Schuld, Sühne und Versöhnung

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‚Du verdienst es nicht' ‚Und ich dachte, du liebst mich' ‚Wusstest du davon?' Immer und immer wieder gingen ihm Tonys Worte durch den Kopf. Sein Blick, als er gesehen hat wie Bucky seine Eltern ermordert.

Eine Träne lief ihm die Wange entlang. Er hatte alles zerstört. Das Team. Freundschaften. Aber insbesondere Tony. Den Mann, den er liebte. Über ein Jahr waren sie schon zusammen gewesen. Warum hatte er nicht ehrlich zu ihm sein können? Er vertraute Tony wie keinen anderen.

Und doch war da etwas. Besser gesagt jemand. Bucky.

Er hatte Bucky retten wollen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Er hatte Menschen hintergangen, die ihm wichtig waren. Die er liebte. Er hatte viele Verletzt. Physisch und Psychisch. Und eine ganz besondere Person auf beide Art und Weisen. Wie hatte er nur Sharon küssen können. Aber das, was ihm am meisten weh tat war, dass er die Kontrolle über sich verloren hatte. Besinnungslos hatte er auf Tony, auf seine Liebe, eingeschlagen. Tony hatte Angst gehabt. Er hatte es in den braunen Augen gesehen. Er konnte es ihm noch nicht einmal verübeln. Im Nachhinein würde er sich am liebsten selbst dafür geißeln für das, was er getan hatte.

Und nun saß er im Nirgendwo. Irgendwo in Wakanda. Saß vor der Kryostasis Kammer, in der sich Bucky nun befand.

Er hatte alles verloren. Bucky, seine Freunde. Und das schlimmste, er hatte Tony verloren. Das wurde ihm immer bewusster. Die blauen Augen füllten sich immer mehr mit dem salzigen Wasser. Tränen rannen seine Wangen herab. Von Natascha hatte er erfahren, dass es Tony körperlich langsam besser ging. Das war aber auch schon alles. Er ließ keine Person an sich ran. Sprach nicht, aß kaum und schlief noch weniger.

Das zu hören, tat Steve in der Seele weh. Zu wissen, dass er daran Schuld war ließ seine Schuldgefühle noch größer werden. ‚Ich muss etwas tun' dachte er sich. Aber bei der Frage nach dem /Was/ scheiterte er. Er wollte seinen Freund wieder haben. Und er würde alles dafür tun. Egal was es kosten würde. Steve hoffte, dass er wieder mit Tony so glücklich werden würde wie Natascha mit Clint. Die beiden hatten sich ausgesprochen, sich versöhnt.

Aber was er bei Tony angerichtet hatte, war um längen schlimmer gewesen. Er hatte ihn belogen. Ihn hintergangen. Und zu allem überfluss auch noch körperlich verletzt. Und im Moment wusste er auch gar nicht, wie und wo er anfangen sollte um das wieder gut zu machen.

Der Brief, den er Tony zusammen mit dem Handy geschickt hatte war nun schon unzählige Wochen in New York. Steve wusste von Natascha, dass Tony auch beides bekommen hatte. Seine Reaktion war wohl eindeutig gewesen. Beides hätte er auf der Stelle fallen gelassen und hatte sich in seinem Labor eingeschlossen. Was hatte er auch erwartet? Das Tony sofort anrufen würde? Natürlich nicht. Das war Steve auch klar gewesen. Tony litt mehr als er selbst.

Bei den Gedanken an Tony, zerbrach Steves Herz jedesmal ein Stück mehr. Er vermisste ihn. Die braunen Augen. Das Lachen. Sogar, dass Tony ihm meistens erstmal widersprach fehlte ihm. Genauso wie das Kuscheln. Die unzähligen Nächte, die sie durch die Laken gerollt waren.

Steve sprang auf. Er musste endlich etwas unternehmen. Er musste einen Schritt auf Tony zu gehen und hoffen, dass dieser ihm irgendwann verzeihen würde.

In New York passte der Regen zu der Stimmung im Tower. Tony saß gedankenverloren auf einem Stuhl im Labor und starrte auf den Bildschirm vor sich. Was da stand, wusste er nicht mehr und lesen konnte er es auch nicht mehr.

Seine Gedanken kreisten um Steve. Er hatte ihm vertraut. Ihn geliebt. Und wieder einmal wurde er hintergangen. Ausgerechnet von der Person, die er so geliebt hatte wie keine andere bisher. Die Verletzungen nach der Prügelei waren verheilt. Das was geblieben war, waren die Narben auf seiner Seele.

Schuld, Sühne und VersöhnungWhere stories live. Discover now