Wo auf dem Weg hab ich lachen verlernt? Fast kein Mensch ist meine Tränen noch wert. Gefühle so tief eingemauert im Kerker meines Herzens, doch keins ist so klar wie der Schmerz.
-Kontra K; BittersüßSchmerz. Ein Wort, eine Silbe, sieben Buchstaben. Ein so einfaches Wort. Jeder einzelne von uns hat dieses achso gewöhnliche Wort schon verspürt, manche mehr andere weniger. Die meisten Gestalten der unantastbaren Menschheit verstecken es hinter ihrer eisernen Maske und versuchen es so gut es geht vor der Außenwelt zu verbergen aus Angst als schwach angesehen zu werden. So ist es auch bei mir, jeden Tag aufs Neue. Immer und immer wieder wie in einer unaufhörlichen Dauerschleife spukt es in meinem Kopf herum und lässt mich verrückt werden. Ich spreche hier nicht vom physischen Schmerz, auch wenn dieser auf die gleiche Art und Weise meinen Alltag bestimmt, sondern vom psysischen, unerträglichen, grausamen Schmerz. Er frisst mich jeden Tag aufs Neue auf und hinterlässt nichts als eine leere Hülle ohne Aussicht auf Leben, auf wahrhaftiges Leben.
Auch an diesem Tag spüre ich den fatalen Schmerz. Wie immer anfangs nur den Körperlichen, den ich gelernt habe zu ertragen, doch anschließend macht sich der psysische bemerkbar indem er langsam versucht jede einzelne Zelle meines leblosen Körpers zu erobern.
" DU MISTSTÜCK, WO IST MEIN FRÜHSTÜCK???!!", höre ich die ätzende Stimme meines Vaters über mir, bevor etwas kaltes meine jetzt gerötete Wange trifft. Zu Beginn spüre ich wie jedesmal nichts. Doch urplötzlich kehrt das schon normal gewodene und dennoch höllische Brennen zurück und bringt mich dazu aus meinem unruhigen Schlaf hinaus aufzuspringen und in die winzige Küche zu hechten. Erst als ich dort angelangt bin, stocke ich und verfluche mich selber für meine lächerliche Dummheit. Ich bemerke, dass ich gerade ernsthaft vor meinem " Vater" weggerannt bin: ein dummer, sehr dummer und unüberlegter Anfängerfehler. Niemals hege ich das Recht von ihm wegzulaufen; eine Tatsache, die mir das Leben retten kann solange ich sie befolge, denn wenn ich etwas in den letzten desaströsen Monaten gelernt habe, dann das. Für gewöhnlich versuche ich so gut es geht stehen zu bleiben und die Schläge ohne Geschrei und mit so wenig Gezappel wie möglich hinzunehmen. Tue ich dieses eigentlich so Absurde und Menschenfremdes nicht, verschlimmere ich das Ganze nur und verlängere diesen Nonsens unnützerweise. Doch in diesem Augenblick ist es schon zu spät, dies würde soger einem Kind nicht verborgen sein. Als ich hinter mir bereits die schweren, schleifenden Schritte meines Vaters höre, beginne ich zu zittern, während die ersten Tränen versuchen sich einen Weg über meine Wange zu bahnen. Krampfhaft versuche ich meine Tränen zum Versiegeln zu bringen, doch ohne Erfolg. Trotzdem gebe ich nicht auf, da ich weiß, dass dies ein Akt der Schwäche in den Augen meines Erzeugers darstellen würde. Ich spüre wie ich mit einem Mal an meiner Schulter zurückgerissen werde und damit verbunden zu Boden fliege. Von Schmerz geprägt, stoße ich einen spitzen Schrei aus, während ich den Boden scheinbar wie in Zeitlupe auf mich zu kommen sehe; ein zweiter dummer Anfängerfehler. Ich merke wie mein Kopf schlussendlich hart auf dem von karierten Fliesen bedeckten Boden aufprallt und fühle die zähe rote Flüssigkeit, die sich langsam aber sicher einen Weg über meine bleiche und von Stress gealterte Haut bahnt. Schnell versuche ich mich aufzurappeln, doch da trifft mich schon der nächste Schlag: Ein Fußschalg inmitten meines Magens. Ich falle zurück und stoße mich aus Unachtsamkeit an der Kante des Tisches, welcher inbegriff dessen mit lautem Scheppern zu Boden fällt. Mit halboffenen Augen beginne ich zu husten und merke erst kurze Zeit später, dass ich Blut gespuckt habe. Ich bleibe bewusst regungslos liegen in der Hoffnung mein Erzeuger würde sich abwenden. Still male ich mir aus, die sich entfernenden Schritte zu hören und als ich langsam meine angsterfüllten Augen öffne, könnte ich einen Freudentanz aufführen, da ich bemerke, dass das Glück einmal, ein einziges Mal, in meinem bekümmerten Leben auf meiner Seite steht. Mein Erzeuger hat angeblich das Interesse an meinem leblosen Körper verloren und sucht gegenwärtig höchstwahrscheinlich nach einer neuen Flasche Vodka um seinen Kummer um meine Mutter zu ertrinken.
" Jetzt oder nie", schätze ich meine jetzige Situation ein und versuche meinen schlaffen Körper aufzurappeln, welcher nur so von Ermüdung schreit und begebe mich auf zittrigen Beinen zur Tür, da ich auf einmal das dringende Bedürfnis verspüre Luft zu schnappen. Meine Lungen fühlen sich an als wären sie mithilfe eines dicken Strickes festgeschnürt worden und mein Hals brennt als lodere dort ein unanfechtbares Feuer, welches mich umzubringen droht. Mit letzter Kraft öffne ich die Eingangstür unserer Wohnung und stolpere unbeholfen auf den kalten Flur hinaus. Genau in diesem Augenblick tritt ein verdammt gutaussehender junger Mann in schätzungsweise meinem Alter aus unserer Nachbartür. Mir ist nicht bekannt ihn jemals gesehen zu haben und außerdem hatten wir noch nie Nachbarn, doch dies könnte auch ein fieser Streich meines blutigen Hirns sein, das es mir aufgrund meiner seelischen Ermüdung spielt. Allerdings bleibt mir keine Zeit über die wahrhaftige Schönheit des jungen Mannes nachzudenken, da heimtückische schwarze Punkte vor meiner Nase auf und ab zu tanzen beginnen. Ich schaffe es noch einen einzigen Schritt nach vorne zu absolvieren, bevor ich trotz jeglicher Anstrengungen in die Arme des Fremden falle und meine müden Augen schließe.
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Der Tod, mein Leben und er
RomanceCam hat ein grausames Leben. Ihr Alltag ist von väterlichen Prügeleien, der Angst um ihre im Koma liegende Mutter sowie von ihren heimtückischen Selbstmordgedanken geprägt. Doch dann tritt auf einmal der achtzehnjährige Bran in ihr Leben und ändert...