KürbisTumor - Lifeline

2020

Das Buch wurde weitergeblättert, Seite für Seite, bis zu dem Jahr 2020.

"2020

Inzwischen wohnen wir schon fast ein Jahr zusammen in Köln, da wir uns erstens im Reallife auch so gut verstanden wie übers Internet, und wir uns zweitens beide in den für mehrere Personen viel zu großen Wohnungen einsam fühlten. Da bot es sich an, zumal ich meine Wohnung immer noch nicht so umgeräumt habe, wie ich das schon vor Jahren, als Peter auszog, geplant hatte. Sein Zimmer war noch immer leer.
Die Idee kam total spontan, doch ich habe es nicht bereut.
Manu und ich waren heute im Park. Es war ein kleinerer, unbekannterer Park am Rande von Köln, denn Manu wollte nicht in den Rheinpark. Zu groß war das Risiko, erkannt zu werden."

"Das war der Tag, an dem wir zusammen gekommen sind, richtig? Im Park."

"Genau der Tag. Ich war so glücklich wie nie zuvor, Manu."

Patrick legte sanft seine Hand auf die eingefallenen Wangen des anderen und küsste ihn auf die Stirn.

"Ich liebe dich, Manu."

Sie liefen den Park entlang, außer ihnen waren ein Rentnerpaar und eine Frau mit Hund in Sichtweite. Einer der Gründe, warum Manuel sich traute, nach Patricks Hand zu greifen und ihre Finger zu verschränken. Er ignorierte Patricks verwirrten Blick und zog ihn auf eine Bank, die in der Nähe stand. Das, was jetzt kommen würde, würde ihn entweder zur glücklichsten Person im ganzen Universum machen, oder eine jahrelange Freundschaft zerstören.

Eigentlich wollte er das gar nicht, doch er hatte keine Wahl. Das Gefühl zerfraß ihn von innen, und er brauchte Gewissheit.

"Hör mir bitte nur zu, Palle.
Ich weiß, dass kommt jetzt sehr unerwartet für dich, und ich verspreche zu gehen, wenn du mich hiernach nie mehr sehen willst. Nur bitte hör mich an.

Ich liebe dich.

Ich weiß, es klingt komisch, wenn ich dir das jetzt sage, aber es ist wahr. Schon damals, als Internetfreunde, hatte ich das Gefühl, mehr für dich zu empfinden, und unser erstes Treffen schon hat mir das bestätigen. Weißt du noch, wie ich das Dosen-Chili mitgebracht habe?"

Und ohne auf das Geständnis eben einzugehen, griff Patrick nach Manus zweiter Hand und erwiderte:

"Klar, das Chili con Carne zu meinem Geburtstag. Ich fand es immer noch erstaunlich, dass du dich daran erinnert hast."

Und so tat auch Manu so, als wäre nichts gewesen. War vielleicht auch besser so, dachte er.

"Klar, der 30. Geburtstag mit Mienekraft, Chili con Carne à la Pdizzle und deinem Mänjuel"

"Mein Mänjuel. Damals hätte ich mir das niemals erträumt, dich mal treffen zu dürfen. Ich liebe dich nämlich auch, mein Mänjuel."

Und Manu brauchte etwas Zeit, bis er verstand, was Patrick da eben gesagt hatte. Genauer gesagt brauchte er genau die drei Sekunden, die Patrick brauchte, um sich vorzubeugen und ihre Lippen zu vereinen.