Freunde fürs Leben

der Beginn der Schatzsuche

Hicks Sicht:
Unsanft werde ich am nächsten Morgen von den Jägern geweckt, und mit unsanft meine ich unsanft.

Noch bevor ich richtig wach bin, zieht mich einer der Jäger auf die Füsse und zerrt mich Richtung Haupthaus.

"Lass mich los! Was soll das?"

Ich verenke mir den Hals um zu sehen, wer da so vor sich hin schimpft, aber eigentlich weiß ich es schon.

Astrid wird hinter mir von einem Jäger auf die Füsse gezogen und in meine Richtung gestossen.

Auch die anderen werden gepackt, leisten aber keinen Wiederstand.

Ein paar Minuten später stehen wir alle vor Viggo, der an einem Holztisch sitzt und die Karte vor sich ausbreitet.

"Setz dich Hicks." Er deutet auf einen Stuhl, "Ich hoffe du hast gut geschlafen?"

Einbisschen arrogant lache ich ihn an und verschrenke die Arme vor der Brust.

"Nein danke. Ich stehe lieber, wie der Rest von meinem Team und was deine Frage betrifft, der Boden war einbisschen hart, aber sonst habe ich prächtig geschlafen."

Sein Blick verdüstert sich und er gibt "meinem" Wächter ein Zeichen, dieser drückt mich grob auf den Stuhl.

"Verstehe schon. Du hast anscheinend nicht so gut geschlafen, vielleicht wollen wir das nächste mal die Plätze tauschen?" Unschuldig sehe ich ihn an und hinter mir höre ich leises Kichern.

Ohne ein weiteres Wort schiebt Viggo die Karte zu mir. "Kümmere dich lieber um das Rätsel."

Neugierig geworden beuge ich mich über die Karte.

Rotzbakke reisst mir die Karte aus der Hand und hält sie ins Licht.

"Was ist den das für ein gekritzel, ist das überhaupt eine Sprache?"

Ratlos kratzt er sich am Hinterkopf, "Also ich kapiers nicht."

Genervt schnappe ich mir wieder das Papier und lasse meinen Blick kurz darüber gleiten.

"Das ist die Runenschrift. Wikinger haben sie", ich blicke zur Decke und überlege, "vor etwa 1500 Jahren benutzt. So weit ich weiss, ist das die erste Schrift, die die Wikinger gelernt haben. Natürlich konnten damals nur wenige lesen und noch weniger konnten schreiben, was heute ja immer noch so ist."

Erstaunt sehen mich die Anderen an und sogar Viggo wirkt verblüfft, aber er fängt sich schnell wieder.

"Was denn?"

Astrid sieht mich fragend an: "Kannst du sie denn lesen?"

Einen kurzen Moment zögere ich, dann zucke ich mit den Achseln. "Ja"

Gespannt sehen mich alle an und ich wende mich wieder der Karte zu, dann räuspere ich mich und beginne vorzu lesen:

Wo alles begann und alles endete, suche den Horizont und das Zentrum meines Lebens. Du musst hoch steigen, aber auch tief fallen. Finde meine Gruft und mein Versteck. Denk an das, was meine geheime Leidenschaft ist und finde den nächsten Punkt auf meinem Lebensweg. Nur wer gründlich sucht findet den wahren Schatz.

Hermes der Wissende

Nachdenklich lasse ich die Karte sinken.

"Was, das wars schon?" Auch Astrid sieht ratlos auf das Stück Papier in meinen Händen.

"Los Hicks, zeig uns wie schlau du bist."

Viggo hat sich nach hinten gelehnt und sieht mich herrausfordernd an.

Ich ignoriere ihn und drehe ihm den Rücken zu.

"Am besten schauen wir uns Zeile um Zeile an: Wo alles begann und alles endete. Wir wissen er wurde auf der Mondinsel geboren, aber wo starb er?"

Rotzbakke verdreht die Augen. "Ist doch klar, auch auf dieser Insel."

"Das stimmt nicht Rotzbakke, das Rätsel basiert auf diesen zwei Punkten. Es muss noch einen anderen Ort geben."

Aufgeregt tritt Fischbein einen Schritt vor. "Jetzt weiss ich es wieder. Er erfuhr, dass man ihm nach dem Leben trachtete und versuchte zu fliehen. Die Wikingerhäuptlinge fanden ihn aber auf der Sandinsel und töteten ihn auch dort."

Ich schaue kurz zu Viggo und stehe dann auf um aus der Truhe eine Landkarte zu holen.

Mit einem Kohlenstift kreise ich die beiden Inseln ein.

"Suche den Horizont und das Zentrum meines Lebens. Das klingt schon schwieriger."

Raffnuss kichert und lehnt sich wissend an die Wand.

"Das ist doch ganz einfach! Ehrlich, ein Wunder das ihr nicht darauf kommt."

Überrascht drehen sich alle zu ihr um.

"Hicks ist eben nicht das einzige Genie in dieser Runde."

Gelassen betrachtet Raffnuss ihre Nägel, bis sie sich dann von der Wand abstosst und eine Runde im Zimmer dreht.

"Wir müssen auf diese Sandinsel und von dort in Richtung Horizont los schwimmen."

Alle stöhnen auf und Astrid schlägt sich mit der Hand an die Stirn.

"Was ist denn deiner Meinung nach mit dem Zentrum des Lebens gemeint? Und wo sollte denn sein Versteck sein, unter Wasser, in der Luft? Ausserdem sind wir bis jetzt noch nie am Horizont angekommen, also bräuchte mann Jahre um dort hin zu kommen."

Während Raff und alle anderen sich streiten, trete ich aus dem Gebäude und schaue  auf den Horizont.

Was kann Hermes gemeint haben?

Plötzlich kommt mir eine Idee, unauffällig gehe ich zur Landkarte und verbinde die beiden Inseln mit einem geraden Strich.

Mit meinen Fingern messe ich die Breite und setze in der Mitte, zwischen den beiden Inseln einen Punkt.

Genau dort ist eine andere Insel, die Atlantisinsel.

Viggo, der bemerkt hat, dass ich wieder bei der Karte stehe, taucht plötzlich neben mir auf und klopft mir auf die Schulter.

"Aha, die Atlantisinsel also. Auf zu den  Schiffen, wir haben unser erstes Ziel."

Verwirrt halten die Streitenden inne und blicken anwechselnd auf mich und die Landkarte.

Ungeduldig drängt Viggo zum Augbruch. "Die Drachen lässt ihr hier, sonst bekommt meine Karte noch Flügel und fliegt weg."

Wir werden alle zu Viggo aufs Schiff gebracht, zusätzlich begleiten uns noch drei andere Schiffe.

Der Rest von seiner Armee bleibt auf der Insel und kümmert sich um die Drachen, mir ist nicht wohl dabei Ohnezahn zurück zulassen, aber wir haben keine andere Wahl.

Schon nach kurzer Zeit haben wir abgelegt und nehmen Kurs auf die Atlantisinsel.