zog eine Augenbraue nach oben. „Dein zweiter Name ist Arthur?" Genervt presste er die Lippen zusammen. „Darum geht es ja gar nicht."

Ich entschied mich für eine Halbwahrheit.

„Ich bin nicht bei der Sache, weil ich jemand anderen liebe. Das wird sich auch nicht so schnell ändern. Ich habe heute versucht das zu vergessen, aber es funktioniert nicht. Das Problem ist, dass ich für kein Geld der Welt wieder zu ihm zurückgehen werde. Er hat mir wehgetan." Es war ja nicht gelogen, nur die Namen und die Geschichte hatte ich weggelassen.

Er verzog das Gesicht. „Super, du bist vergeben"
„Nicht direkt", lenkte ich ein, doch er schüttelte nur den Kopf.
„Doch bist du. Ob du es einsehen willst oder nicht. Aber das macht nichts", enthusiastisch sprang er auf und hielt mir die Hand hin, „Ich bekomme es bestimmt hin, dass du ihn vergisst."

Er zwinkerte mir zu und ich musste lächeln. Seine Bemühungen waren süß, wenn auch verfrüht. Viel zu früh. Ich war seit drei Tagen hier. Wir hatten noch Zeit.

Warte Stopp! Nein hatten wir nicht. Ich wollte bald gehen. Warum musste ich mich daran erst selbst erinnern?

Wir traten den Rückweg an und er fuhr mich nach Hause. Als er allerdings mit zur Haustür gehen wollte wehrte ich ab.
„Wir hatten kein Date. Wir sollten es bei einem 'Bye' belassen"

Er war nicht wirklich glücklich, aber er hatte keine Wahl. Also verabschiedete er sich und fuhr davon. Ich sah ihm gedankenverloren hinterher und fragte mich ob ich ih  je so mögen könnte, wie ich Noah mochte.

Ich war keine zwei Schritte im Haus, da stand Sienna vor mir. Aber nicht nur sie. Nein, das wäre ja zu schön gewesen. Auch Jane stand da und beide hatten diesen erwartungsvollen Blick, während ich wahrscheinlich aussah wie ein verschrecktes Huhn.

„Was genau wollt ihr?", fragte ich misstrauisch und kniff die Augen zusammen. Die Beiden sahen immer noch nicht weg und antworteten unisono: „Habt ihr euch geküsst?"

Entsetzt lachte ich auf. „Was?"
Sie erwiderten nichts sondern starrten mich weiterhin an.

„So Stopp! Es reicht! Ich kenne ihn seit drei Tagen. Ich küsse nicht jeden Jungen und außerdem haben wir uns nur getroffen!" Mit diesen Worten schob ich mich an ihnen vorbei und lief die Treppe nach oben in mein Zimmer.

Genervt zog ich mir eine Jogginghose an und schnappte mir im Gehen mein Handy. Ich wollte mir was zu essen organisieren, da es 20:30Uhr war und Familie Green gegen 19:30Uhr aß. War mir recht. Mehr Zeit für mich allein.

Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, war das Jane und Sienna mit zusammengesteckten Köpfen am Tisch saßen und tuschelten.

Ich musste ihnen nicht mal zuhören um zu wissen um was es ging. „HALLO", rief ich extra laut und marschierte in den Raum.

Ertappt fuhren die Beiden auseinander. Wusste ich es doch. Ich versuchte es zu ignorieren, aber damit sie aufhören würden müsste ich ihnen von Noah erzählen. Das fiel flach. Also war das hier das kleinere Übel.

Ich öffnete den Kühlschrank und nahm mir den Teller raus, denn Mrs. Green mir zu recht gemacht hatte. Durch ihren ‚sehr wichtigen' Job hatte ich sie nicht für eine Person gehalten, die Andere bekochte oder ihnen fertige Teller in den Kühlschrank stellte. Ich mochte sie. Sie war ein guter Mensch.

Es war irgendeine Gemüsepfanne. Ich aß so ziemlich alles, also war es mir wieder einmal egal was ich da vor mir hatte. Ich setzte mich zu den Schwatztanten an den Tisch und ignorierte sie. So gut man das eben konnte.

Sie hörten einfach nicht auf zu starren. Meine Nerven waren so was von durch. Erst das heute Morgen und jetzt diese Blicke, die die Wahrheit anscheinend aus mir rauszuprügeln versuchten. „WAS" Ich knallte meine Gabel auf den Tisch. Nicht das Intelligenteste was ich je gemacht hatte. Es war ein Glastisch.

Sienna und Jane zuckten zusammen und sahen schuldbewusst auf ihre Hände. Würde es nicht um mich gehen, dann würde ich das Ganze sogar lustig finden. Doch es ging nun einmal um mich.

„Naja, also wir fragen uns nur, was ihr den ganzen Tag getrieben habt und du bist ja nicht der Typ Mensch der Sachen erzählt, also-„

„Also dachtet ihr ‚Warum Malia denn nicht Loch in den Kopf starren, vielleicht erfahren wir es ja dann'" Unterbrach ich die beiden genervt.

Sie nickten.
„So in etwa", nuschelte Jane.
Sie machten beide einen wirklich jämmerlichen Eindruck.

„Er hat mir irgendein Diner vorgestellt und dann hat er mir Teile dieser Stadt gezeigt. Er hat mich nach Hause gebracht und das wars. Zufrieden?"

Wieder nickten die Beiden und ich unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen. Mir war bewusst, dass es damit noch nicht getan war, aber für heute sollte es reichen.

Ich stellte meinen Teller in die Spüle, rief Jane noch einen Gruß zu und verschwand dann endgültig in meinem Zimmer.

Umgezogen legte ich mich in mein Bett und fuhr meinen Rechner hoch. Ich öffnete Chrome und Netflix, um dann endlich, nach gefühlter Ewigkeit, eine Folge F.R.I.E.N.D.S. sehen zu können. Es war perfekt. Wochenende, ein Bett und F.R.I.E.N.D.S..

Irgendwann dämmerte ich wohl weg, denn als ich meine Augen öffnete, zeigte meine Uhr 12:43Uhr an und die Sonne schien durch meine Vorhänge.

Gähnend räkelte ich mich und stellte meinen Laptop beiseite. Ich huschte ins Bad und duschte, bevor ich mich in die Küche begab um etwas Kleines zu essen. Ich hatte heute ausgesprochen gute Laune, dafür was in letzter Zeit so passiert war.

So sah ich anscheinend auch aus, denn die ganze Familie lächelte mich an als ich ins Wohnzimmer trat. "Morgen", grüßte ich fröhlich.


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Hoffe es gefällt euch :)

felemho

Drowning- Du nimmst mir die LuftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt