Kapitel 1

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Ich lief ein paar hundert Meter nur mit halb geöffneten Augen. Mein Kopf fühlte sich aufgeblasen an und schmerzte wie die Hölle.

Ein weiteres Mal schwor ich mir nie wieder Alkohol zu trinken und ich musste grinsen, weil ich mich vermutlich wieder nicht daran halten werde.

Draußen war es stockdunkel, aber ich kannte die Gegend um mich herum und orientierte mich an den Hauswänden rechts von mir.

Ich fühlte mich verfolgt, weswegen ich versuchte mich abzulenken. Ich dachte an das Stadtfest von dem ich gerade kam. Auch dachte ich daran, wie sehr ich mich vor meinen ganzen Bekannten blamiert hatte und wie sehr ich mich gerade auf mein kuscheliges Bett freute. Ich würde diese Nacht auf jeden Fall irgendwann bereuen.

Plötzlich hörte ich einen ohrenbetäubenden Schuss. Ich zuckte zusammen und beschleunigte meine Schritte. Panisch drehte ich mich des Öfteren nach hinten um, aber die Straßen waren pechschwarz und ich konnte nichts erkennen.

Wieder hörte ich Schüsse. Dieses Mal waren es mehrere. Ich hörte auch einen Mann laut und schmerzerfüllt aufschreien.

In meinen Augen sammelten sich Tränen und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich fühlte das mit Adrenalin angereicherte Blut, wie es kraftvoll durch meine Adern pumpte und setzte zum Rennen an.

Ich rammte meine Füße in den Boden um mich mit Kraft abzustoßen. Ebenfalls öffnete ich meinen Mund um zu schreien.

Schlagartig spürte ich eine Hand auf meinem Mund und eine Hand an meinem Bauch, die mich ruckartig und grob hinter eine Hausecke zogen.

Ich erschrak fast zu Tode. Jeder Muskel meines Körpers zog sich krampfhaft zusammen, sodass ich zu zittern begann. Einzelne Tränen strömten meine kalten Wangen herunter und hinterließen eine feuchte Spur.

Instinktiv versuchte ich die Hände, die stark nach Alkohol rochen von meinem Mund zu reißen.

Meine Schreie, die ich währenddessen ausließ, ertönten nur gedämpft und damit kaum so laut wie ich mir sie erhofft hatte. Die Hand auf meinem Bauch presste meinen Oberkörper dicht an den der Person hinter mir. Ich spürte sogar den schnellen Atem hinter meinem Ohr.

"Hannah ich bins doch. Psst du musst ganz leise sein!!!", flüsterte die Person hinter mir in einem strengen Ton.

Prompt identifizierte ich diese Person als meinen großen Bruder Scott. Ich atmete erleichtert tief ein und beendete den Versuch mich durch schreien bemerkbar zu machen.

Meine Muskeln lösten sich langsam wieder und die letzten Tränen kullerten meine Wangen hinab.

Dennoch durfte ich die Situation nicht unterschätzen. Vor wenigen Momenten konnte ich noch Schreie und Schüsse nicht weit entfernt hören.

Scheinbar hatte auch Scott die Situation erkannt, ansonsten hätte er mich sicherlich nicht derartig grob hinter eine Hausecke gezerrt.

Sekunden der Stille zogen an uns vorbei und nichts passierte. Erst jetzt lockerte mein Bruder seinen Griff, welchen ich schon ausgeblendet hatte.

Ich rieb mir einmal mit der flachen Hand über den Mund, um das betäubte Gefühl weg zu massieren.

Mein Bruder trat vorsichtig neben mich und sah mich entschuldigend an. Auch er hatte wohl bemerkt, dass sein Griff relativ kraftvoll war. Ich deutete ein Lächeln an, welches ihn sichtlich beruhigte.

Dann drehte Scott seinen Kopf mit dem Ohr Richtung Straße. Er schien etwas zu hören. Ich tat ihm die Kopfbewegung gleich und auch ich vernahm etwas.

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