Fahrradweg

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Mein Fahrradweg war immer der selbe. Tagein, Tagaus, die selbe Route. Doch vor zwei Tagen ist mir etwas schreckliches passiert. Es war vor dem Einkaufszenter, in der Fußgängerzone, durch die sich manche waghalsige Fahrradfahrer quetschen. Inklusive mir. Ich fuhr da also lang, links von mir lachende Kinder, rechts von mir rauchende Jugendliche und vor mir ein Fahrradfahrer der mir rasch entgegen kam. Sorgen habe ich mir um den nicht gemacht, er würde wohl ausweichen. Notfalls würde ich ausweichen, genug Platz war ja da. Doch als er in Blickkontakt war, spürte ich, dass er nicht ausweichen würde. Genauer gesagt, sah ich es in seinem Blick. Dieses kranke Grinsen und die zusammengekniffenen Augen mit welchen er mich fixiert hatte, ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. In windeseile Riss ich mein Fahrrad nach links, noch waren knapp zehn Meter zwischen uns. Das Grinsen des Mannes vergrößerte sich und er riss sein Fahrrad nach rechts. Steuerte straight auf mich zu. Die Leute um mich herum schienen zu verstummen, die Welt verschwamm und ich sah nur noch den Weg. Meine einzige Chance. Also riss ich mein Fahrrad abermals nach rechts, versuchte an ihn vorbeizukommen. Doch er schien meinen Move hervorgesehen zu haben und unsere Fahrräder schienen einen Sekundenbruchteil voreinander zu stehen. Dann kollidierten wir, ich flog über mein Fahrrad, mit dem Kopf vorran in sein Grinsendes Gesicht. Für einen Sekundenbruchteil, erschien es mir tot zu sein. Halb verwest, die Haut aschfahl, fast schon grün. Ein eigenartiger Geruch schien den Typen zu verfolgen und später übergab ich mich noch mehrmals, die Ärzte schoben es auf die Gehirnerschütterung. Sie meinten ich könne von Glück reden, dass ich noch am Leben sei. Leider hätten sie die Person mit der ich meinen Crash hatte, nie gefunden. Keiner der Leute konnte sich an ihn oder mich erinnern. Der Krankenwagen wurde anonym gerufen. Doch er verfolgt mich noch heute, manchmal steht er hinter mir. Ich spüre seinen fauligen Atem, sehe ihn im Spiegel und habe das Gefühl zu erfrieren. Doch die Ärzte sagen, ich habe Glück gehabt.

Glück gehabt.


Persönliche ÄngsteWhere stories live. Discover now