Viertens

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Wie ich erwartet hatte, waren bereits einige Leute da. Wir schmuggelten uns durch die Kasse und da der Eintritt kostenfrei war, saß niemand in dem verglasten Häusschen, über dem ein rostiges Schild mit der Aufschrift "Kasse" hing. Die Tribüne ging schräg nach oben, Holzbänke standen auf den einzelnen Stufen. Wir ließen uns zwischen ein paar Menschen auf einer unbesetzten Bank nieder.

Lina hatte sich zusätzlich zu dem schwarzen Faltenrock und einem weißen T-Shirt eine Jeansjacke übergeworfen. Sie knetete die ganze Zeit eine Ecke ihres Rocks und dann fing sie an einen Knopf der Jeansjacke auf- und zuzumachen. Ich sah mich um. Oliver, der Typ in den Lina sehr verknallt war, und den sie vom Fußballklub kannte, war bei sehr vielen Spielen hier in dem kleinen Stadion am Rande Kölns Schiedsrichter, manchmal ersetzte er auch einen kranken Spieler.

Lina hoffte natürlich, er würde sie sehen und mit ihr reden oder sie könnte ihn einfach nur still und heimlich bewundern. Sie war schon ziemlich lange verknallt in ihn.

Während ich so nachdachte und Lina immer aufgeregter wurde, wurde es auf einmal still um uns, und dann brach Applaus los. Aus einer großen zweiflügeligen Tür, die von zwei Jungs aufgehalten wurde, kamen 14 Jungs, sieben davon trugen ein blaues T-Shirt, die anderen sieben ein gelbes.

Doch das war nicht der Fakt, der mich irritierte. Sie saßen alle im Rollstuhl. Im ersten Moment war ich erschrocken, aber dann freute ich mich darüber und schloss mich dem lauten Klatschen und Rufen an. Lina stand auf und pfiff.

Als Oliver das Spielfeld betrat, stupste sie mich an. Er hatte eine Pfeife um den Hals hängen, ein schwarzes T-Shirt ohne Aufdruck an, darüber ein neon-grünes Leibchen. Dazu klatschte und lachte er.

Die Spieler legten sich richtig ins Zeug. Selten war ich so stolz auf fremde Menschen gewesen. Ich beobachtete immer ein paar Spieler eine Minute lang. Ich wusste gar nicht, für welches Team ich jubeln sollte. Da gab es einen David, einen Gabriel, zwei Michaele (genau da fragte ich mich: was ist die Mehrzahl von Michael?) und noch ein paar andere, die eher das eigene Tor verteidigten.

Als mein Blick weiter wanderte, fiel mir jemand ins Auge, bei dem ich bei genauerem Hinsehen Julian hinten auf dem T-Shirt lesen konnte. Er stach ein bisschen heraus, denn er hatte schon zwei Tore gemacht und er war gerade dabei ein drittes zu machen.
Er war äußerst attraktiv, seine stechend blauen Augen konnte ich noch erkennen, weil wir relativ weit vorne saßen. Er gehörte zu den Spielern in gelb.

Kurz vor Ende des Spiels stand es sehr gut um Team gelb, sie lagen in Führung. Die blauen Spieler nutzten die letzten Minuten und machten noch zwei Tore, aber das änderte nichts an dem Sieg von Team gelb. Alle standen auf und klatschen, sogar die Verlierer schlugen die Hände zusammen und beglückwünschten die Anderen. Mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht und schweißnassem Haar schüttelten die Gewinner sich die Hände.

Ich freute mich so sehr für diese Menschen, denn sogar die Blauen waren sehr glücklich. Lina war vor Begeisterung aufgesprungen und drückte nun ganz aufgeregt meine Hand, weil Oli ihr zugewunken hatte. Er machte eine einladende Handbewegung und deutete auf den Ausgang. Dann verschwand er in der Umkleide. Lina drehte sich zu mir und ihr Blick huschte umher. Sie riss mich hoch und zerrte mich durch sämtliche andere Leute, die auch aufgestanden waren.

Mehrmals flüsterte ich ein Entschuldigung, bis ich bemerkte, dass das sowieso keinen Sinn hatte. Und obwohl nicht so viele Menschen sich das Spiel angesehen hatten und die Reihen wie gefleckt ausgesehen hatten, weil so viel Platz zwischen den einzelnen Gruppen war, war es schwierig hinter Lina her zum Ausgang zu rennen.

,,Oliver braucht sowieso noch ein bisschen, jetzt warte mal!", schrie ich ihr zu, doch sie ignorierte mich. Als wir nun schließlich vor dem Kassenhäusschen standen und ich interessiert das schief hängende Kasse Schild betrachtete, kam Oliver angerannt. Seine dunklen Haare waren etwas nass, er hatte sich ein Handtuch über die Schultern geworfen, seine Schnürsenkel waren noch offen und er trug sein T-Shirt falsch herum. Doch das schien Lina nichts auszumachen. Plötzlich hatte sie nur noch Augen für ihn.

,,Hi", sagte Oliver schwer atmend zwischen zwei Atemzügen. Ich merkte, dass wir im Weg standen und ich nahm Lina und zog sie ein Stück weg.

,,Hi-Hi", sagte sie und starrte auf ihre Füße. ,,Wie hat euch das Spiel gefallen?", fragte er und sah geradewegs in Linas Augen.
,,Gut", sagte ich, als ich merkte, das Lina nichts sagen würde.

,,Habt ihr Lust was essen zu gehen?", fragte er und warf hastig einen Blick auf die Uhr. ,,Eigentlich gerne", began ich, ,,Ich muss aber leider wieder heim."
Ich stupste Lina an. ,,Ja", hauchte sie nur in seine Richtung, ,,Geht noch jemand mit?"

Die Beiden begannen zu reden und ich fühlte mich ein bisschen fehl am Platz und deshalb verabschiedete ich mich und machte mich zu Fuß auf den Weg nachhause.

Während die Sonne so langsam unterging, schoben sich einige Wolken vor den Himmel und nach ein paar Minuten begann es zu regnen. Na toll, dachte ich. Eigentlich war ich in diesem kurzem Moment glücklich, wie ich alleine auf einem Bürgersteig langging, es solangsam finster wurde und es regnete. Ich genoss das Geräusch der vorbeifahrenden Autos und das Gefühl von den Tropfen auf meiner Haut. Plötzlich jedoch wurde ich komplett mit einer Menge Wasser voll gespritzt und überrumpelt. Ein Auto war neben mir in eine Pfütze gefahren und ich hatte ziemlich viel abgekriegt. (Hilfe, mein Make-up!)

Ich stöhnte auf und sah kurz nach, ob mein Handy noch am Leben war. Erleichtert, stellte ich fest, dass es nicht kaputt war, doch bei dem Blick in die Innenkamera stellte ich fest, dass meine ganze Schminke verlaufen war. Auf einmal hörte ich, wie ein Auto neben mir stehen blieb. Ein Fenster wurde heruntergelassen. Durch meine mir im Gesicht hängenden, nassen Haare konnte ich nur erkennen, dass jemand darin saß und offenbar mit mir redete.

Ich ging näher heran. Eine blonde, streng frisierte, aber nett lächelnde Frau saß vorm Lenkrad und rief mir zu:,,Willst du mitfahren?"
Und hinten im Frachtraum, der statt Rücksitzen einen großen Stauraum mit einem befestigten Rollstuhl hatte, saß ein Junge mit gelbem Trikot.

Hallo zurück!
Zuerst einmal: es hat sich sehr sehr viel verändert in meinem Leben, vor allem meine Freizeit-Verhältnisse. Ich habe jetzt endlich auch mal Ferien, deshalb dacjte ich mir, ich kann diese Ueit gut nutzen und noch ein paar Kapitel schreiben. Btw es tut mir leid, falls ich mich nicht bei jedem persöhnlich bedanke, der mein Buch in seine Leseliste tut oder einfach nur relativ viel votet. Ich hab einfach vor kurzem das erste mal wieder wattad geöffnet und ich hatte über 300 Nachrichten!
Vielen Dank, dass ihr immernoch mein Buch lest😂
Schöne Ferien noch für diejenigen, die noch welche haben
Eure Annabella

Thøught - Neue VersionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt