Im Morgengrauen

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Ich sah sie, wie sie verwirrt durch die Straßen lief und nicht wusste, wohin sie gehen sollte. Blut war an ihren Händen. Sie schien aber nicht schwer verletzt zu sein. Ich sah, wie die anderen sie ignorierten und weiter gingen. Sie mussten zur Arbeit. Ich auch. "Entschuldigung, Miss. Geht es Ihnen gut?", fragte ich fürsorglich. Sie starrte mich einfach an. "Ich rufe einen Krankenwagen und die Polizei." Vorsichtig wollte ich sie am Arm berühren, aber sie zuckte zusammen. Ihre langen braunen Haare hingen wild von ihrem Kopf. Es war noch sehr dunkel, doch ich konnte die Angst in ihren Augen sehen. Sie war traumatisiert. Ich zog mein Handy heraus und wählte den Notruf. "Hallo, meine Name ist Marc Brown und ich befinde mich in  Asheville an der Kreuzung Sand Hill Road und Grandview Road. Vor mir steht ein Mädchen. Ich kenne ihren Namen nicht. Sie scheint verletzt zu sein. Sie hat Kratzwunden und ein Platzwunde am Kopf. Sie wirkt verstört." "Ist sie alleine?", fragte mich eine Frauenstimme. "Ja, aber ihre Hände sind voll Blut. Es ist zu viel um ihr eigenes zu sein. Sie redet nicht." "Hilfe ist unterwegs. Passen Sie auf, dass sie nicht wegläuft. Vielleicht gibt es noch weitere Verletzte. Bleiben Sie in der Leitung." "Ja." Sie starrte mich einfach nur an. Dann flüsterte sie etwas. Ich musste genau zuhören. "Wir waren zu schnell. Ich habe Jonny gesagt er soll langsamer fahren. Er liegt im Wald." Sie redete weiter, doch ich verstand sie nicht. "Sie flüstert vor sich hin. Es gibt noch ein Verletzten. Jonny heißt er. Er muss im Wald sein." "Es war ein Autounfall." Sie flüstert weiter."Er ist tot. Es ist meine Schuld. Nein. Es ist nur ein Traum." Vorsichtig nahm ich ihre Hand. Sie schaute mich erschrocken an. "Es kommt Hilfe. Wo ist der Unfall passiert?" Es schien so, als würde sie mich erst jetzt bemerken und fiel mir weinend um den Hals. "Du musst mir helfen. Jonny liegt im Wald. Er blutet." Sie krallte ihre Finger in meine Schulter. "Alles wird gut", meinte ich und strich ihr über den Rücken. Einige Leute schauten zu uns rüber, aber taten nichts. Ich ärgerte mich. Keiner wollte helfen. Die ersten Schaulustigen zückten ihr Smartphone und machten Fotos. Wahrscheinlich werden sie auf irgendeiner Plattform landen. Sie griff meine Hand und zog mich hinter sich her. "Schnell. Wir müssen ihn finden. Er stirbt sonst." Ich rumpelte versehentlich einen Jugendlichen an, der zuvor ein Foto gemacht hatte. "Ey, pass doch auf!", brüllte er. "Du kommst mit", beschloss ich. Ich packte ihn am Arm und zog ihn hinter mir her. Ich war sehr stark und sein Protest half nicht viel. Seine Freunde liefen uns nach. Wir gingen eine lange Strecke bis wir Bremsspuren auf der Straße sahen. Die Autos fuhren vorbei. Ich sah das Wrack erst als sie uns einige Meter in den Wald zog. So weit ist sie gelaufen und keiner hat ihr geholfen. Da sah ich ihn. Er sah schlimm aus. Die anderen schrien schockiert auf. Ich nahm mein Handy, fotografierte sie und sagte: "Ich habe eure Gesichter auf meinem Smartphone. Leuistet Erste Hilfe, oder ich zeige euch an." Ich richtete mich an die Frau vom Notruf: " Wir sind der Straße Richtung Westen gefolgt. Schicken sie den Rettungsdienst hier her. Ein schwerverletzter Mann liegt hier." "Hilf ihm", das Mädchen weinte. Ich kletterte zu ihm und fragte wie er hieß. "Jonny", stöhnte er. "Ich fühle nur noch Schmerzen. Mach das es aufhört. Bitte." Er nahm meine Hand und schaute mich flehend an. Ich sah seine Wunden und teilte es dem Rettungsdienst mit. Er war eingeklemmt und konnte sich nicht bewegen. Ich rief: "Du kommst her und du stellst dich mit der an die Straße und winkt, damit der Rettungsdienst uns sieht." Es war wie immer ein schrecklicher Anblick. Ich suchte nach einem Verbandkasten. Der Junge, den ich angerempelt hatte fand ihn. Zusammen machten wir ein Druckverband und kümmerten uns um die kleinern Wunden. Er blutete am Bauch, bemerkte ich. Ich zog sein Shirt hoch. Der Junge neben mir zuckte zusammen. Es war nicht widerlich. Es war einfach nur ein Schnitt über den Bach. Blaue Flecken zeichneten sich auf seiner Haut. Er hatte schwere innere Verletzungen. Ich hörte die Sirene. Hilfe war da. Ich half den Sanitätern und erklärte dem Notarzt was wir an Erste Hilfe geleistet haben. Die Feuerwehr schnit den jungen Mann aus und er wurde mit seiner Freundin in einem Krankenhaus gebracht. Ein Polizist fragte, ob er von uns ein Foto machen durfte. Die Helfer willigten ein. Mir gab man eine Decke um das Blut zu verstecken. Am nächsten Morgen sah ich das Foto in der Zeitung. Jugendliche Helden war der Titel. Sie konnten nun stolz sein für das, was sie getan haben. Im Laufe des Tages verbreitete es sich im Netz. Ich hoffe, dass nun mehr Menschen mutig genug sind und etwas tun, statt zu zu sehen.

Meine Name ist Marc Brown und ich bin Rettungssanitäter.

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Hallo,

Das hier ist eine Kurzgeschichte, mit etwas Kritik. Wenn sie euch gefallen hat, dann zeigt es mir durch ein Vote oder hinterlasst ein Kommentar.

Das ist hier meine erste Geschichte, würde ich mich über etwas Feedback freuen.

Ein Dankeschön an storytimeonlyforyou für das tolle Cover. Schaut auch mal bei ihr vorbei.

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