Old life-Past

Kapitel 1: Melina

"Meine Familie ist schon lange tot.", sagte die junge Elfe mit den bronzefarbenen Haaren und musterte den vier Jahre älteren Elf vor ihr mit blutrot glühenden Augen. "Deswegen ist es unmöglich, dass du mein Bruder bist."
"Und wenn ich es dir beweisen kann?" Der schwarzhaarige Elf knirschte hörbar mit den Zähnen.
"Wie willst du Blutsverwandtschaft beweisen?", fragte sie spöttisch. Der Teufelsjäger hinter ihr starrte den Elf mordlustig an.
"In etwa so?" Die Augen des Elfs färbten sich rot. Dennoch sah er sie bittend an. "Bitte, Melina. Ich...Ich hab dich jahrelang gesucht! Warum glaubst du mir nicht? Was hindert dich daran?"
Garrosh trat auf einmal zwischen den Elf und Melina. "Es tut mir leid, Luca Silbermond, aber Melina ist verwirrt. Ihr könnt sie ein andermal treffen."
"Aber..."
"Wollt Ihr Euch dem Kriegshäuptling widersetzen?" Garroshs Augen verengten sich zu Schlitzen.
"Nein. Natürlich nicht." Luca verbeugte sich. "Vergebt mir."
Dann wandte er sich ab und verließ die Feste Grommash.
Am Eingang wartete ein untoter Todesritter auf ihn. "Lass mich raten, Luca. Sie hat dir schon wieder nicht geglaubt."
"Nein." Luca seufzte und sah in den Sternenhimmel über ihnen. "Es ist merkwürdig. Jeden Tag fragt sie von Neuem, wer ich bin..."
"Wenn du Angst hast, dass Garrosh etwas mit Melina macht, dann schleich dich einfach in die Feste und sieh nach."
"Gute Idee..." Luca beschwor einen Schatten von sich und schlich unsichtbar zurück in Garroshs Thronsaal.
"...nicht erinnern, Melina." Garrosh hielt der achtzehnjährigen Elfe eine Phiole hin.
"Aber ich würde gern. Er kommt jeden Tag und das verwirrt mich immer mehr.", erwiderte Melina und streichelte den Teufelsjäger. "Bitte. Erlaubt mir, in Eure Akten zu gucken. Ich muss wissen, wer er ist, sonst..."
Weiter kam sie nicht.
Garrosh legte ihr die Phiole an die Lippen und flößte ihr das Gift ein.
Melina taumelte und fiel dann in Garroshs Arme.
Garrosh nahm sie und legte sie auf ein Feldbett, das sich in einer großen Nische befand.
Luca ging wieder nach draußen, wo sich Fjor'dan, der Todesritter und Lucas kleiner Bruder, und sein Schatten unterhielten.
"Und?" Fjor'dan sah gespannt aus.
"Komm." Luca machte eine auffordernde Geste und spazierte los, zu den Slums der Trolle.
Als sie bei den Stegen, die durch das sumpfige Tal führten und die kleinen Inseln mit den Häusern darauf verbanden, ankamen, begann er zu erzählen.
"Melina wollte sich Garroshs Akten ansehen und etwas über mich herausfinden." Luca starrte mit roten Augen zu Boden. "Garrosh hat sie vergiftet. Deswegen erinnert sie sich nie an mich."
"Da könnte man doch bestimmt was machen...", meinte Fjor'dan und begann sofort zu grübeln.
"Wie wär's, wenn wir den zerstörten Jagdturm nehmen und uns dort verbarrikadieren? Mit Melina.", schlug ihnen eine weibliche Stimme vor.
Luca drehte sich um und nahm die Blutelfe mit den rot-blonden Haaren in den Arm. "Danke, Rin."
"Wofür bedankst du dich?" Rin lachte. "Ich hab doch nur was vorgeschlagen!"
"Ich weiß." Luca drückte sie noch mehr an sich. "Ich liebe dich."
Rin lief rot an und nuschelte: "Und ich dich..."
"Ich bin echt froh, dass ihr das mit dem Heiraten so langsam in den Griff kriegt.", lachte Fjor'dan und blieb neben ihnen stehen. "Ich verstehe nur nicht ganz, warum wir auf Melina warten..."
"Weil ich meine Schwester gerne dabei hätte.", erklärte ihm Luca. "Sie ist auch Halbdrache. Ich will, dass sie eine Familie haben kann..."
"Er denkt so süß, nicht wahr, Fjor'dan?" Rin kicherte.
"Typisch Luca, sag ich nur.", grinste Fjor'dan achselzuckend.
"Ihr seid gemein.", maulte Luca und löste sich von Rin und strich über den Verband an ihrer Stirn. "Was ist mit deiner Wunde?"
"Sie hat sich entzündet, aber das kriegen die schon hin. Sie sagten, sie hätten die richtigen Kräuter dafür." Rin lächelte müde. "Kommt, lasst uns schlafen gehen."
Gähnend stimmte ihr Fjor'dan zu und Luca nickte, obwohl es offensichtlich war, dass er wieder die ganze Nacht lang neben Rin sitzen und auf sie aufpassen würde.
Und das tat er auch.