Kapitel 2

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Die Fahrt war der reinste Horror. Niemand hatte ihr gesagt, dass der Umstieg auf ein anderes Auto so schwierig war. Der neue Schleifpunkt und das Mehr-Gas-Geben beim Anfahren machten ihr schwer zu schaffen. Bei jedem Schalten und Anfahren schleuderten die beiden in ihrem Sitz nach vorne, dann würgte Daisy ab und fuhr daraufhin mit viel zu viel Gas an, damit das Auto ihr nicht wieder ausging.

Auf der Hälfte des Weges zu dem Tower, wo die Firma der Grahams ihren Sitz hatte, hielten sie an einer Ampel. Viele Autos stauten sich, was Mrs Graham ziemlich auf die Nerven ging.

"Fahrt doch, ihr Idioten!", motzte sie die Fahrer vor uns an.

Daisy unterdrückte den Drang, ihre Augen zu rollen. Ihre Mutter war so ungeduldig.

"Daisy, wenn die Ampel das nächste Mal grün wird, fährst du einfach, auch wenn es schon rot ist.", befahl sie ihrer Tochter, als sie schockiert feststellte, dass sie nicht mal mehr zehn Minuten bis zu dem Meeting hatte.

"Aber Mum, am Ende wird mir noch der Führerschein abgenommen.", Daisy schüttelte den Kopf, "Wir schaffen das schon noch."

Ihre Mutter seufzte und lehnte sich im Sitz zurück. Immer wieder fuhr sie los und stoppte wieder, weil nur drei Autos es über die Ampel schafften.
Daisy überlegte währenddessen, was sie heute alles machen könnte.
Sie könnte noch quer durch London fahren mit ihrem neuen Mini, um sich einzufahren und das Gefühl, ein Auto zu haben, zu genießen. Und später könnte sie dann noch einen Film-Marathon machen oder...

"Monsieur Laurent kommt heute um halb zwei.", sagte ihre Mutter und unterbrach dabei ihren Gedankenfluss.

"Um halb zwei schon?", fragte Daisy überrascht, weil das zwei Stunden früher als normal war.

"Ja, dein Vater und ich haben beschlossen, dass dir extra Klavierstunden vor dem Vorspiel im September ganz gut tun würden."

Seit Daisy 4 Jahre alt war, spielte sie Klavier und war mittlerweile wirklich gut geworden. So gut, dass sie bald ein Vorspiel bei der Juilliard School in New York hatte, von dem sie schon seit Jahren träumte.

Ihr Klavierlehrer seither war immer wieder erstaunt von ihr gewesen, wie unglaublich begabt sie doch war. Denn, als sie sich das erste Mal an ein Klavier setzte und ihr Lehrer eine kleine Melodie spielte, hatte sie sich direkt alles eingeprägt und konnte das Lied direkt spielen.
Monsieur Laurent war hin und weg gewesen, und war sich sicher, dass dieses Mädchen ein Rohdiamant war, den er schleifen würde, bis aus ihr eine große Pianisten wurde.

Daisys Auto stand nun ganz vorne als Erstes an der Ampel, sie wagte einen Blick in den Rückspiegel und schluckte laut hörbar. So viele Autos. Jetzt muss ich abliefern. Jetzt darf es nicht ausgehen. Oh Gott. Der Druck war zu groß.

"Grün!", rief Mrs Graham aus, sodass Daisy schnell den rechten Fuß von der Bremse nahm und auf das Gaspedal drückt und mit dem anderen die Kupplung kommen ließ. Mit heulendem Motor machte das Auto einen Satz nach vorne und beschleunigte, um ihre Mutter noch rechtzeitig zum Meeting zu bringen. Schneller, als ihr eigentlich lieb war.

Und dann passierte es.
Sie waren nicht mehr weit vom Graham Tower entfernt, als alles plötzlich ganz schnell ging.
Daisy sah nur noch wie eine Gestalt vor ihr Auto lief, sie legte auf der Stelle eine Vollbremsung hin, es aber trotzdem knallte, die Person erst auf der Windschutzscheibe aufkam und dann zu Boden rutschte.

Sie schrie.
Sie hatte einen Menschen angefahren. Ihr Puls war sofort auf 180 und Schweiß brach aus ihr heraus. Hyperventilierend und zitternd schnallte sie sich ab, riss den Gurt von sich und stürzte heraus aus dem Auto.
Ihre Mutter saß da wie eine Statue, nicht in der Lage zu blinzeln oder vernünftig zu atmen, so geschockt war sie.

Melody Of A Broken HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt