Die Augen meines Retters

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Ich lief in Windeseile zurück zu Silber. Ich würde mich von einer Klippe stürzen, wenn sie starb. Meine Beine fingen an zu brennen, denn ich war es nicht gewöhnt mit Höchstgeschwindigkeit so lange zu laufen, doch ich zwang mich weiter.
Als ich endlich wieder bei Silber stand, lag sie zwar immer noch an derselben Stelle, doch sie schlug gerade die Augen auf. Alle Sorgen fielen von mir ab.
 "SternenClan sei Dank, du lebst!", schrie ich schon fast.
Wie aus dem Nichts stürzten Luchsstern und sein oberster Krieger aus dem Gebüsch.
 "So sieht man sich wieder. Ich weiß gar nicht wie du heißt, Süße", meinte er höhnisch.
"Erstens mal, nenn mich nie wieder Süße, ich habe einen Freund, verstanden, du Ausgeburt des Dunkelwalds!", schrie ich Luchsstern an, was fiel ihm eigentlich ein mich Süße zu nennen, dieser... mir fiel kein Vergleich ein, so sehr verabscheute ich ihn.
 "Und zweitens, mein Name geht dich eigentlich nichts an, aber weil ich so gnädig bin, verrate ich ihn dir. Mein Name ist Eis, Eisauge, um genau zu sein", sagte ich halb hochnäsig, halb spöttisch.
 "Forderungen stellt sie auch noch, die Kleine", meinte er nun auch noch. Mir platzte beinahe der Kragen, aber ich hielt mich zurück und zischte durch meine zusammengebissenen Zähne.
"Ich habe dich früher besiegt und ich kann es wieder also pass auf was du sagst."
 Normalerweise erwies man jedem Anführer einen gewissen Respekt, aber bei ihm war mir dieser schon längst vergangen.
 "Und außerdem, du hast mir deine Begleiter auch noch nicht vorgestellt", meinte ich mit gespielter Freundlichkeit, "Glaubst du wirklich, dass du mich im Kampf besiegen könntest?", gab ich nun zurück.
 "Nun ja, ich bin ja nicht alleine", meinte er nur gelassen.
 Jetzt platzte mir wirklich der Kragen. Ich fuhr die Krallen aus und setzte zum Sprung an, die Wunde im Nacken war längst vergessen. Ich sprang ab, der Begleiter von Luchs (für mich war er kein Anführer mehr) rührte sich nicht im Geringsten, stattdessen starrte er völlig erstarrt in meine Augen.
Luchs hatte nicht mit so einem plötzlichen Angriff gerechnet. Das war gut. Sehr gut sogar, denn das ermöglichte mir eine perfekte Drehung in der Luft, sodass ich mit Leichtigkeit auf seinem felllosen Rücken landen konnte, den er noch von meiner letzten Attacke hatte. Er warf sich sofort zu Boden und walzte sich. Das hatte zur Folge, dass er mich unter sich begrub und ich keine Luft mehr bekam. Ich rang nach Luft, versuchte irgendwie durch das dichte Fell von Luchs zu atmen. Plötzlich bekam ich Kopfweh, das sich so anfühlte, als ob mein Kopf gleich zerplatzen würde. Mir wurde elendig schlecht. Danach tauchten wieder diese schwarzen Punkte auf, die nach und nach mein Blickfeld einschränkten.
Doch kurz bevor ich jegliche Hoffnung verlor, wurde der Körper von Luchs von mir gerissen und ich  sah in die Augen meines Retters. Sie waren nicht etwa die von Seele oder Schatten oder Silber oder sonst wem, den ich erwartet hätte, nein, diese waren fast schwarz, so wunderschön und durchdringend, beinahe schon fesselnd. Jetzt wusste ich, wie es sich anfühlen musste, in meine Augen zu blicken. Ich konnte mich nicht bewegen. Dieser Moment war zu schön, um ihn durch irgendeine unnötige Bewegung zu zerstören. 


Die Quelle meines LebensWhere stories live. Discover now