C H A P T E R 2 1

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Seit gestern versuche ich die Themen Greenwell und das Gründerfest aus meinen Gesprächen mit Joshua zu vermeiden, was auch ganz gut funktioniert hat. Doch trotzdem kommen immer mehr Zweifel auf. Gerade schaue ich aus dem Fenster und beobachte Max, wie er Holz hackt. Er sieht wirklich gut aus, bei dem was er tut.
Joshua hingegen liegt nur faul auf meinem Bett und spielt mit seinem Handy. Im Allgemeinen macht er das die ganze Zeit und wenn es nicht sein Handy ist, dann ist es sein Laptop. Er verbringt mehr Zeit mit diesen Geräten, als mit mir und das, obwohl er eigentlich mich besuchen gekommen ist. Ich reiße meinen Blick von dem verschwitzten Max los und setze mich mit einem Seufzer auf das Bett neben Joshua.

"Wir müssen reden.", sage ich ganz monoton und ohne jegliches Gefühl in der Stimme. Doch ich bekomme keine Reaktion von Joshua, als wäre ich nicht anwesend. "Joshua, wir müssen reden.", sage ich erneut, diesmal etwas lauter und mit Nachdruck.

"Klar, was gibt's?", fragt er und setzt sich auf.

Am besten ich rede gar nicht viel drum herum. Ich sage ihm einfach was Sache ist. Ganz klar und direkt. Ohne irgendetwas zu verschönern. Ich komme gleich auf den Punkt. "Also es ist so... Du muss wissen, dass es mir leid tut. Ich kann mich nicht mal daran erinnern. Außerdem war ich nicht ich selbst. Ich fühle mich so schuldig deswegen."
Wow, also so etwas kann ich richtig gut. In meinem Kopf kamen mir die Worte viel einfacher vor. Aber wenn ich versuche sie auszusprechen, dann kommt nur so was wie eben raus.

"Ich verstehe dich nicht ganz, Holly." Verwirrt schaut mich Joshua an und dann erkenne ich, dass es nicht fair ist ihn noch länger anzulügen. Egal was auch passiert, ich sage es ihm jetzt.

"Vor einigen Tagen war da eine Party. Ich war frustriert, weil du dich nicht gemeldet hast und mich diese Stadt verrückt gemacht hat. Das Resultat war, dass ich zu viel getrunken habe und dann mit jemand anderem im Bett gelandet bin." Die letzten Worte kommen nur geflüstert über meine Lippen, doch gleichzeitig fällt mir ein Stein vom Herzen. Diese Last, die ich seit Tagen mit mir herum schleppe, ist plötzlich verschwunden. Ich bin erleichtert, dass Joshua es nun weiß.

"Du hast mich also betrogen? War es dieser Max? Hast du mich mit ihm betrogen?", fragt er, doch er ist nicht wie erwartet wütend. Joshua spricht ganz ruhig und auch seine Körperhaltung lässt nicht vermuten, dass er Ansatzweise wütend ist.

"Es ist egal wer es war. Ich wollte es dir nur sagen, weil ich mich schuldig gefühlt habe und es dir gegenüber nicht fair gewesen wäre.", antworte ich und betrachte ihn genauer. Ich warte darauf, dass er ausrastet und mir zeigt, dass es ihn stört, dass ich ihn betrogen habe. Nur eine winzige Reaktion, die mir zeigt, dass ihm unsere Beziehung wichtig ist. Doch er beginnt nur zu schmunzeln und sagt: "Es gefällt mir zwar nicht, dass du mit jemand anderem im Bett warst, aber ich bin froh, dass du es mir sagst. Und da wir gerade dabei sind, uns Sachen zu beichten, muss ich dir auch etwas sagen. Am Anfang unserer Beziehung, als ich dachte, dass das nichts ernstes wäre, da kann es sein, dass ich dich auch betrogen habe."

Meine Augen weiten sich und ich schaue Joshua entsetzt an. Hat er das eben wirklich gesagt? "Kann es sein oder ist es so gewesen?", frage ich ihn wütend.

"Es ist so, aber glaube mir, wenn ich dir sage, dass es mir leid tut. Ich liebe dich Babe und seid mir das bewusst ist, habe ich mit keiner anderen mehr geschlafen."

"Na da bin ich aber froh.", sage ich sarkastisch und springe von dem Bett auf. "Weißt du was? Du bist ein Arsch. Ich hatte Schuldgefühle und konnte Nächte lang nicht schlafen. Ich habe mir Gedanken über unsere Beziehung gemacht, während du dich durch die Betten gevögelt hast und du hast nicht einmal daran gedacht mir das zu sagen. Dir ist bewusst, dass ich dir nichts mehr glauben kann. Unsere ganze Beziehung ist auf Lügen aufgebaut.", spreche ich die Worte aus, die wie Blitze durch meinen Kopf schießen. Ich weiß gar nicht mehr, was ich noch glauben soll. Wut, Trauer und Verwirrung überkommen mich. "Das hat doch alles keinen Sinn mehr.", flüstere ich und laufe nervös durch den Raum. Das alles bringt mich so durcheinander.

"Jetzt übertreibst du aber.", sagt Joshua und steht ebenfalls auf.

"Ich übertreibe?", frage ich wütend nach. "Du bist das größte Arschloch, dass mir je begegnet ist. Ich will dich nie wieder sehen, geschweige denn etwas mit dir zu tun haben.", schreie ich ihn an und schaue ihn mit bloßer Verachtung an. Er ist es nicht wert, noch länger an dieser Beziehung fest zu halten.

"Na schön, dann ist es eben aus. Aber eins möchte ich dir sagen, dieser Max wird nie gut genug für dich sein. Das bist nicht du Holly. Aber wenn du das kapiert hast, brauchst du nicht wieder ankommen.", sagt er und schaut mich durch seine zornigen Augen an. Anschließend sammelt er seine Sachen zusammen und verlässt mit seiner Reisetasche den Raum. Nur eine einzige Träne fließt über meine Wange, bevor ich noch einen Pullover von Joshua entdecke. Diesen schnappe ich mir und renne nach unten und dann nach draußen. Dort sehe ich meinen Ex-Freund, wie er seine Tasche im Kofferraum verstaut. Ich schmeiße ihm den Pullover hinter her, welchen ihn an der Schulter trifft und schreie ihm entgegen: "Selbst wenn mein Leben davon abhängen würde, würde ich nicht zu dir zurück kommen. Nicht freiwillig und auch nicht in diesem Leben, erst recht nicht im nächsten."

Ohne etwas dazu zu sagen, verstaut Joshua den Pullover auch noch im Kofferraum und steigt anschließend in seinen Wagen. Dann fährt er davon und hinterlässt nichts, außer einer Staubwolke. Ich kann gar nicht glauben, dass ich für diesen Menschen einmal Gefühle hatte.
Ich will gerade wieder in das Haus gehen, als mein Blick bei Max hängen bleibt. Er muss das ganze Spektakel mitbekommen haben, aber weiß anscheinend nicht genau worum es geht, denn er schaut mich verwirrt an. Doch ich habe heute keine Lust, auf gar nichts mehr. Also gehe ich einfach wieder in das Haus ohne etwas zu erwidern.

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