Running

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Mit zwei Wachen im Schlepptau lief ich in meinem langen Kleid durch den Garten. Gut, dass ich mir ein Kleid aus leichtem Stoff ausgesucht habe, so kann ich es einfacher zerreißen, wenn ich rennen muss.

Ich hatte immer wieder den Weg verlassen, um an den Blumen und Sträuchern zu riechen. Zugegeben, ich finde den Garten wunderschön, aber deswegen würde ich nicht bleiben.

Im Garten gibt es so viele verschiedene Blumen und dann noch so farbenprächtig. Am Eingang des Gartens war aus Rosensträuchern, wie eine Art Tor gemacht. Man schreitet darunter in den Garten und hat das Gefühl eine andere Welt, ohne Sorgen, zu betreten. Die Blumen duften auch so gut, dass ich den ganzen Tag im Garten verbringen könnte, allein von ihrem Duft berauscht zu werden.

Aber ich durfte mich nicht beirren lassen. Schließlich musste ich doch meinen Plan durchziehen, wenn ich hier nicht bleiben wollte. Und das wollte ich auf gar keinen Fall.

Als wir dem Tor, welches ich aus meinem Turmfenster beobachten konnte, näher kamen, ging ich wieder zu einem Strauch. Dieser war sehr groß und hatte lila Blüten. Der Strauch stand glücklicherweise auch näher am Tor.

Jetzt oder nie. Ich ging hinter den Strauch, raffte mein Kleid, nahm es in beide Hände und atmete noch ein letztes Mal durch, bevor ich den Stoff auf Kniehöhe abriss.

Durch das Geräusch verunsichert, kamen die Wachen um nachzusehen was passiert sei. Als sie um den Strauch bogen, schmiss ich ihnen meinen abgerissenen Stoff entgegen und grinste innerlich, dass ich auch wirklich deren Gesichter getroffen hatte. Doch zum richtigen Freuen war es noch zu früh. Noch hatte ich nichts geschafft.

Ich rannte hinter dem Strauch hervor und auf das Tor zu. Dort standen, wie jeden Tag, zwei Wachen mit Lanzen. Als sie mich sahen, kreuzten sie ihre Lanzen um mir den Weg zu versperren. Doch ich ließ mich deswegen nicht stoppen. Die Wachen schauten erstaunt, da ich immernoch nicht langsamer wurde. Kurz bevor ich aber in ihre Lanzen rennen könnte, ließ ich mich auf den Boden gleiten und rutschte unter den Lanzen hindurch. Gott sei Dank, dass der Boden nass war und ich deswegen überhaupt rutschen konnte.

Ich rappelte mich schnell auf und rannte los. Noch war ich auf einem relativ ebenen Weg. Doch sobald ich in den Wald laufen würde, würde es schwer werden, barfuß zu rennen.

Ich hörte die Wachen hinter mir, aber ich drehte mich nicht um. Ich musste mich auf den Weg vor mir konzentrieren.

Da die Burg auf einem Berg lag, ging es nun bergab. Ich beschloss, statt weiterzurennen, mich auf den Boden zu schmeißen. Ich rutsche und musste versuchen den Bäumen einigermaßen auszuweichen. Mein Allerwertester tat schon weh, aber ich musste da durch. Ich konnte es mir nicht leisten eine Pause einzulegen und mir den Po vor Schmerzen reiben.

Ich erschrak, da ich langsamer wurde. Die Strecke durch den Wald ebnete sich und ich sprang schnell auf, um weiter zu rennen. So langsam kam ich ins Schwitzen und meine Kräfte schwanden. Ich lief weiter und weiter, bedacht keinen Fehltritt zu machen. Würde ich jetzt stolpern, würde es dauern bis ich wieder stand und dann wären die Wachen wahrscheinlich bei mir angelangt und hätten mich.

Als ich bemerkte, dass es wieder abwärts ging, schmiss ich mich erneut auf den Boden und rutschte nach unten. Dadurch, dass es sehr steil war, rutsche ich auch sehr schnell.

Ich konnte schon das Ende des Waldes sehen und war etwas erleichtert.

Ich schoss geradezu aus dem Wald, solch eine Geschwindigkeit hatte ich drauf. Ich konnte auch nicht stoppen und knallte mit jemandem zusammen, welcher dann auf den Boden fiel und mich zum Stoppen brachte.

Mir tat alles weh und ich musste bestimmt furchtbar aussehen. Zerrissenes Kleid, überall mit Schlamm bedeckt und barfuß. Als ich aufsah, sah ich in zwei fesselnde, grüne Augen. Ich verlor mich einige Augenblicke in ihnen und die Welt um mich herum schien verschwunden.

Doch als hinter mir einige Äste knacksten, schreckte es mich aus meiner Träumerei und ich stand rasch auf und rannte um mein Leben. Bald würde ich mit meinen Kräften am Ende sein. Dennoch konnte ich auf keinen Fall aufgeben. Niemals würde ich diesen König heiraten.

Vor mir baute sich ein Dorf auf und ich seufzte erleichtert aus.

Vielleicht finde ich jemanden, der mich kurzzeitig aufnimmt und ich mich verstecken kann.

Ich lieg in das Dorf und bog sofort in eine Nebengasse ein. Ich lief weiter und bog oft ab. Es fühlte sich wie ein Labyrinth an. Zwar hatte ich nicht wirklich Zeit, mir die Häuser genau anzusehen, konnte letztendlich doch einiges erkennen, wenn ich vorbei rannte. Die Häuser waren alt und die Farbe etwas verblasst. Allerdings waren sie noch farbenfroh und man konnte aufgemalte Schnörkel und Verzierungen sehen. Bei manchen Häusern gab es sogar echte Verzierungen.

Ich blieb schlussendlich an einem blassgrünen Haus stehen und ging einige Schritte auf die Tür zu bevor ich daran klopfte...

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