Persönliche Ängste

Fernbus

Diesen Gedanken spinne ich immer, wenn ich auf einer sechs Stündigen Fernbusfahrt auf der Autobahn rumdümpel.

Die meisten Autos, die ich erblickte waren schwarz. Danach folgten die Weißen und schlussendlich die Grünen. Ich fragte mich, was für Menschen wohl ihre Besitzer waren. Waren die Grün-Auto-Besitzer die Öko-Freaks, die Schwarz-Auto-Besitzer die Bänker und die Weiß-Auto-Besitzer die Drogendealer? Oder umgekehrt? 

Der Monitor des Busses zeigte mir, dass noch drei Stunden vor mir lagen und da wir nun endlich auf der Autobahn waren, konnte ich nun pinkeln gehen. Der Bus, der uns eigentlich sicher nach Köln bringen sollte, wurde nach einem unerträglichem Klimaanglagendefekt gegen einen Neuen ausgetauscht, doch auch dieser produzierte nur drückende Luft. Sie bereitete mir Kopfschmerzen.

Auf dem Weg zur Toilette beobachtete ich die Leute. Ein paar schliefe, mit offenen Mündern und hängenden Köpfen. Andere redeten, doch die meisten schauten gelangweilt aus dem Fenster. Nichts Neues.

Die Toilettentür klemmte. Es war unglaublich schwer sie aufzustemmen, doch als sie zwei Centimeter offen war, schlug mir ein bestialischer Geruch entgegen und eine leblose Hand quetschte sich durch den Schlitz. Ein Schrei entdrang meiner Kehle und der Busfahrer bremste, ich fiel in die Tür und berührte die Hand. Sie war am verwesen, aber warm. Mein Körpergewicht quetschte die Tür weiter auf und heiße Luft schlug mir entgegen, der Geruch brachte mich zum Erbrechen und die Menschen um mich herum fingen zu schreien an. Ich lehnte an der Tür und eine gebackene Leiche lag vor mir. Der Busfahrer bremste weiter und ich fiel wieder nach vorne, auf die Leiche. Auf diesen toten, warmen Körper. Maden krabbelten auf ihm und ich krabbelte, mich erbrechend weg. Ich heulte und schrie, die Leute um mich herum schrien und der Busfahrer bat uns Ruhe zu bewahren. Bat uns ihm die Lage zu erklären und ich lief nach vorne, schrie ihn an, fiel auf ihn und sah wie wir unseren Kurs änderten. Wie der ganze Bus sich zu drehen begann und wir quer auf der Autobahn standen. Ein LKW auf uns zu raste und in uns landete.

Sah wie Menschen durch den Bus geschleudert wurden,

wie andere in ihren Sitzen erquetscht wurden,

wie sich Arme von Körpern trennten,

wie Blut floss,

wie Köpfe explodierten,

wie der LKW in uns zum stehen kam. 

Sah wie der LKW Fahrer mit schreckensgeweiteten Augen in seiner Kabine saß,

sah wie sein Gesicht in orangenes Licht gehüllt wurde,

seine Brille explodierte.

Fühlte wie unser Bus noch wärmer wurde,

fühlte wie ich angehoben wurde,

das mein Arm eingequetscht war,

fühlte wie er abriss,

flog während er brannte,

verbrannte beim Fliegen.