Die Tür zu unserem Bunker riss auf und ich schnappte bereits nach meiner Waffe, da trat plötzlich Sang Won ein und hüpfte direkt auf Ji Ho zu. "Xero baby, ich hab Neuigkeiten!", schrie er freudestrahlend und warf sich direkt in die Arme seines Freundes.
"Nämlich das ich dich das nächste mal erschieße, wenn du nochmal einfach so hier rein gestürmt kommst! Was hast du dir dabei nur Gedacht?", meckerte ich und humpelte zu ihm herüber. Vor ein paar Monaten hatten wir einen Einsatz, bei dem ich mich so stark verletzt hatte, dass ich lang nicht mehr laufen konnte. Noch immer brauchte ich Krücken, um mich fortzubewegen.
Der andere Wachposten, Yeon Cheol, nickte mir zustimmend zu, denn auch er hatte bereits sein Gewehr in der Hand.
"Ach Hansol, du kleiner Miesepeter, seitdem du dich vor einem Jahr uns angeschlossen hast, hab ich dich nicht einmal Lächeln sehen - vielleicht krieg ich dich ja jetzt endlich dazu. Der Krieg - er ist vorbei! Sie haben die weiße Flagge gehisst, wie man so schön sagt!"
Geschockt sah ich ihn an. "Wann", schrie ich beinahe.
Verwirrt sah er mich an. "Was?"
"Wann, Wann war das offizielle Kriegsende?" Nun schrie ich wirklich.
"Gestern, glaub ich. Wieso, was ist..."
Noch bevor er ausreden konnte humpelte ich aus dem Bunker. Ohne Nachzudenken kaufte ich ein Ticket und setzte mich in den nächsten Zug. Erst dort schaltete sich mein Kopf wieder ein.
"Was tu ich hier?", flüsterte ich zu mir selbst, "Er wird nicht da sein. Er kann nicht da sein!"
Ich dachte bereits daran wieder auszusteigen, doch dann merkte ich, dass ich nichts habe. Kein Zuhause, zu dem ich gehen konnte, kein Ziel, außer diesem Bahnhof. Also blieb ich sitzen. Die ganze Fahrt dachte ich an unsere gemeinsame Zeit. An jeden Morgen, an dem er mir Tee gemacht hat, an jede Stunde, die wir mit dämlichen Brettspielen verbracht hatte, bei denen er mich immer gewinnen lies, jeden Abend, an dem er mich in den Schlaf gestreichelt hat. An unser erstes Treffen und wie er mich immer wieder tröstete und zum Lachen brachte.
Mehrmals kamen mir die Tränen und auch nach dem ich bereits ausgestiegen war, spielten sich diese Erinnerungen sich immer wieder in meinem Kopf ab. Ich stieg aus, setzte mich auf die Bank und wartete.
Ich wusste nicht worauf ich wartete. Warum konnte ich nicht einfach akzeptieren, dass er tot war. Wahrscheinlich wartete ich nur darauf, das er nicht auftauchte, damit dieser letzte Rest unsinniger Hoffnung auch endlich starb.
Ich saß den ganzen Tag auf dieser Bank, sprach mit niemanden und blickte nur mit glasigen Augen auf die Bahngleise, während ich mir immer wieder sagte, dass er tot war, bis ich Abends vor Erschöpfung endlich einschlief.
Am nächsten Tag wurde ich von einer Hand geweckt, die mir über das regennasse Haar streichelte. Murrent schlug ich sie beiseite und kuschelte mich enger in meinen ebenfalls nassen Mantel. Ich wollte mit niemanden reden und bestimmt nicht von irgendjemanden angefasst werden. Doch anscheinend war dieser Jemand hartnäckig, denn seine Hand wanderte direkt wieder zu meinen Haaren.
"Immernoch ein kleiner Morgenmuffel, was?", lachte eine mir bekannte Stimme, die mir direkt Tränen in die noch immer geschlossenen Augen trieb. Es war Byung Joo Jetzt war mir alles klar, es musste ein Traum sein. "Na komm, du musst aufstehen! Was hast du dir nur dabei gedacht? Hast du etwa die ganze Nacht im Regen hier gewartet? Du hättest dich erkälten können!"
Ein sehr realer Traum - zu real!
Ich öffnete die Augen und fing augenblicklich zu weinen an. Da stand er vor mir! Byung Joo sah noch genauso aus wie früher, mal abgesehen von einer Narbe, die ihm quer übers Gesicht ging. Er sah mich aus seinen liebevollen Augen an und streichelte über meinen Rücken. Ich wollte mich versichern, dass das nicht echt sein konnte, dass ich einfach nur verrückt geworden bin und schlang meine Arme um ihn. Ich konnte ihn fühlen! Er war wirklich da!
"Hey, ganz ruhig, nicht weinen! Ich bin ja da, mir geht es gut!", sagte er, wobei ihm ebenfalls die Tränen kamen.
"Wie?", schluchzte ich, konnte jedoch nicht zuende sprechen.
"Mich kriegt man nicht so schnell klein, weißt du. Eins meiner Hobbys ist Schusssichere Westen zu sammeln."
Ich sah ihn fassungslos an. "Du verdammtes Arschloch! Warum hast du mir das nicht gesagt?", schrie ich wütend und schlug schwach gegen seine Brust.
"Ich hätte es, ich schwöre! Ich hatte keine Chance dazu, glaub mir. Danach habe ich sofort angefangen dich zu suchen, doch man hatte mir gesagt, dass du bereits geflohen seist. Ich wollte doch niemals, dass du so leiden musst!"
Ich festigte meine Umarmung und sah ihm direkt in die Augen. "Ich dachte ich hätte dich für immer verloren."
"Hast du nicht.", flüsterte er. Wir saßen noch eine ganze Weile so, sagten nichts sondern genossen nur unsere Nähe, bis es erneut zu regnen begann.
"Ich hab eine Wohnung ganz in der Nähe. Lass uns gehen, bevor du noch krank wirst." Ich nickte und griff nach meinen Krücken.
"Was ist passiert", fragte Bjoo besorgt und deutete auf meine Beine, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Das wird wieder."
"Ich hoffe du hast recht..."
Ich lächelte nur, was ihn ebenfalls zum Lächeln brachte.
"Also, bist du bereit?"
"Bereit wofür?", fragte ich neugierig.
Er wuschelte mir durch mein Haar und gab mir einen liebevollen Kuss.
"Bereit für unser glückliches, gemeinsames Leben?"
Ich kicherte leise, während wir gemeinsam Richtung Ausgang liefen. "Ich bin bereit sowasvon!"
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(im)possible (Hanjoo)
FanfictionHallo, mein Name ist Hansol und hier werde ich euch meine Geschichte erzählen. Wie ich mit meinen Bruder Taeil in Kriegsgefangenschaft kam, wie ich meine Familie und alles, was mir etwas bedeutete verlor und wie ich IHN traf und er mir neue Hoffnung...