Erstens

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Der Kampf gestern ist gut verlaufen, ich habe gewonnen. Den letzten Kampf hatte ich verloren vor... Ich dachte kurz nach... 3 Jahren. Damals hatte ich eine Heidenangst mich vor Leuten zu präsentieren und sämtliche negative Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen gehabt, sobald ich verloren hätte, dass ich mich geweigert hatte zu kämpfen. So hatte ich verloren. Mit einem Grinsen erinnerte ich mich daran.

Ich saß auf meinem gut mit Kissen bestücktem Bett und las in dem Chemiebuch, das mein Vater mir mit den Worten "werd endlich besser" zugeworfen hatte. Jetzt war ich gezwungen diesen Mist wirklich zu lesen, denn er platzte alle fünf Minuten mit einem dämlichen Vorwand herein, um nachzusehen, ob ich nicht doch wieder in meinen Tagträumen versunken war.

Ich musste zugeben, meine Kämpferkarriere ging bergauf, doch meine Noten waren dieses Jahr nicht so gut ausgefallen. Zurzeit hatte ich Sommerferien und schon seit dem ersten Tag hatte ich den Auftrag, dieses Buch komplett durchzukauen. Ich hörte nebenbei ganz leise italienische Musik. Das beruhigte mich irgendwie.

Womit mein Vater mir wirklich einen Gefallen getan hatte, war mir diesen köstlichen Kirschkuchen zu bringen. Meine Mutter war mit ihrem neuen Freund gerade auf Ibiza und ließ es sich dort gut gehen. Die nächsten Tage würde ich vielleicht einmal eine Karte bekommen oder eine SMS, aber sonst würde sie sich nicht blicken lassen.

Die Tür ging auf und mein Vater spazierte herein, diesmal sah er mich nur prüfend an und sagte: ,,Schön, dass dir dieses Buch so gefällt."
Um ehrlich zu sein, hatte ich noch nicht eine Seite richtig gelesen.

,,Ja", sagte ich, ,,Ist toll..."
Gott sei Dank wusste er nichts von Ironie und verstand sie auch nicht.

Den ganzen Nachmittag raffte ich mich zusammen und brachte mein Gehirn dazu, diese Dinge zu lesen. Morgen war Physik dran, übermorgen wieder Chemie und dann Latein.
Am Samstag würde ich endlich mal wieder Sport machen gehen.

Denn in vier Wochen, mitten in der ersten Schulwoche, war wieder mein erstes Tunier seit langem. Ich saß mit meinem Vater und meinem Bruder Michael vor dem Fernseher und wir schauten unsere Lieblingsserie, Arme Millionäre, und aßen dabei salziges Popkorn. Das war so ein Tick von uns, wir mochten das Süße nicht.

Michael kam spät in der Nacht, als ich schlief in mein Zimmer geklettert (geklettert, weil wir erst vor kurzem in diese Gegend gezogen sind, weil sich meine Eltern ja getrennt haben und überall noch Kartons rumstanden) und weckte mich. Ich erschreckte mich, weil ich nicht noch mit Besuch gerechnet hätte. Draußen regenete und donnerte es. Ich mochte es, wenn es regnete. Das war irgendwie gemütlich.

Wir warfen meinen Fernseher an und sahen uns einen Horrorfilm an, bei dem wir uns schrecklich über die Dummheit der Leute lustig machten. Irgendwann schlief ich ein und war mir sicher, dass Michael kurz darauf verschwunden war, denn am nächsten Morgen war alles bester Ordnung.

Mit viel Überzeugung und meinem geübtem Hundeblick brachte ich meinen Vater dazu, endlich mal wieder meine beste Freundin, Lina, zu sehen und wir verabredeten uns zum shoppen gehen für Nachmittag.

Schon beinahe motiviert machte ich mich an die Übungsblätter, die er mir netterweise ausgedruckt hatte. Mein Bruder war arbeiten gegangen, er arbeitete in einer Autowerkstatt ein paar hundert Meter von unserem kleinen Haus entfernt.

Ich machte mich daran, die Kartons auszuräumen und machte dann ein bisschen Sport, ging ein bisschen laufen (ich kam an der Werkstatt vorbei und offenbar machte mein Bruder, der faule Hund, gerade Mittagspause) und dann ging ich duschen. Mit entsetztem Blick stellte ich fest, dass ich bereits in einer halben Stunde in der Innstadt sein musste. So schnell wie ich konnte, kämmte ich meine Haare etwas, wuchte mir ein halbwegs tolles Gewand raus und schminkte mich noch ein bisschen.

Lina erwartete mich mit einem verschmitzem Grinsen an der Eisdiele mit dem leckeren Eis, an der wir uns immer trafen und begrüßte mich mit einem flotten Spruch, ob mein Pa mich endlich mal aus dem Gefängnis entlassen hätte. Ich nickte lachend und wir machten uns nach einer Runde durch den Einkaufscenter auf den Weg zu unserem Lieblingscafé. Während wir lachten über einige unserer Peinlichkeiten, sah ich ein paar Meter vor uns etwas, das mir das Herz brach.

Tja, so jetzt mache ich hier den Cut. Jeder, der die erste Version gelesen und noch einigermaßen im Gedächtnis hat, sollte wissen, was passiert. Wie findet ihr die Idee eigentlich? Über Votes oder vllt sogar Kommentare würde ich mich freuen
Liebe Grüße
Eure Annabella

Thøught - Neue VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt