Liebes Tagebuch,
Es ist nun der 2. August und meine Laune hat sich immer noch nicht verbessert.
Immer wieder wurde mir gesagt, das ich mich doch bitte zusammenreißen soll. Ich wurde immer darauf aufmerksam gemacht, das ich tränen in den Augen habe. Und jedes verdammte mal wenn mir jemand helfen wollte, wies ich ihn zurück. Warum?
Ganz einfach: Ich will keine Hilfe von Leuten die mich nur bemitleiden oder einfach nur wollen, das ich nicht immer die Stimmung von allen herunterziehe. Ich will einfach nur das jemand, der mich als Mensch interessant findet, wahrnimmt wie verflucht scheiße es mir geht. Doch irgendwie scheint es diese Person nicht zu geben...
Ist irgendwie verständlich. Wer will den auch etwas von dem seltsamen, hässlichen, depressiven und äußerst anstrengenden Jeon Jungkook.
Das war keine Frage. Ich weiß es gibt keine Person, die derartig blind ist, um es mit mir auszuhalten.
Wie immer hoffe ich, das morgen alles besser wird und ich bald anfange zu leben.
Tschüss!
Seufzend klappte ich mein Tagebuch zu und stellte es in mein Bücherregal, das ich schon vor 5 Tagen hätte aufräumen sollen. Aber wie immer 'kam ich nicht dazu'. Ich benutzte diesen Satz immer als Ausrede. In Wirklichkeit hatte ich einfach nur keine Energie, mich in irgendeiner Weise zu bewegen, wenn es nicht gerade der Weg zu meinem geliebten Badezimmerschrank, der meine ach so tollen Klingen enthielt, war. Oder der Weg zum Kühlschrank, den ich immer mit irgendwelchem ungesunden Zeugs vollgestopft hatte. Essen war nämlich neben Musik hören die einzige Sache, die ich tun konnte, um meinen Kopf von unnötig negativen Gedanken fernzuhalten.
Und auch an diesem Tag tat ich nichts anderes, als auf meinem großen Ledersessel, der einst meinem verstorbenen Opa gehört hatte, am Fenster zu sitzen um die Leute, die vor meinem Haus vorbeigingen zu beobachten.
Auch wenn es seltsam klingen mag, es gab nichts das mehr entspannend und interessant war, als dem Alltag anderer Menschen zuzusehen. Es gab so viele verschiedene Personen mit komplett unterschiedlichen Persönlichkeiten. Jeder Mensch hatte einen anderen Tagesablauf, andere Gewohnheiten und andere Verhaltensweisen. Mal ehrlich, man würde doch lügen, wenn man das nicht interessant finden würde... Oder bin nur ich so seltsam?
Diese Frage konnte mir leider niemand beantworten, da ich außer meiner Mutter und meinem Vater nur wenige Personen kannte. Um genau zu sein kannte ich niemanden außerhalb meiner Familie. Das lag daran, das meine Eltern zu hochnäsig und zu reich waren, um mich zu einer normalen Schule zu schicken und mir stattdessen einen Privatlehrer der jeden Tag um 8 Uhr morgens bis 12 Uhr mittags da war, um mir irgend ein Zeug zu erklären, was eigentlich hoffnungslos war, denn so etwas wie Prozentrechnung oder irgendwelche Grammatikalischen Regeln, wollten einfach nicht in meinen Kopf rein. So sehr ich mich auch anstrengte, ich hatte momentan genug Probleme um die ich mich kümmern musste. Außerdem lag es daran, das ich seid 3 Jahren depressiv war und deshalb nicht wirklich motiviert war um noch mehr Leute, die mich und mein kompliziertes Hirn eh nicht verstanden, kennen zulernen.
Trotz allem hatte ich noch eine Sache, die mich erfreute. Die Musik.
Ich habe es schon vorhin erwähnt. Die Musik half mir so sehr, mich zu entspannen um alles zu vergessen, das ich manchmal, wenn ich nicht aufpasste in einer anderen Welt aufwachte. Das nannte man Tagträumen. Hatte mir zumindest meine Therapeutin erklärt. Diese Traumwelt war nicht festgelegt. Sie veränderte sich ständig. Und zwar mit jedem neuen Lied, das ich anmachte.
Wenn ich gerade etwas sehr beruhigendes hörte, wachte ich zum Beispiel an einem Seeufer mit einem Steg und Sonnenuntergang auf. Wenn es etwas trauriges war, fantasierte ich meist von einer leeren, verregneten Straße oder einem Ereignis, das nicht unbedingt wahr sein musste, in dem ich irgendetwas derart negatives erlebt hatte, das es sich in mein Hirn eingenistet hatte. Zusammengefasst, war ich also ein sehr verträumter und fantasievoller mensch.
Was wiederum gute wie auch schlechte Seiten hatte. Ich war oft in meinen Gedanken versunken und bekam deshalb nicht viel von meinen Mitmenschen oder generell von der Realität mit.
Ich war gerade dabei, eine Mutter mit ihrem kleinen Baby zu beobachten, als meine Mutter meinen Namen von unten rief. Da mein Zimmer auf dem Dachboden war, wusste ich nicht, ob sie wirklich das gerufen hatte, was ich gehört hatte oder ob es nur etwas war, was sich so ähnlich anhörte.
Mit schnellen Schritten lief ich die große Holzwendeltreppe herunter, die weil sie schon so alt war, bei jeder Stufe knarrte. So als würde sie sich beschweren, das ich sie gerade mit meinen schmutzigen Socken betreten hatte.
Unten angekommen rief ich nach meiner Mutter, die mich allerdings nicht zu hören schien. Also schaute ich nach ob sie in ihrem Arbeitszimmer war. Als ich dort keinen Erfolg hatte, beschloss ich wieder nach oben zu gehen, da ich mich höchstwahrscheinlich nur verhört hatte.
Doch gerade, als ich die Treppe wieder hochsprinten wollte, hörte ich die Stimme meiner Mutter. Stritt sie sich mit jemandem? Mein Vater war nicht zuhause, also hätte es eigentlich nur unsere Katze sein können. Das wäre nun aber wirklich seltsam gewesen denn ich bezweifle, das Jimin, so hieß unsere Katze, eine sehr tiefe, männliche Stimme besaß. Denn als ich näher in Richtung Küche lief hörte ich genau so eine. Wer war das nur?
Plötzlich hörte ich einen lauten Knall. Warte, hatte dieser Mann gerade meine Mutter geohrfeigt? Schnell lief ich in die Küche, wo ich mit entsetzen feststellen musste, das meine Mutter sich mit Tränen in den Augen die Wange hielt, während ein etwas älterer Mann gerade dabei war, zu einem erneuten Schlag auszuholen. Mit einem Sprung stellte ich mich zwischen die beiden und konnte meine Wut nicht zurückhalten.
"Was wollen Sie von meiner Mutter und was erlauben sie sich, die Hand gegen sie zu erheben?! WER SIND SIE ÜBERHAUPT?" keuchend vor Wut packte ich den Mann an seiner Hand und umklammerte sie mit meiner schwachen Hand. "Ist das dein kranker Sohn von dem du immer erzählt hast, Mina?" Der Mann, grinste meine Mutter schmutzig an. "Warum erzählst du ihm nicht, das du deinen Ehemann schon seid Monaten mit mir betrügst?" Wieder grinste er, doch diesmal verspürt ich keine Wut. Sondern puren Hass und Traurigkeit. Wobei die Trauer über die Neuigkeit, die ich gerade mitbekommen hatte, viel größer war.
"Ist das wahr, Mama?" sagte ich schwach und ließ von dem Mann ab, um ein paar Schritte zurückzuweichen. Mit gesenktem Kopf musste ich ein Zaghaftes 'Ja' von meiner Mutter vernehmen, was mir nun den Rest gab.
Ohne auch nur einmal zurückzublicken, rannte ich aus dem Haus.
Da war so viel Wut und Hass in mir wie nie zuvor. Und ich wollte es einfach nur rauslassen. Mein Ziel war die Bar, welche sich um die Ecke befand. Alkohol war in dieser Situation keine schlechte Idee. So dachte ich zumindest.
Doch gerade, als ich abbiegen wollte, prallte ich heftig mit einer Person zusammen, die wohl ebenfalls gerannt war. Wir beide flogen ein Stück nach hinten und vor Schmerz schrie ich kurz auf, als ich auf den gepflasterten Boden aufschlug.
Die Person war schon wieder auf den Beinen und hielt mir seine Hand hin. Während er sich ausdrücklich bedauernd entschuldigte.
Dankend, doch immer noch benommen, nahm ich seine Hand an und blickte ihm ins Gesicht.
Und auch wenn es nur ein Blick war, veränderte sich so ziemlich alles für mich..
DU LIEST GERADE
4 o'clock [Yoonkook/Jikook]
Fanfiction"Es war immer genau 4 Uhr wenn er, komplett schwarz gekleidet auf den Bus wartete. Er aß immer ein Brötchen belegt mit Salami, etwas Salat und Tomaten. Jeden Tag trug er die selbe Tasche, mit dem exakt gleichen Anhänger den ich auch besaß, mit s...