La'au Make

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  Rangi (22:48)
Seid ihr mittlerweile zurück?

Rangi (23:07)
Feila? Sis? Alles okay?

Rangi (23:20)
Ist etwas passiert?

Rangi (23:31)
Verdammt. Melde dich, wenn ihr zurück seid, ja?

Rangi (0:02)
Feila?

Feila fühlte sich wie ausgetrocknet, als langsam ihre Sinne zu ihr zurückkehrten.
Ihre Haut spannte und für eine Weile – sie konnte nicht sagen wie lange – war das alles, was sie spürte.
Irgendwann bemerkte sie auch ein sanftes Schaukeln und schloss daraus nach einer Weile, dass sie wieder auf dem Boot war. Sie war sich nicht ganz sicher, was geschehen war. Ihre Erinnerung war verschwommen.
Sie hatten den Nifoloa gefunden. Hine hatte ihn aus einer Höhle gelockt. Und dann?
Feila hatte weggeschaut, aus Angst der hypnotischen Wirkung seiner Flügel zu verfallen. Aber etwas war passiert – etwas, das sehr wahrscheinlich auch dafür verantwortlich war, dass sie sich so dreckig fühlte.
So lag sie dort. Auch wenn sie später nichts genaues mehr sagen konnte, driftete sie mehrfach in den Schlaf über, nur um eine unbestimmte Zeit später wieder aufzuwachen und dann wieder einzuschlafen.
Auch als sie es schaffte ihre Augen wieder zu öffnen, war ihr Blick verschwommen.
Sie hatte Durst, doch fehlte ihr die Energie aufzustehen, um sich etwas zu trinken zu holen.
Als sie irgendwann wieder aus einem kurzen Schlummer erwachte fand sie ein schwarzes Auge auf sich gerichtet. Tui, Hines große Krähe, saß auf dem Rand des Bettes und blickte auf ihr Gesicht hinab.
Das Tier hatte den Kopf schief gelegt und wirkte beinahe nachdenklich. Die Federn auf seinem Kopf waren leicht aufgerichtet.
Feila blinzelte und offenbar bemerkte das Tier nun, dass sie wach war.
Tui plusterte sich auf, legte dann aber die Federn wieder an, ehe er auf den kleinen Nachtschrank hüpfte und ein lautes Krächzen hören ließ, dann noch eins.
Dann war das Tier wieder still und schien erneut dazu überzugehen, sie zu beobachten.
Gerne hätte Feila etwas gesagt, schaffte es jedoch nicht die Energie dafür aufzubringen. Sie war sich ohnehin nicht sicher, ob der Vogel sie verstanden hätte.
Eine Sache schien er jedoch zu verstehen. Er machte zwei Schritte rückwärts und pickte dann mit dem Schnabel leicht an eine Flasche Wasser, die auf dem Nachtschrank stand, und schob sie damit ein wenig nach vorne.
Schwach nickte Feila und schaffte es schließlich die Hand danach auszustrecken.
Nur sehr langsam öffnete sie die Flasche und schaffte es so schließlich ein paar Schluck Wasser herunter zu würgen. Es fühlte sich göttlich in ihrer ausgetrockneten Kehle an.
Dann wurde die Tür geöffnet.
„Ah, du bist wach", hörte sie die Stimme Hines, noch ehe sie den Kopf weit genug aufgerichtet hatte, um sie zu sehen.
Feila blinzelte und trank noch einen weiteren Schluck, ehe sie eine Antwort versuchte. „Ja", krächzte sie, wobei ihre eigene Stimme etwa so rau klang, wie die des Vogels.
Hine schien sie für eine Weile einfach zu mustern, nickte dann aber. „Gut."
Feila fiel auf, dass ihr linker Arm in Bandagen gehüllt war und ein großes Pflaster durch den Ausschnitt ihres Oberteils knapp oberhalb ihrer Brust zu sehen war. Verletzungen aus dem Kampf, nahm sie an.
Hine zögerte kurz, ehe sie hinzufügte: „Wie fühlst du dich?"
Feila brauchte etwas, um darauf zu antworten. „Trocken", brachte sie schließlich hervor. „Ausgetrocknet."
„Soll ich dir noch etwas zu trinken bringen?", fragte Hine mit Blick auf die halb geleerte Flasche in Feilas Hand.
Stumm nickte Feila, da ihr Hals noch immer schmerzte.
Erneut zögerte Hine. „Wasser?", fragte sie dann.
Feila überlegte, antwortete dann aber: „Tee. Bitte."
„In Ordnung." Hine nickte. „Ich sehe, was ich machen kann." Sie schenkte ihr ein sehr müdes Lächeln und verließ dann wieder den Raum, den sie sich eigentlich ohnehin mit ihr teilte.
Wieder war Feila allein, abgesehen von dem Vogel, der noch immer auf ihrem Nachtschrank saß und sie zu beobachten schien. Sie hätte nur zu gern gewusst, wie intelligent dieser Vogel nun eigentlich war. Sie hatte gehört, dass Familiare intelligenter waren als normale Tiere, doch mehr wusste sie nicht. Sie war keine einfache Magierin, hatte nie eine schamanische Veranlagung gehabt und so kam ein Familiar für sie ohnehin nicht in Frage.
Sie schloss die Augen und überlegte. Was war geschehen? Wie war sie in dieser Situation geendet?
Also. Sie waren an der Höhle gewesen, wo Hine sich von ihnen getrennt hatte, um zusammen mit Tui den Nifoloa aus dem Höhlensystem zu locken. Dann waren sie an eine Stelle in der Nähe des Ufers gegangen, die Antonio ausgewählt hatte. Feila hatte mit ihren Flammen ein Signal stellen sollen. Hine war zu ihnen gekommen und ein Kampf hatte begonnen. Lucas hatte den Nifoloa unter Beschuss genommen, aber keinen nennenswerten Schaden anrichten können. Dann war Hine in die Fänge des Monsters geraten und nur knapp entkommen. Antonio hatte irgendwas gemacht, um den Nifoloa am Boden zu halten, woraufhin das Biest sich ihm zugewandt hatte und dann ...? Feila wusste, dass sie selbst versucht hatte, das Ungeheuer mit Flammen zu attackieren, doch sie wusste nicht mehr, ob sie es überhaupt geschafft hatte oder bereits vorher das Bewusstsein verloren hatte.
Und Antonio?
Was war mit Antonio?
Sie blickte Tui an und wünschte sich, der Rabe könne reden. Doch natürlich war alles, was er hören ließ ein Krächzen.
Also seufzte sie und trank noch etwas Wasser, darauf wartend, dass Hine mit Tee oder was auch immer zurückkehrte.
Das Schiff schaukelte sanft in den Wellen, die nicht besonders hoch zu sein schienen. Wer steuerte eigentlich gerade das Boot und wohin fuhren sie?
So viele Fragen.
Schließlich öffnete sich die Tür und Hine kam wieder herein. Sie hatte einen relativ kleinen Teepott in der einen, eine einfache Lehmtasse in der anderen Hand. Feila wusste, dass das Set ihr gehörte.
„Kräutertee mit Honig", sagte Hine nur, als sie beides auf dem Nachtschrank abstellte, während ihr Rabe zur Seite hüpfte um Platz zu machen. „Kannst du dich aufsetzen?"
Feila nickte langsam und bemühte sich darum. Sie fühlte sich so unglaublich schwach. Hatte sie sich so sehr verausgabt oder war noch etwas anderes geschehen, an das sie sich nicht mehr erinnerte? Sie konnte es nicht sicher sagen.
Schließlich, wenngleich etwas zögerlich, packte Hine sie unter der Schulter und half ihr. „Hier." Sie schien nicht außerordentlich freundlich, aber auch nicht ganz so kühl, wie sie es sonst zumeist war. Dann füllte sie etwas Tee in die Tasse und gab sie Feila. „Trink."
„Danke", flüsterte Feila und nahm die Tasse, um sie an die Lippen zu führen. Der heiße Kräuteraufguss tat ihrer Kehle gut.
Dann, nach zwei, drei Schluck, sah sie Hine an, die noch immer neben der Koje stand und sie zu beobachten schien. „Was ist mit Antonio?"
Hine presste die Lippen für einen Moment zusammen. Dann seufzte sie. „Er" – sie schien sich auf die Lippen zu beißen – „Wurde vergiftet."
Feila sank das Herz. Sie hätte geflucht, wenn sie mehr Energie gehabt hätte, doch stattdessen starrte sie nur auf die Tasse in ihren Händen. Das hieß, sie konnten nichts für ihn tun. Laut dem Priester auf Manu'a gab es kein Gegengift. „Lucas?"
„Dem geht es gut genug", erwiderte Hine ein wenig herablassend. „Keinen Kratzer, für den er nicht selbst verantwortlich wäre."
Feila deutete ein Nicken an. Dann fragte sie: „Was ist mit dem Nifoloa?"
„Entkommen", antwortete Hine. „Als er Antonio angegriffen hat, ist der Zauber, um ihn zu halten, gänzlich zerfallen. Er hätte ... Nun ..." Sie schüttelte den Kopf. „Dein Feuerzauber hat ihn zumindest genug erschrocken, als dass er die Flucht ergriffen hat."
Noch einmal nickte Feila und überlegte. Dann sah sie die andere Frau an. „Und jetzt?"
Hine zuckte mit den Schultern. „Wir werden sehen."
Wieder nickte Feila. Für einen Moment überlegte sie zu fragen, ob es nicht besser wäre eine der nächsten Inseln anzufahren. Sie hatte die Karte gesehen. Ua Huka war Teil des Französisch Polynesien Archipels, wo es ein paar größere Städte – für Inselverhältnisse – gab, in denen man auch Krankenhäuser finden würde. Doch einfache Krankenhäuser würden Antonio nichts bringen – allerhöchstens ihr selbst und Hine, wie es aussah.
Aber was konnten sie tun?
Verdammt.
„Ruh' dich erst einmal aus", sagte Hine schließlich, so sanft wie sie es offenbar bewerkstelligen konnte. „Du hast dich verausgabt." Sie wandte sich ab. „In zwei Stunden werde ich Abendessen vorbei bringen." Sie öffnete die Tür, hielt dann aber noch einmal inne und sah sich zu ihr um. „Wenn du magst, kann Tui dir Gesellschaft leisten."
Feila und der Vogel, der – so schien es fast – genau verstanden zu haben schien, was gesagt wurde, sahen einander an. Sie zögerte. Immerhin wusste sie, wie wichtig das Tier für Hine war. Doch aktuell war sie – zugegebener Maßen – für etwas Gesellschaft dankbar. „Danke."
Hine nickte nur und verließ dann die kleine Kajüte, ließ Feila allein zurück.
Sie seufzte und trank einen weiteren Schluck Tee, ehe ihr Blick auf die Schublade des Nachtschrankes fiel, die durch einen kleinen Riegel auch bei höherem Seegang geschlossen gehalten wurde. Sie hatte, bevor sie aufgebrochen waren, ihr Handy dort gelassen und öffnete nun die Schublade, um es hervor zu holen.
Es war bereits später Nachmittag, wie sie feststellte. Hatte sie so lang geschlafen?
Wenig überraschend hatte sie viele – sehr viele – Nachrichten von ihrem Bruder, Rangi. Sie seufzte und lächelte zumindest etwas. Wie sehr wünschte sie sich nun bei ihm und dem Rest ihrer Familie zu sein?

Pomaika'i ma ahiWhere stories live. Discover now