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Das Kapitel geht an tautropfen2907

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Alain war froh, als das Wochenende vorbei war. Er hatte genügend Zeit damit verbracht, sich alt und grau zu grübeln und sich Vorwürfe zu machen. Tessa war nicht mehr da und vielleicht war es gut so, vielleicht würde endlich wieder etwas Ruhe und Ordnung in sein Leben zurückkehren. Sie war wie ein Wirbelsturm gewesen, zerstörerisch, rücksichtslos, gefährlich und doch – doch so wunderschön. Sie hatte die grauen Silhouetten seiner Welt in Farbe getaucht und seit sie wieder verschwunden war, war auch ihr verrücktes, kunterbuntes Chaos verblasst.

„Wir könnten sie suchen gehen.“ Schlug Patsy enthusiastisch vor.

„Das ist doch Unsinn.“ Murmelte Alain in den Hörer seines Handys, während er sich auf den Weg zur Arbeit machte. „Ich weiß nichts über sie, Patsy, nichts.“

„Du hörst dich ja total zielstrebig an.“ entgegnete sie vorwurfsvoll. „Hey, das ist Tessa von der wir da reden! Du weißt schon, das Mädchen, das dir den Kopf verdreht. Dein tollkühner Engel, der dich von deinem Angsthasen befreien will. Diejenige, von der du nachts-“

„Patsy!“ Genervt stöhnte er und blickte verzweifelt Richtung Himmel. „Hör schon auf-“

„Hör du auf, du Feigling.“ Fauchte sie. „Du hast dich in sie verliebt, kapier das doch endlich! Sei nicht so ein Idiot wie Knox, okay? Du musst um sie kämpfen!“

„Hast du mich überhaupt gefragt, ob ich das will?“ rief er wütend. „Patsy, sie ist die beste Schauspielerin, die mir je begegnet ist. Sie lügt wie gedruckt, sie ist gefährlich und sie tut mir nicht gut.“

„Sie tut dir sogar sehr gut.“ Er hörte das neckende Grinsen in ihrer Stimme. „Sie hat dir endlich mal in den Hintern getreten. Ihr hast du es zu verdanken, dass du zu den drei Musketieren gehörst. Sie ist eine wahre Heldin, Al. Streng dich an und werd‘ auch zu einem, verstanden?“

„Und das ist so einfach, hm?“ Zornig biss er die Kiefer zusammen. „Bist du denn ein Held, Patsy? Kämpfst du für Knox? Hast du dir schon mal selbst in den Hintern getreten?“

„Weißt du was?“ rief sie wütend ins Telefon. „Knox hat einen verdammt schlechten Einfluss auf dich. Du bist genauso ein Arsch wie er.“ Dann unterbrach sie die Verbindung und sein Handy gab ein klägliches Tuten von sich.

„Na super.“ Frustriert starrte er auf den schwarzen Bildschirm.

Trotzdem lag sie falsch. Er war ein Held und zwar ein Held darin Dinge kaputt zu machen, die verdammt zerbrechlich waren. Und dass er ein Feigling war, das passte ebenfalls wie die Faust aufs Auge. Wütend vor sich hin grummelnd stieß er die Tür zum Laden auf und streifte sich die Jacke von den Schultern. Es dauerte keine Minute, da wusste er, dass etwas nicht stimmte.

Irritiert sah er sich im Laden um, wartete auf Frau Harrisons gut gelaunte Stimme, die ihm einen schönen Morgen wünschte, und wurde enttäuscht. Denn die sonst so gemütliche Stille im Laden wurde nicht durch ihr leises Summen von alten Schlagern untermalt. Stattdessen hatte die Stille etwas Kaltes an sich, etwas Brutales, Messerscharfes. „Frau Harrison?“

Zögernd ging er zwischen den Bücherregalen auf die Leseecke zu. Aber auch dort erhielt er keine Antwort und auch kein vertrautes Summen hieß ihn Willkommen. Im Gegenteil - ein entsetztes Keuchen verließ seinen Mund.

Denn da lag sie, die alte Frau, auf dem bunten fröhlichen Teppich, und starrte ihm mit leeren Augen entgegen. Er schnappte nach Luft und hechtete sofort zu ihr, fiel neben ihr auf die Knie und nahm ihre schneeweiße, eiskalte Hand in seine.

Feigling im Sturm #FederlichtawardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt