Aufstieg

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Als er später wieder aufwachte, blinzelte er in die über ihm stehende Sonne, die ihn direkt durch den Spalt der Kluft hindurch traf. Es musste bereits Mittag sein, er war wohl einige Zeit bewusstlos gwesen. Er versuchte sich zu bewegen, um hinaufzuklettern, da durchfuhr ihn ein stechender Schmerz in seinem linken Bein. Er zuckte zurück und sah hinunter. Der Anzug war bis zu seinem Knie aufgerissen und das Bein hatte eine blutende Schürfwunde und schwoll langsam an. Er fluchte.

Vorsichtig zog er sich mit den Armen an den umliegenden Steinen hoch, setzte sich erschöpft auf den nächst größeren Brocken. Er atmete tief durch. Die Luft die in seinen Anzug strömte schmeckte eigenartig, sandig und warm. Die Analysis, das Handgerät am Arm um die Umgebungsvariablen zu testen, war defekt. Er verschnaufte und sah sich um. Nichts deutete daraufhin, das die Umgebung giftig war. Auch erstickte er scheinbar nicht an der Luft, wie er es erwartet hätte. Also öffnete er Todesmutig den Verschluß. Immer mehr der Außenluft drang ein. Er musste heftig husten, doch er konnte atmen. Die Luft war unangenehm warm, besonders, da er zeitlebends eine Klimatisierte Luft geatmet hatte. Der Sand kratze in seinem Hals. Er zog die Handschuhe aus und streifte die schwere Analysis Einheit ab. Es war erleichternd, das Gewicht los zu sein. Auch rutschte er ohne Anzug nicht mehr so leicht ab, fand mit den Händen besser halt.

Er sah sich um. Niemand sonst, war hinabgestürzt. Nur ein Teil der Ausrüstung, das meiste der Gestänge für die Antenne, lag ein paar Meter unter ihm. Er kletterte in diese Richtung. Sein Bein schmerzte immer mehr und er versuchte sich aus dem Gestänge eine Schiene zu basteln, damit er besser auftreten konnte. Der Schmerz war schrecklich, besonders, da er auch gewohnt war, zu einer Konsole zu gehen und sofortigen Zugriff auf alle möglichen Medikamente zu haben. Nun musste er die Zähne zusammenbeißen. Basica war weit entfernt, vielleicht sogar schon zu weit. Ohne diese Ausrüstung konnten sie die Antenne nicht komplettieren. Der Transmitter lag nur einen Schritt von ihm entfernt. Er streckte sich lang und wuchtete unter Anstrengung das Gerät zu sich. Es sah intakt aus. Keine schwere Beschädigung oder gar Löcher oder Risse. Doch wirklich wissen konnten sie dies erst wenn er es nach oben geschafft hatte. Er sah hinauf. Die Oberfläche war ein ganzes Stück entfernt und er sah niemanden, der ihm helfen konnte. Auch war da niemand, der nach ihm rief, jedenfalls hörte er hier unten nichts. Er war eine ganze Zeit bewusstlos gewesen, es hätte also sein können, das man nach ihm gerufen oder gesucht hatte und es bereits aufgegeben hatte. Was ärger in ihm hochsteigen ließ. Kurz gab er sich einem tiefen Schluchtzen hin, das in ihm hervorquoll, dann unterdrückte er den Gedanken, der ihm bissige Bilder von sich freuenden Kollegen einimpfte. Er riss tapfer Streifen aus seinem Schutzanzug und band sich das Gerät damit auf den Rücken. Dann versuchte er den Aufstieg. Es war anstrengend, noch schlimmer als der Aufstieg vorhin. Die Luft brannte in seinem Hals, der Sand kratze immer wilder und sein Hals tat langsam weh. Der Schweiß rann ihm in Strömen den Rücken hinab, in die Augen und auch sonst, fühlte er sich langsam immer klebriger, alles an Kleidung hatte sich eng an ihn gedrückt und es war unangenehm. So einen Zustand hatte er noch nie empfunden und er fühlte sich langsam, als sei er Bleischwer, das Gewicht auf seinem Rücken zog immer stärker an ihm. Nach nur wenigen Metern machte er halt und hatte das Gefühl, Tage geklettert zu sein. Alles tat ihm weh und vor allem das Bein, das er nicht richtig belasten konnte und ihm nicht wirklich beim Aufstieg half.

Erschöpft lehnte er sich gegen die Felsenwand. Sie war merklich kühler und er lehnte sich mit seinem Überhitzten Rücken dagegen, nachdem er das Gerät nach vorne geschnallt hatte. Erschöpft sah er nach oben. Noch immer war der Ausstieg so fern, doch es half nichts, er musste weiterklettern. Also raffte er sich auf und stieg weiter, Stück für Stück. Wie ihm vorkam, kam er kaum einen Meter voran. Nach gefühlten Stunden, machte er wieder halt und sah verbittert nach oben. Es würde wohl Tage dauern, bis dahin war er ausgedörrt, ohne Vitpuls. Die Kehle brannte ihm wie Feuer. Die Zunge schien anzuschwellen, jedenfalls fühlte sie sich wie ein dicker, samtig klebriger Brocken im Mund an. Wieder lehnte er an die Felswand. Sie war hier merklich wärmer. Das irritierte ihn. Er fühlte die Umgebung ab. Die Steine waren wärmer. Es kühlte ihn nicht mehr. Er sah hinunter und erst jetzt viel ihm auf, das die Wände an seinem letzten Platz dunkler wirkten. Er sah verstört nach oben und dann wieder hinunter. Er dachte nach. Es war Selbstmord. Er konnte nicht zurück. Wenn dort nichts war?

Das GenesiselementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt