"Erzählen sie mir etwas über sich, Harry", forderte mich meine neue Therapeutin auf, während sie ihre kleine schmale Brille, auf ihrer Nase zurecht rückte.
Jedoch machte ich keine Anstalten ihr zu Antworten. Es war nicht so, dass ich versuchte zu streiken. Nur antwortete ich nicht auf Fragen, auf die es keine Antwort gab. Weswegen ich einfach auf die weiße Decke starrte und mich tiefer in das bequeme Sofa sinken ließ.
Die Therapeutin, dessen Namen ich nicht mehr wusste, seufzte leise.
"Wann haben sie sich das letzte mal wehgetan?", hakte sie weiter nach. Sie wurde mir ab dieser Frage unsympatisch.
"Sie meinen: Wann ich mir das letzte mal die Klinge ans Fleisch gelegt habe und dabei zugesehen habe, wie frisches, warmes, wunderschönes Blut meine entstellten Arme herunter läuft?"Ich hörte sie schlucken. "G-Genau." Gab sie kleinlaut von sich.
Schulterzuckend antwortete ich: "Gestern." Dabei strich ich mir die Ärmel etwas hoch, damit man den weißen Verband erkennen konnte. Aus Höflichkeit hatte ich ihn mir heute morgen angelegt, mir gefiel es, das Blut Tropfen zu sehen. Doch die meisten meiner alten Therapeuten hatten damit ein Problem.
Allgemein hatten sie immer ein Problem mit mir, weswegen ich sie oft wechseln musste.
Kurz schwieg die junge Blondine, weshalb ich ihr das reden abnahm: "Wollen sie jetzt nicht nach meiner Vergangheit fragen, um zu erfahren wie ich so geworden bin?"
Doch zum meinem erstaunen, schüttelte sie den Kopf. "Nein." Irritiert schielte ich zu ihr, dabei zog ich meine Augenbrauen hoch. Das gehörte nicht zur Routine. Früher wäre ich jetzt in Panik geraten, doch das hatte sich geändert.
"Haben sie jemals jemanden geliebt?", verdattert schaute ich nun ganz zu ihr. Ohne zu Antworten. Es war nicht so, dass es darauf keine Antwort gab. Es gab sie, nur war ich mir ihr nicht bewusst und werde es mir nie sein.
Sie brauchte keine Antwort, meine geweiteten Augen und blasses Gesicht sprachen Bände. "Wie heißt sie?"
Leicht überfordert lachte ich in mich hinein, noch nie jemand hatte mich nach ihr gefragt. "Sie hat mir ihren Namen nie verraten", gestehe ich.
Jetzt war sie es, die mich verwirrt anblickte. "Warum nicht?"
Ich zuckte bloß mit den Schultern und spielte mit dem Verband.
"Bitte antworten sie mir."
"Ich weiß es nicht, sie sagte mir zwar einen Namen, wie sie genannt werden wollte", ich atmete tief ein, es tat weh zu wissen wie wenig ich doch von ihr wusste. "Aber ihren richtigen Namen behielt sie für sich."
Die Blondiene überschlug ihre schlanken Beine und wirkte wahrhaftig interessiert. Auch wenn man in einer Psychiatrie Arbeit, bekommte man eine Geschichte, wie meine nicht jeden Tag erzählt.
"Wie wollte sie genannt werden?", der Gedanke an ihren Namen ließ mich schmunzeln. "Angel."
"Wieso Angel?", wieder eine Frage auf die es keine Antwort gab. "Ich bitte sie, Harry, reden sie mit mir."
Langsam ballte ich meine Hände zu Fäusten und vergrub meine Fingernägel ins Fleisch. Es machte mich verrückt. Fragen auf die es keine Antwort gab, verdienten auch keine.
"Bitte", flehte sie. "Es gibt nicht auf alle Fragen eine Antwort, Miss."
"Doch, die gibt es. Man muss sie nur richtig stellen", ich konnte sehen wie sie etwas auf ein Blatt kritzelte, ehe sie mir wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte.
"Also, warum denken sie, warum sie Angel genannt werden wollte?"Darauf gab es tatsächlich eine Antwort. Seit dem Tag, als ich sie kennengelernt hatte dachte ich darüber nach, weswegen es mir leicht fiel ihr zu Antworten: "Ich denke sie wollte jemand sein, der sie nicht war."
"Erzählen sie mir von Angel", wie sie ihren Namen aussprach gefiel mir nicht. Sie drückte ihn nicht hochmütig aus, wie Angel es verdient, oder eher gesagt, wie sie es selbst gewollt hätte. "Es scheint mir, als wären sie an unserer Geschichte interessiert."
"Das bin ich", gab sie zu.
"Es ist nicht die Geschichte, die sie erwarten."
Sie tippte mit ihren Nägeln, auf ihr Knie. Mich störten solche Gesten, sie waren nicht von Not und reinste Zeit Verschwendung. Nur an Angel gefielen sie mir. "Welche Geschichte erwarte ich denn?"
"Eine Geschichte über einen Psychisch kranken jungen Mann, welcher sich umbringen wollte, bis er auf sie draf. Ein ruhiges, liebevolles und unschuldiges Mädchen. Die es schaffte den jungen Mann von all seinem Kummer zu befreien", erzählte ich theatralisch und lachte über mich selbst. Nur die Therapeutin blickte mich stumm an. Ich wusste, dass sie genau mit solch einer Geschichte gerechnet hatte.
"Dann erzählen sie mir die wahre Geschichte und wer sie wirklich war." Ich musste schmunzeln über ihre Naivität, nach dieser Geschichte wird sie nicht mehr dieselbe sein. Sie wird sie erschaudern und Albtäume haben lassen. Die Geschichte von Angel und mir wird sie zerstören und sogar verstören.
Doch ich tat was sie wollte.
"Sie war der Teufel höchstpersönlich. Mit einer Hölle, die nur uns zwei gehörte."
DU LIEST GERADE
same hell (Abgebrochen)
Fanfiction"Wir hatten nichts gemeinsam, außer die Hölle, die wir uns teilten." Blumen in ihrem Haar. Dämonen in ihrem Kopf. Drogen in ihren Adern. Rauch in ihren Lungen. Verrücktheit in ihrem Verstand. Storm in ihrem Herzen. Sie bestand aus soviel und er nur...