Ich wusste das es mal so weit kommen wird...
Mir war übel vor Schmerzen. Ich spürte wie das Blut mein Gesicht runter lief. "Lauf", hörte ich noch von meinem Vater schreien. Was sollte ich tun? Ich konnte mich mit meiner letzten Kraft aufrichten. Ich versuchte mich auf allen Vieren fort zu bewegen. Ich krabbelte in die hinterste Ecke von unserer Abstellkammer, welches mein liebstes Versteck war, wenn ich mit meinem großen Bruder und den Nachbarskinder verstecken spielte. Ich spürte wie mich jemand an der Schulter packte und sagte : "Verschwinde hier Tarek!" Ich kannte die Stimme, es war mein Bruder. "Ich will nicht wissen was passiert, wenn ich jetzt alleine flüchte. Komm mit!", rief ich ihm zu.
Er schaute mich an, er schaute zu meiner Mutter und meinem Vater, welche uns hoffnungslos suchten.
Mein Bruder Mohammed lief zu meinen Eltern, sagte ihnen etwas und kam zu mir zurück. "Kommen sie mit?", fragte ich ihn. Er packte mich am Arm und riss mich mit ihm...
Ich spürte immer noch den Druck in meinem Kopf, welcher unerträglich war. Ich lief stöhnend meinem Bruder hinterher. Ich schloss die Augen und stellte mir das Jenseits vor, doch ich gab nicht auf.
Vor uns war ein Weg gepflastert mit Leichen. In diesen Moment fragte ich mich :" Werden wir auch bald einer von denen sein?"
Ich konnte nicht mehr sehen wo wir waren, da ich etwas verschwommen sah. Auf einmal wurde mir schwarz vor Augen und ich wurde bewusstlos.Als ich aufwachte, hörte ich Meeresrauschen. Ich lag in einem Boot, in welchem um die 20 Leute saßen. Keinen kannte ich von denen...
Es war sehr eng und von denen sahen alle sehr heruntergekommen aus. Ich hatte keine Ahnung warum, aber irgendwie fühlte ich mich, als würde mir etwas gefehlt haben. "Das ist doch der Junge mit seinem Bruder", hörte ich von einer Frau flüstern. Jemand anderes: "Der Bruder hat echt viel Verantwortung gehabt."
Es schien so als hätte ich ein Blackout gehabt, doch auf einmal kamen die Erinnerungen zurück.
Wir liefen zum Strand und ich wurde bewusstlos...
"Wo ist Mohammed!?"
Hatte ich das laut gesagt? Anscheinend schon...
"Er ist zurück geblieben, er sagte du sollst heil nach Deutschland kommen", sagte eine Frau, welche ebenfalls am Boden zerstört war. Ich schluchzte.
Ich wusste nicht was ich fühlte: Angst, Freude das ich vielleicht überlebe, Trauer? Ich will nicht allein in ein fremdes Land...
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Hab immer Hoffnungen, egal wie möglich oder unmöglich es dir scheint
Short StoryDie Kurzgeschichte "Hab immer Hoffnungen, egal wie möglich oder unmöglich es dir scheint", wird von der Sicht eines 12 jährigen Jungen namens Tarek erzählt. Sein Dorf in Libyen wurde mal wieder angegriffen, doch dieses Mal gibt es keine andere Chanc...