Kapitel 2 - Wieso ist er so?

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Kate

In der Schule verlief alles ganz normal, nach der Aktion mit dem Kaffee. Darüber bin ich auch mehr als froh. Megan wollte sogar einen Mädelsnachmittag machen, um meinen Geburtstag zu feiern, aber mir ist die mit vergangen. Ich will einfach nur in mein Bett. Aber davor, muss ich zum zweiten Mal heute duschen gehen. Kaffee im Haar ist jetzt nicht unbedingt das, was ich den ganzen Tag beibehalten will.

Als ich nach der Schule nach Hause kam, waren meine Eltern selbstverständlich nicht da. Ich war also wirklich alleine mit meinen Gedanken und Gefühlen. An meinem Geburtstag.

Madi und Luca. Luca und Madi. Diese beiden sind die einzigen, die mir wirklich körperlich etwas tun. Die anderen tuscheln genauso, wenn ich an ihnen vorbei gehe. Die anderen sehen mich genauso vernichtend an, wenn ich etwas tue. Die anderen lachen genauso mit, wenn ich im Unterricht etwas falsches sage. Aber Madi und Luca sind die einzigen zwei der Beliebten, die mir wirklich körperlichen Schaden zufügen.

Bevor ich meinen Gedankengang fortsetzen kann, knurrt mein Magen. Ich beschließe, mir eine Pizza zu bestellen. Dafür gehe ich ins Wohnzimmer und setze mich auf die Couch. Ich rufe bei Pizza Hut an und bestelle mir eine mittlere Hawaii Pizza. Mir wird versichert, dass die Pizza in spätestens fünfundvierzig Minuten da sein wird. Um die Zeit zu überbrücken, schalte ich den Fernseher ein und lehne mich zurück, um meinen Gedankengang fortzusetzen.

Madi sieht aus, wie die typische Anführerin des Teeniefilms von der Beschreibung von meiner Klasse. Arrogant, Blond, zu viel Schminke. Sie nutzt andere aus, kommandiert andere herum, schikaniert andere Mitschüler. Selbstverständlich ist sie auch Cheerleader.

Luca sieht aus wie ein klassischer Player. Wahrscheinlich ist er auch einer. So viel ich den Bettgeschichten nach beurteilen kann. Braun und blonde Haare, die hochgestylet sind. Markantes Gesicht, scharfer Kiefer. Seine Kieferknochen sehen aus, als könnte man damit töten. Grüne, leuchtende Augen und ein lässiger Style. Selbstverständlich im Football Team der Schule. Er sieht perfekt aus, auch, wenn ich das nicht gerne zugebe. Er könnte so nett und toll sein, aber er verhält sich wie ein verdammtes Arschloch. Wieso ist er nur so?

Luca und ich waren im Kindergarten beste Freunde. Auch in der Grundschule waren wir unzertrennlich. Wir waren wie Tim und Struppi, Laura und ihr Stern, oder wie Blue und Magenta.

Aber ab der fünften Klasse war das nicht mehr so. Von dem einen Tag auf den anderen. Denn am ersten Schultag der fünften Klasse würden die Kategorien aufgeteilt. Luca war der Schönling, deshalb war er beliebt. Ich hatte eine kaputte Hose an, deshalb war ich unbeliebt. Wer achtet denn in der fünften Klasse auf seine Klamotten!? Aber als die Beliebten mich damals einmal geschubst hatten, half Megan mir auf. So entstand unsere Freundschaft. Am Anfang wollte ich mich von ihr feenhaften, aus Angst, sie mit in meine Spezies herunter zu ziehen. Doch sie gab nicht auf. Jetzt habe ich sie als meine beste Freundin. Ich bin ihr so dankbar, dass sie damals nicht aufgegeben hat. Dennoch hat es bis zur achten Klasse gedauert, bis ich sie mit zu mir genommen habe. Sie war natürlich geschockt, doch ich wusste nach den drei Jahren Freundschaft, dass sie mich nicht wegen des Geldes meiner Eltern ausnutzen würde. Zu dem Zeitpunkt erzählte ich ihr auch von dem Verhältnis meiner Eltern und warum ich nie etwas darüber gesagt hatte. Sie verstand mich. Seitdem reden wir nur doch selten über dieses Thema. Aber über meine Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke will sie immer informiert sein.

Und mit Luca gibt es eine stille Abmachung. Keiner von uns beiden hat das je ausgesprochen, es gab auch keinen Handschlag zur Besiedelung der Abmachung. Aber ich bin mir sicher, dass Luca genauso denkt. Er erzählt keinem von meinem Leben zwischen teuren Geschenken und Einsamkeit und im Gegenzug dafür sage ich keinem, dass Luca und ich beste Freunde waren. Denn wenn die Beliebten von der verflossenen Freundschaft Wind bekommen, wird Luca automatisch auf normal oder sogar unbeliebt abgestuft. Das will er bestimmt nicht. Und wenn alle herausfinden, wie mein privates Leben so verläuft, würden sie mich sofort bei den beliebten aufnehmen und mich schamlos für Partys und Geld ausnutzen. Und das will ich nicht.

Can I trust him? - Luca FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt