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Paul

„Du gehst da echt hin, oder?" Ich sitze auf dem Boden in Enolas Schlafzimmer und lehne mich an ihre Wand. Sie zieht ein Kleid nach dem anderen aus ihrem Kleiderschrank und mustert sie so kritisch, dass sich eine kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen bildet.

„Ja, ich gehe dahin." Sie hat eine Menge Klamotten. Die meisten davon habe ich noch nie an ihr gesehen. Neben ihr auf einem Stapel liegen eine grüne Hose, eine rosa Bluse und ein neongrünes Top. Mein Mädchen habe ich noch nie in etwas anderem als Schwarz oder Farbtönen die diesem ähnlich sind gesehen. Diese bunten Sommerfarben, mag sie maximal auf einem Donut. Und das ist auch die einzige Form, in denen ich sie mag. Ich könnte nicht leben mit einer Frau, die permanent in Neonfarben herumläuft. Auf Dauer würde ich Augenschmerzen bekommen. Außer Enola würde Neon tragen, dann wäre vermutlich sogar das in Ordnung.

„Ich habe keine Ahnung was man zu einer Vampir-Mensch-Hochzeit anzieht. Alice hätte mir den Dresscode sagen sollen. Ich würde sie ja anrufen, aber bis morgen bekomme ich ohnehin kein neues Kleid mehr." Sie tippt nervös an ihrem Handy herum. Dann hält sie es an ihr Ohr. „Cloe, ich habe ein Problem..." Und schon schalte ich ab. Ich bin nicht dafür gemacht, Modetipps zu geben. Schon gar nicht, wenn sie meine Freundin dazu treiben, in das Gebiet der Cullens zu marschieren. Als ob sie sich noch hübsch machen würde, um als ihr Abendessen zu enden. Sie garniert sich heute quasi selbst. Ich rapple mich vom Boden auf und öffne das große Fenster zum Wald. Die frische Luft wehr herein und gibt mir das Gefühl noch tiefer atmen zu können. Ich scanne die Bäume automatisch auf der Suche nach einem gewissen Wolf ab, auch wenn ich das eigentlich langsam aufgeben sollte.

Ich weiß, dass es mir nichts ausmachen sollte, dass der Sprüche-Klopfer weg ist, doch es ist eben als würde ein Teil meines Rudels fehlen. Seth und Leah integrieren sich, auch wenn Seth sich meiner Meinung nach viel zu gut mit Bella versteht. Er geht sogar auf ihre Hochzeit, mit seiner Mutter Sue und Billy. Es ist, als würden sie sich alle für das Vampirmädchen freuen. Doch ich weiß es besser. Bella rennt mit offenen Augen in ihren eigenen Tod und alle um sie herum feiern das auch noch.

Ich zucke zusammen, als zwei kühle Hände mich umarmen. Enola schmiegt sich von hinten an mich an und ihre Haare kitzeln mich zwischen den Schulterblättern. Sie stinkt immer noch nach Blutsauger. Dieser Emmet war heute hier um ihr mit dem Radio an ihrem Auto zu helfen und seit dem riechen ihre Haare nach stinkendem Vampir. Wenn ich nur daran denke, dass er ihr nahe gekommen sein könnte...

„Ich ziehe ein grünes Kleid an." Ich drehe mich um und ziehe sie in meine Arme. Enolas helle Haut tanzt unter meiner, während sie mich sanft berührt. Ich zweifle immer noch daran, ob es wirklich echt ist, das zwischen uns. Ob ich sie wirklich und wahrhaftig verdiene. „Darf ich es sehen?" Frage ich neugierig, denn noch steht sie in Jeans und T-Shirt vor mir. Und ich finde, sie sieht auch so fantastisch aus. Enola zuckt mit den Schultern. „Wenn du dich umdrehst." Ich tue was sie sagt, höre jedoch jede ihrer Bewegungen. Ich höre wie der Knopf ihrer Jenas sich öffnet und wie der schwere Stoff zu Boden fällt. Ich höre den Verschluss ihres BH's knacken und wie sie leichten Stoff vom Kleiderbügel zieht. Ich höre wie sich in ruckelnden Abständen ein Reisverschluss schließt und schließlich, wie sie den Atem anhält. „Okay, du kannst dich umdrehen."

Als ich mich umdrehe, trifft es mich wie eine Wucht. Enolas rötliche Haare fließen sanft auf ein zart grünes Kleid. Es sieht aus wie die Flügel einer Fee, so durchsichtig sind die ersten Lagen des Stoffes. Das Oberteil ist enganliegend und dünne Träger halten es an Ort und Stelle. Es endet an ihren Knien und bewegt sich dort wie zarte Farne um ihre Beine. „Und?" Fragt Enola und ich kann hören, wie ihr Herz vor Aufregung schneller schlägt. Ich trete auf sie zu und beuge mich etwas herunter, um ihr einen Kuss auf den Scheitel zu geben. Immer noch durchzuckt dabei ein sanftes Prickeln meine Lippen. „Du wirst allen die Show stehlen." Sie errötet etwas und lässt ihre Haare vors Gesicht fallen. Ich spüre die Wärme, die ihr Gesicht vor Verlegenheit ausstrahlt. „Nein, versteck dich nicht." Ich lege meine Hände an ihre Wangen, hebe ihr Gesicht so hoch, dass sie mich ansieht. Sie stellt sich auf Zehenspitzen und berührt meine Lippen mit ihren. Es ist nur ein Hauch, als sie flüstert: „Paul, ich wünschte du würdest mitkommen."

Wenn du dich auf die Welt einlässt - Twilight FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt