Wasserspiegel

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Ich war wie gebannt. Nicht nur hatte ich Spuren entdeckt, hier gab es eine riesige Ansammlung des von mir seit Jahren gesuchten Elements. Nach wenigen Minuten trieb etwas in meinen Lichtkegel. Ich schrak zurück, als ich bemerkte, das es Dr. Finnegan’s Körper war, der lautlos über die Oberfläche meines Wasserspiegels trieb.

In diesem Moment hörte ich die Stimmen rechts von mir. Licht traf mich, als man Taschenlampen auf mich richtete. Ich sah Sanchid, der wild gestikulierte und man tastete vorsichtig den Boden entlang des Loches ab, durch das Dr. Finnegan gefallen war. Die Fläche hatte ebenso leicht auf Druck reagiert, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wie ein zu trockener Keks! Doch die Verbindungsstücke liefen sauber und gerade daneben. Diesen hatte das ganze nichts anhaben können. Aus was auch immer diese erbaut worden waren, es schien für die Ewigkeit halten zu wollen.

Ich lag noch immer auf dem Bauch, als sich zwei Assistenten von Sanchid auf mich zu bewegten. Hinter ihnen sah ich nun auch Dr. Unger der mich ernst beobachtete. Er sah immer wieder zu dem Loch am Anfang der Spiegelfläche wie ich es taufte. Langsam versuchte ich mich hochzudrücken. Der Schock hatte mich schwer getroffen. Ich hatte noch nie jemanden sterben gesehen und schon gar nicht, durch einen von mir eingefädelten Trick. Im Nachhinein fragte ich mich, ob ich es nicht geahnt hatte, dass sie dadurch stirbt. Aber ich konnte es beim besten Willen nicht wirklich beantworten, ich hatte nur nicht sterben wollen!

Die beiden Männer erreichten mich, halfen mir ganz aufzustehen und wir bewegten uns zurück zu den anderen. Immer vorsichtig entlang der Verbindungsstücke. Man nahm mich aufgeregt und besorgt in Empfang, legte eine Decke um meine Schultern und brachte mich zurück in den Aufenthaltsraum vor den Aufzügen. Ich legte mich in einem Eck auf den Boden, rollte mich ein und schlief, ohne ein einziges weiteres Wort, traumlos ein.

Als ich wieder aufwachte, war es recht still um mich herum. Die meisten saßen in Grüppchen zusammen und flüsterten nur leise miteinander. Ich richtete mich zum sitzen auf und sah mich etwas verwirrt um. Sanchid kam schnell zu mir und setze sich neben mich.

„Wie geht es dir, Calum?“

„Es geht, mein Schädel tut weh.“

Ich sah mich noch immer etwas desorientiert um.

„Du hast lange geschlafen, ein paar Stunden.“

„Waren denn die andren, also die Dr. Klein haben, noch nicht hier?“

Sanchid schüttelte traurig den Kopf.

„Nein und wir wissen nicht weshalb. Wenn wir davon ausgehen können, das sie es sind, die uns durch die Kameras beobachten, wissen sie, wo wir sind und was los ist. Aber es kam kein Lebenszeichen von ihnen.“

„Vielleicht verwirrt sie, was sie von uns sehen.“

Sanchid setzte sich vor mich in den Schneidersitz. Er beobachtete mich genau.

„Was ist passiert? Da hinten in der Höhle?“

„Dr. Finnegan wollte mich erschießen.“

Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen eine Weile an. Diese Antwort hatte er wohl nicht erwartet.

„Wieso?“

„Soweit ich es verstanden habe, ist sie eine Spionin aus Basica. Man hatte sie mitgeschickt, falls am ursprünglichen Plan uns auszuschalten etwas schief ging. Sie sagte, sie hatte uns separieren wollen um uns einzeln auszuschalten. Soweit ich das absehen kann, hatte sie es nicht auf alle aus der Gruppe abgesehen, nur ein paar. Mich! Ich bin wohl ein größeres Problem, als ich annahm.“

Ich musste schief lächeln, es war ja beinahe eine Ehre für so wichtig gehalten zu werden, wenn diese auch sehr zweifelhaften Ruhm beinhaltet.

„Das habe ich dir ja schon immer gesagt.“

Das GenesiselementWo Geschichten leben. Entdecke jetzt