The Accordion Man

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Out on the streets of Napoli,
he goes and plays accordion.

Blasting out a happy tune,
while on the inside, he is mute

Old he is,
Sleeps on the streets,
has nowhere he can go.
and only his accordion,
it gives him company.

Out on the streets of Napoli,
she goes and sells her roses.

Smiling, pointing out your love,
but at her home,
there's love no more.

Young she is,
her eyes so wide,
and sibling she has five,
and only her red roses,
give them a little life.

Out on the streets of Napoli,
she roams and begs for food.

Looking sad, and crying loud,
while alone, she's always quiet.

Sad she is,
has no one left,
There's nobody who cares
and only God,
he gives her faith,
and lets her bear the stares.

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*Achtung, lange Hintergrundstory, gerne lesen*

Hi,
hier mal ein etwas ernsthafteres Gedicht, was mir persönlich wirklich wichtig ist. All diese Personen sind mir heute so wie beschrieben oder ähnlich in Pozzuoli, in der Nähe von Neapel, begegnet.
Es fing alles mit einer streunenden Katze an, die ständig um unseren Restauranttisch und die er anderen Gäste strich, und laut maunzend etwas von unserem Fisch abhaben wollte (sie ist im Prinzip die Frau im dritten Teil des Gedichtes).
Dann kamen einige vermutlich Pakistanische oder Indische Männer und boten uns Rosen an. Sie taten mir leid, aber trotzdem kauften wir nichts. Sie sahen unglücklich aus.
Als nächstes kam der Akkordeonspieler. Und da schoss mir diese Zeile in den Kopf, die auch nicht wieder verschwand: "Blasting out a happy tune, but inside he is cold" ("cold" wurde im Gedicht später zu "mute" = stumm). Denn genauso erschien es mir: Er spielte eine fröhliche Melodie, aber ich konnte spüren, dass er selbst nicht fröhlich war, auch wenn er lächelte. Einige Gäste, auch wir, drückten ihm dann nach und nach ein paar Euro in die Hand, aber ich glaube es war mehr, um ihn abzuwimmeln, als um ihn wirklich für seine Musik zu entlohnen und er spielte wirklich gut, wie ich fand. Ich dachte darüber nach, wie sein Leben wohl aussah, ob er vielleicht einen Job hatte, dessen Geld aber vorne und hinten nicht reichte oder ob er vielleicht sogar auf der Straße lebte.
Mit all diesen Gedanken um ihn in meinem Kopf, darunter der nicht schweigende Vers, und der Scham, weil ich die ganze Zeit versucht hatte ihn nicht anzusehen, wurde ich traurig. Um ehrliche zu sein, ich hätte heulen können. Aber ich wollte nicht mitten beim Essen vor meiner Familie in Tränen ausbrechen.
Noch schlimmer wurde das Ganze, als plötzlich ein kleines Mädchen an unseren Tisch kam, vielleicht sechs Jahre alt. Zunächst dachte ich, sie würde einfach nur neugierig schauen, wie sie da so stand, auf einem schwarzen Strohhalm kauend und uns mit ihren großen brauen Augen ansehend. Aber dann entdeckte ich die in Plastik eingewickelten künstlichen Röschen, die sie in einer Hand hielt, und ich hoffte, dass es einfach nur ihr Spielzeug wäre. Doch sie murmelte etwas, was wir nicht verstanden und wir sagten nur "no italiano", was sie aber wiederum nicht zu verstehen schien. Nach einer kurzen Weile ging sie weiter zum nächsten Tisch und mit wurde beinahe schlecht. Wieder schaute ich weg. Kurz darauf kam dann ihre Mutter, eine dünne, müde aussehende Frau, mit den zwei Schwestern, eine vielleicht sieben, die andere im Kinderbuggy, vorbei und auch sie hielten je einen Strauß der ehrlich gesagt eher kläglichen Plastikrosen in der Hand. Mein Vater bemerkte, dass sie augenscheinlich nicht Italienisch, sonder vermutlich Rumänisch oder etwas ähnliches seien, deswegen hatte das Mädchen wahrscheinlich auch nicht verstanden, was wir ihr sagten.
Später zog auch noch ein Mann mit Heliumballons vorbei, und am Nachmittag hatten uns schon ein Junge nach einer Kugel Eis und ein Mann nach Geld für Kaffee gefragt.
Jetzt ist es mitten in der Nacht und all das beschäftigt mich immer noch. Das Gedicht habe ich noch direkt am Tisch geschrieben, weil mich die Geschehnisse des Tages so seltsam stark berührt hatten.
Tut mir echt leid, dass dabei jetzt ein so langer Text bei raus gekommen ist, aber ich hoffe, dass jemand ihn ließt. Ich weiß nicht mal genau, was ich und ob ich überhaupt etwas damit erreichen will. Mir ist nur selbst klar geworden, wie nah solches Leid räumlich an uns dran ist, Italien ist ja nun wirklich kein exotisches, fremdes Land und auch in Deutschland gibt es natürlich jede Menge ähnliche Situationen. Ich weiß nicht. Ich weiß aber, dass ich nicht mehr wegschauen möchte, aber andrerseits kann ich auch nicht hinsehen, ohne das Gefühl, mitleidig, abwertend oder sonst wie zu starren.
Aber vielleicht hab ich ja jemanden mit diesen Erfahrungen berührt, denn ich war es definitiv.

Bis denne dann

Eure Jolly

PS: Ausnahmsweise möchte ich keine Verbesserungsvorschläge, außer es handelt sich um sprachliche Fehler. Nicht weil ich sage, dass das Gedicht perfekt ist, sondern weil es diesmal um so reale, persönliche Eindrücke geht, was bei mir eher selten vorkommt, wenn nicht sogar zum ersten Mal. Deswegen würde es sich falsch anfühlen, jemand anderen daran arbeiten zu lassen, ich hoffe, das ist irgendwie nachvollziehbar :)

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