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Ab jetzt wird's spannender. Was sagt ihr dazu?

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Knox war nicht alleine, als er den beiden entgegen kam. Ein großgewachsener, junger Mann begleitete ihn, jeder Schritt selbstsicher und stolz, pure Arroganz und Überlegenheit in seinem Blick, wunderschön die Magie, mit der er die Atmosphäre um sich herum gefährlich zum knistern brachte. Es war Dominique Reed, gut aussehend, charmant lächelnd und eiskalt. Keine Sekunde lang entging Alain die Pistole in seinem Hosenbund.

„Es wird Zeit nach Hause zu kommen, Liebling." Seine Stimme war sanft, und doch messerscharf, lieblich und gleichzeitig abgrundtief grausam. Weiße Zähne blitzten wie Schwertschneiden zwischen seinem Lächeln hervor. Keine Gefahr hätte schöner verhüllt sein können, kein Stolz tanzte anmutiger in seinen Augen Paso Doble.

„Nick." Tessas Stimme verlor sich beinahe im Wind, so schwach und orientierungslos schien sie auf einmal. Verzweifelt kletterte ihr Blick nach oben, die Dünen hinauf, Meter um Meter bis zum Meer, das sie noch immer nicht sehen konnte. Noch nie hatte in ihren Augen eine größere Sehnsucht gestanden. Ihr Wunsch war zum Greifen nahe, fast konnten ihre Fingerspitzen die Schaumkronen kitzeln, ihre Lippen das salzige Blau kosten – und doch blieb der Traum unerreichbar. Einen kurzen Moment meinte Alain, sie würde weiter laufen, zielstrebig und hartnäckig wie sie war. Doch sie knickte ein, ließ sich widerstandslos übermannen, kapitulierte – Alain konnte es genau sehen. Ihre Schultern fielen in sich zusammen, ihr Kinn senkte sich, verlor den Stolz, den es immer getragen hatte. Ja, auf einmal war sie ein kleines Häufchen Elend, das die Wellen des Meeres sehen wollte und doch nicht groß und stark genug war, um die letzte Hürde zu überwinden.

„Komm, kleiner Stern. Dein Ausflug hat dich weit genug entführt. Ich bringe dich nach Hause." Es war verstörend, wie schmal der Grat zwischen lieblich und bedrohlich war. Um Dominique verschwamm beides zu einem einzigen, trennte sich wieder, waberte ziellos umher, sprudelte in Spiralen auseinander und fand sich schließlich in seiner Stimme zusammen – ein charmantes Knurren. Sein Blick funkelte gefährlich, spie Feuerdrachen, die um Tessa herum kreisten, sie einkesselten und ihm Stück für Stück entgegen lockten. Sie stolperte einfach naiv darauf los und erst Alains Stimme ließ sie innehalten.

„Tessa?" Es war eine Frage, die wacklig auf zwei Beinen stand.

Ihr Blick fand den seinen, verschmolz mit der Liebe, die sie darin fand und riss sich doch beschämt los, zog ihm den grauen Sand vor, der sich gehorsam vom Wind hin und her peitschen ließ.

Sie lief den Feuerdrachen willenlos hinterher und blickte nicht noch einmal zurück.

„Was ist hier los?" wieder war seine Frage nicht so stark und selbstbewusst, wie er es sich gewünscht hatte. Fast zögernd ließ er seinen Blick zu Knox wandern, der unwohl schluckte und doch nicht nachgab. „Knox?" Er schüttelte nur den Kopf, eine kleine Geste, die die Schlucht aus Verrat und Betrug zwischen ihnen munter wachsen ließ. Erstaunlich, wie schnell Freundschaft in Feindschaft umkippen konnte.

„Also, Liebling" begann Dominique vorwurfsvoll und blickte an Alain vorbei, als wäre er ein Dreckchen lästiger Staub, „was hast du dir dabei gedacht?"

Tessa schluckte und zögerte in ihren Schritten. „Ich wollte mir nur ein paar freie Tage machen." Alain hatte ihre Stimme noch niemals so hauchdünn zu Ohren bekommen. Es war, als wäre es nicht ihre eigene. Denn er kannte Tessas Stimme, diese feurige, stolze, tollkühne Melodie, in die er sich verliebt hatte. Kein einziger verlorener Ton war davon noch zu hören.

„Mit ihm?" Selbst jetzt sah Dominique ihn nicht an. Umso höhnender war dafür seine Stimme. „Bezahlt er dich auch ordentlich dafür?"

Tessa zuckte zusammen, als hätte er ihr den fauchenden Stachel einer erbarmungslosen Peitsche über die nackte Haut gezogen. „Nick-" Ihre Stimme bebte, zitterte, war das schwache Fähnchen im Auge des Sturms.

Feigling im Sturm #FederlichtawardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt