Byung Joo brachte mich in eine Art unterirdischen Tunnel, in dem noch mehr Gefangene waren, die man anscheinend ebenfalls aus ihren Zellen verschwinden lassen hat.
Ich sollte dort bleiben und warten, bis er wieder kam. Das tat ich... drei Tage. Jeden Tag öffnete sich die Tür zu den Tunneln, jedes mal hoffte ich, das es Byung Joo war und jedes mal war es jemand anderes, der uns Essen brachte.
Am 4. Tag hatte ich die Hoffnung schon fast verloren, als sich endlich die Tür öffnete und er eintrat.
Sofort sprang ich ihn an und schloss meine Arme um ihn. "Byung Joo! Endlich bist du wieder da!"
Ohne eine Reaktion schob er sich von mir fort und wandte sich kalt und emotionslos an die wartende Menge. "Es scheint, als ob dieses Versteck entdeckt wurde."
Ängstlich krallte ich mich an seinen Arm, doch wieder bekam ich nicht mehr, als einen kalten Seitenblick von ihm.
"Wir treffen uns in einer Woche zum Sirenenstart hinter den Krankenzimmern. Bis dahin solltet ihr euch alle ein sicheres Versteck suchen. Auch du!", er sah mich streng an und alle Geborgenheit war aus seinen Augen verschwunden.
Enttäuscht und wütend trat ich einen Schritt zurück. "Wieso sollte ich. Da sterb ich lieber in diesen Tunneln, als einen deiner Befehle zu befolgen", sagte ich stumpf, drehte mich um und lief tiefer in die Tunnel, ehe er meine Tränen sehen konnte.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht ihm zu vertrauen?
Es dauert nicht lange, da hörte ich bereits Schritte hinter mir und keine Sekunde später spürte ich, wie mich eine Hand zurückzog und an die Wand drückte.
Schnaufend stützte sich Byung Joo über mich ab, ich versuchte seinen Blick zu meiden, trotzdem sah ich ihm an, dass er sich echt zurückhalten musste, mich nicht laut anzuschreien. "Was zum Teufel hast du dir dabei nur gedacht? Wir müssen sofort hier raus, sie sind bestimmt schon auf dem Weg hier her."
Er versuchte sich mit sich zu ziehen, doch ich bewegte mich keinen Zentimeter.
"Warum behandelst du mich so? Erst sagst du, du beschützt mich und jetzt... Ich überlebe keine einzige Nacht da drausen allein.", nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Sofort hob er mein Gesicht, sodass ich gezwungen war ihm in die Augen zu sehen und wischte sie mir aus dem Gesicht.
"Shht. Bitte nicht... Es war dumm von mir... Ich wollte nur nicht, dass die anderen denken, dass ich dich bevorzuge. Du wirst nicht allein bleiben! Shitt - was tu ich hier... Komm mit zu mir, nur lass uns endlich verschwinden."
"Richtig! Warum tust du das? Warum hast du mich überhaupt gerettet? Ich habe mit den anderen geredet. Sie nennen dich den Schleußer, weil du Geld und Wertgegenstände nimmst und sie dafür hier raus holst. Alle mussten bezahlen, dafür dass du sie rettest. Alle außer mir..."
Er schüttelte den Kopf, als wäre er sich selbst nicht ganz sicher warum. "Ich weiß nicht. Ich hab dich gesehen... Schon vorher... Du hast alles für deine Freunde und Familie getan, damit sie hier sicher leben konnten. Als sie dann an diesem Tag deinen Bruder genommen haben... Ihn konnte ich nicht mehr retten, aber dich. Ich fand es wurde Zeit, dass du auch mal beschützt wirst.Und als ich dich dann mitten in der Nacht schreien gehört habe überkam mich so eine Panik, dass dir doch noch was passiert... Als ich dann diesen Typen bei dir gesehen habe war mir klar... Ich konnte dich doch nicht so einfach dort lassen."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also legt ich einfach meine Arme um ihn und flüsterte: "Danke... das du mir das Leben gerettet hast."
Byung Joo brachte mich an ein kleines Häuschen, eine Art Scheune im hintersten Teil des Lagers. Hier hatte es vor ein paar Monaten gebrannt, weswegen eigentlich kaum jemand mehr dieses Gebiet betritt.
Im Haus war es sehr eng, weil es mit jedmöglichen Zeug vollgestopft war, den man sich zusammenklauen konnte, dennoch war es irgendwie... gemütlich. Es gab ein Bett, ein kleines Sofa und sogar ein Radio.
Byung Joo bemerkte meinen Blick und ging stolz auf den kleinen Kasten zu. "Ist es nicht toll? Ich kann damit sogar schallwellen der Nachbarländer empfangen. So bin ich immer auf dem neusten Stand."
"Und?", fragte ich in der Hoffnung, dass es bald vorbei sein würde, doch alles was ich bekam war ein finsterer Blick und ein Kopfschütteln von Bjoo.
Er stellte einen Sender ein, auf dem anscheinend nur klassische Musik lief und lehnte sich ans Sofa.
"Das ist mein Bruder", schrie ich ganz aufgeregt und stellte das Radio lauter, "Dieses Lied hat er bis jetzt nur einmal gespielt. Er hat es für mich komponiert. Ich sollte an dem Tag eigentlich arbeiten, doch er hat mich so sehr angefleht, dass ich geschwänzt habe. Am nächsten Morgen wurde ich gekündigt, doch das war es mir wert. Er hat immer so schön gespielt."
"Als was hast du gearbeitet?", fragte Bjoo sanft und zog mich zu sich auf seinen Schoß.
"Als Koch in einem winzigen Lokal. Ich war mieserabel, also denk ich mal, es war nicht sonderlich schlimm für den Laden, mich verloren zu haben.", kicherte ich."Wenn du nicht kochen konntest, warum wolltest du dann Koch werden?", wollte er wissen.
"Wollte ich nicht. Nein gar nicht, ich wollte Sänger werden. Meine Eltern sagten damals zu mir, dass es bereits reichte, wenn Taeil seinen Träumen nachlief wie ein Kleinkind und wenigstens ich sollte einen richtigen Beruf erlernen. Nachdem man mich gefeuert hat, schickten sie mich und Taeil zum Militär, damit wir lernen, damit man uns die Flausen aus dem Kopf treibt. Doch dann begann der Krieg und... naja."
Ich sprach nicht weiter, doch Byung Joo verstand was ich meinte. Er streichelte meinen Rücken und schon nach kurzer Zeit merkte ich, wie mir die Augen zufielen.
"Willst du dich schlafen legen?", fragte Bjoo schnell und wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern schob mich direkt in sein Bett.
"Ruh dich ein wenig aus. Wir können morgen weiterreden.", flüsterte er.Ich war bereits beinahe eingeschlafen, als ich merkte, wie sich etwas hinter mich legte und seine Arme um mich schlang.
"Danke", hörte ich plötzlich Byung Joos Stimme. Sie klang bedrückt, beinahe so, als würde er gleichweinen. "Danke, dass du meinem Leben wieder einen Sinn gegeben hast. Auch wenn ich dich wahrscheinlich nie wieder sehe."
Er hauchte mir einen flüchtigen, tränennassen Kuss auf die Wange und wollte eigentlich bereits wieder gehen, als ich mich umdrehte und meine Lippen auf seine legte. Sofort drückte ich mich wieder von ihm weg und bemerkte, wie ich rot wurde. "Es tut mir leid", flüsterte ich leise, doch da spürte ich bereits, wie er mich noch näher an sich zog.
"Tu sowas nie wieder!", sagte er und ich wollte mich grad nochmal Entschuldigen, da legte er seine Lippen erneut auf meine.
"Entschuldige dich nie wieder dafür mich zu küssen!"
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(im)possible (Hanjoo)
FanfictionHallo, mein Name ist Hansol und hier werde ich euch meine Geschichte erzählen. Wie ich mit meinen Bruder Taeil in Kriegsgefangenschaft kam, wie ich meine Familie und alles, was mir etwas bedeutete verlor und wie ich IHN traf und er mir neue Hoffnung...