Vulpes et Feles

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Montag, 24.06.2013

„ Mama, ich geh´ noch an den Baggersee mit Freunden. Okay?“ Sie schaute mich an, als hätte ich ihr gesagt, dass ich auf den Mond fliegen wollte. Dann sagte sie: „Ich hab aber schon Luisa Bescheid gesagt, dass du mitgehst zu ihr. Sie hat heute Geburtstag.“ Was sollte das denn schon wieder?! „Mama, du weißt genau das ich Luisa nicht leiden kann und außerdem hättest du mich ruhig mal fragen können. Ich geh nicht mit dir dahin. Ich geh an den Baggersee. Also, ich hol jetzt meine Sachen und dann geh ich.“ Als ich das gesagt hatte, drehte ich mich um und ging in mein Zimmer. Dort suchte ich meine Badesachen zusammen und stopfte alles irgendwie in meinen Rucksack. Dabei fiel mir auf, dass ich mir mal wieder einen neuen Rucksack kauften musste. Der hier war bestimmt schon zwei Jahre alt. Ich ging zur Haustür unserer Villa(die ich übrigens total hässlich fand, hier war alles so vornehm und so schick, etwas was ich gar nicht leiden kann) und wollte schon rausgehen, als meine Mutter mich rief. Ich ging zu ihr in die Küche und wartete was sie sagte. Sie lehnte an der Spüle und musterte mich von oben bis unten. Ihr Blick blieb an meinen Füßen hängen. „ Ich hab dir doch letzte Woche extra Flip-Flops gekauft und du hast diese grässlichen Springerstiefel schon wieder an! Mia, es ist Sommer! Du schwitzt doch wie verrückt!“ Ich drehte mich einfach um und ging zur Haustür. Sie rief mir noch hinterher: „ Was denken denn deine Freunde von dir? Du gehst an den Strand, Mädchen!“ Ich war kurz davor zurückzuschreien, aber ließ es dann doch bleiben, weil ich wusste, dass dann ein Streit erst recht anfangen würde. Außerdem fanden es meine Freunde cool, dass ich das ganze Jahr über Springerstiefel anhatte!     Ich holte mein Fahrrad aus dem Keller und radelte los. Bis zu unserem Baggersee brauchte ich fünf Minuten. Dort angekommen hörte ich schon meine Freunde. Wir waren wahrscheinlich die einzigen dort, denn es war nicht sehr warm und der Himmel sah auch nicht nach gutem Wetter aus. Ich schloss mein Fahrrad ab und ging durch das Eingangstor an den Strand. Meine Freunde hatten Musik an und grillten. Sie hörten gerade das Lied „Südtirol“ von Frei.Wild, mein Lieblingslied. Ich ging ein Stück näher und fing laut an zu singen: „ Ja unser Heimatland, es ist so wunderschön, das kann man auch an unseren Bergen sehen. Sie ragen stolz zum Himmel hinauf, schon unsere Ahnen waren mächtig stolz darauf…“ Weiter musste ich nicht singen, denn mein bester Kumpel Steffen hatte mich entdeckt und kam mir entgegen. Ich rannte auf ihn zu und sprang ihm in die Arme. Er lachte, setzte mich ab, wuschelte mir über den Kopf und sagte: „ Hey kleine Lara Croft, lang nicht mehr gesehen.“ Ich grinste ihn an. „ Ja ich weiß. Aber jetzt bin ich ja da. Was gibt’s zu trinken?“                                                                                                                                                „Ah so wie ich sie kenne, meine Kleine. Wir haben noch ein Bier da, der Rest ist schon leer getrunken. Sorry.“ Ich liebte es einfach wenn er mich Kleine nannte! Ich boxte ihm leicht auf die Schulter und lachte. Da kam auch schon meine beste Freundin Jenny angerannt und umarmte mich stürmisch. Ich lachte noch mehr und wir gingen zu den anderen. Wir waren ungefähr zehn Leute. Von allen wurde ich einmal umarmt. Hier war die Stimmung schon richtig gut! Ich schnappte mir das letzte Bier und trank es in einem Zug aus (Jetzt aber nicht denken, ich wäre irgend so ein Säufer, aber ich brauchte das jetzt einfach nach dem ganzen Stress mit meiner Mutter). Ich fragte in die Runde rein: „ Wo kommen die leeren Flaschen hin?“ Die meisten guckten mich erstaunt an. „Hast du das alles auf einmal getrunken?“ fragte Mike. Er war der Älteste von uns, mit seinen 23 Jahren. Ich grinste ihn an: „ Ja, hab ich. Ich hab zurzeit ziemlich viel Stress daheim, deswegen. Also wo kommen die leeren Flaschen jetzt hin?“ Er deutete hinter den Grill, wo ein Müllsack lag. Ich brachte die leere Flasche in den Müllsack und breitete mein Handtuch neben Steffens Handtuch aus. Ich zog mein T-Shirt aus und band meine langen rabenschwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen. Dann zog ich meine Stiefel aus und stellte sie neben mein Handtuch. Da kam Steffen auf mich zu und fragte: „ Du willst jetzt nicht wirklich schwimmen gehen, oder?“ Ich nickte nur grinsend und antwortete ihm: „ Wer als erster im Wasser ist!“ Er grinste mich an, verdrehte die Augen und zog sein T-Shirt aus. Ich rannte los und war schon fast im Wasser als eine Hand mich von hinten an der Schulter zurückzog. Ich stolperte und konnte gerade so weiter rennen. Steffen war schon im Wasser angekommen und blieb stehen. Diesen Moment nutzte ich, hechtete vorwärts und sprang auf seinen Rücken. Mit so was hatte er nicht gerechnet, denn er stolperte und fiel dann mit mir ins Wasser. Ich tauchte so schnell ich konnte weg von ihm, denn ich wusste, dass er mich sonst tunken würde. Doch er kriegte einen meiner Füße zu fassen und zog mich zurück. Er tastete sich mit seinen Händen hoch bis zu meiner Hüfte und zog mich dann noch weiter unter Wasser. So langsam musste ich wieder an die Luft. Da ließ er mich auch schon los und ich stieß mich vom Boden ab an die Wasseroberfläche.                                                                                             Er war schon oben und grinste mich an. Ich verdrehte lachend die Augen und schwamm ein Stück auf den See hinaus. Er folgte mir und zusammen schwammen wir in einem angenehmen Schweigen neben einander her. Ich war einfach so glücklich wieder daheim und bei meinen Freunden zu sein, dass ich anfing wie ein Idiot zu grinsen. Steffen deutete das Grinsen richtig, denn er fragte: „ Du bist froh wieder in Deutschland zu sein oder?“                                                         „Ja auf jeden Fall. Paris ist schon ne schöne Stadt, aber für eine Woche ist mir des echt zu viel. Die ganzen Leute und der Lärm und des alles. Vor allem des bescheuertste war, dass ich die ganzen Leute nicht verstehen konnte, also wenn sie nicht grad Englisch geredet haben. Zum Glück war es in unserem Hotelzimmer wenigstens einigermaßen ruhig. Und was war hier los?“ Er dachte kurz nach und erzählte dann: „Naja hier war eigentlich nix los. So wie immer halt, achso doch. Mikes Freundin hat sich von ihm getrennt. Und meine Eltern wollen, dass ich wieder zu ihnen nach Hause ziehe. Sie haben sich jetzt nämlich irgendein riesiges Haus gekauft. Das Haus ist eigentlich viel zu groß für die. Viel zu viel Räume und ein riesiger Garten. Aber ich hab ihnen gleich gesagt, dass ich zu hundert Prozent nicht zu denen ziehe. Ich bleib lieber in meiner kleinen Chiller-Wohnung.“ (Er ist auch schon 20 Jahre alt, deswegen hat er auch seine eigene Wohnung) Ich stimmte ihm zu. Er schlug vor zurück zu schwimmen, also drehten wir um und schwammen zurück.

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