Kapitel 6

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Ich weiß nicht wie lange ich noch so im Türrahmen stehe. Mein Blick ziellos ins Dunkel gerichtet und die Arme fest um meinen Körper geschlunge. Doch irgendwann drehe ich mich um und schließe die Tür. Ein paar Minuten später falle ich in einen unruhigen, traumlosen Schlaf. Am nächsten Morgen weckt mich das ohrenbetäubende Rasseln meines Weckers. Schlaftrunken kuschle ich mich noch ein letztes Mal in die Kissen und schwinge mich dann aus dem Bett. Gähnend strecke ich und beginne dann meine alltägliche Morgenrutine. Ich reiße alle Fenster auf und die frische Morgenluft umhüllt mich sanft und leicht. Anziehen, Haare bürsten, frühstücken. Geschminkt habe ich mich noch nie. Entweder jemand akzeptiert mich so wie ich bin, oder er lässt es bleiben. Ich will keine Maske tragen. Entschlossen stecke ich mir ein Stück frischen Pancake in den Mund und schnappe mir dann meinen Teller um draußen zu frühstücken. Es ist sommerlich warm und die Sonne streichelt über meine helle Haut. Als ich aufgegessen habe krame ich die herumliegenden Hefte und Bücher zusammen und stopfe sie in meine schwarze Schultasche. Ich erstarre plötzlich als dabei mein Blick auf das Zeichen fällt. Schon seid ich Denken kann ziert es meinen Handrücken und so war es auch nie etwas besonderes für mich. Und genauso hatte es auch nie eine Bedeutung für mich gehabt. Außerdem war es bis jetzt auch äußerst wunderlich dass mich bis jetzt niemand aus der Schule darauf angesprochen hat, wo sie doch sonst an allem von mir etwas auszusetzen haben. Schule. Mist. Schnell schnappe ich mir meine Tasche, schlüpfe in meine weißen Converse und nehme meine Jeansjacke vom Hacken. Schon bin ich aus der Tür und gehe geradewegs auf den See zu und dann Richtung Stadt. Ich habe meine eigenen kleinen Trampelpfade und kenne sie in und auswendig. Ein schneller Blick verrät mir dass bereits in einer Viertel Stunde Unterrichtsbeginn ist. Ein zweiter zeigt mir eine Nachricht von meiner Mutter: „May du weißt genau wie ich solche spontanen Aktionen hassen. Also wäre ich dir wirklich sehr verbunden wenn du nächstes Mal früher Bescheid sagen könntest. Bis wann auch immer" Ich schnaube verächtlich. Meine Mutter kennt mich so schlecht, dass sie nicht mal weiß dass ich weder eine Freundin namens Karina, noch irgendwelche Freunde habe. Lehrer bezeichnen mich als schwierig, meine Eltern als kompliziert und meine Mitschüler als komplett durchgeknallt. Aber dass ist mir egal. Solange sie mich einfach in Ruhe lassen ist es okay für mich. Noch 5 Minuten. Ich jogge schon fast und bringe endlich die letzten Meter hinter mich. Schon laufe ich in unseren Schulhof ein und höre gerade noch die letzten Töne des Gongs. Mein Puls schnellt in die Höhe als ich durch die leeren Gänge haste. Vor meinem Klassenzimmer angekommen zögere ich kurz. Verdammt wie ich diesen Moment hasse. Ich gebe mir einen Ruck und drücke dann die kühle Klinke herunter. Und dann trete ich in die Hölle auf Erden ein.

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