Erster Kuss

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John stand vor dem schwarzen Grabstein. Seine Augen waren gerötet und er hatte schlecht geschlafen. Es war mittlerweile ein Jahr her, dass Sherlock Holmes sich das Leben genommen hatte.
„Hey Sherlock", begann er mit brüchiger Stimme zu reden, „Ich hab dir Blumen mitgebracht. Du hast zwar nie wirklich viel davon gehalten, aber vielleicht freust du dich ja trotzdem."
John hielt kurz inne und schaute auf den Boden.
„Ich vermisse dich so sehr, Sherlock. Dein Geigenspiel, die Leichenteile im Kühlschrank, die nächtlichen Pistolenschüsse und vor allem unsere gemeinsamen Abenteuer."
Die ersten Tränen liefen ihm über sein Gesicht, als er die blutroten Rosen ablegte und sanft über den kalten Grabstein strich.
„Greg bekommt kaum noch einen Fall gelöst und nahezu ganz Scotland Yard ist am Verzweifeln. Sie kommen alle nicht ohne dich klar. Genauso wenig wie ich, Sherlock."
John schluchzte laut auf und wischte sich routiniert die Tränen aus den Augen.
„Sherlock ich wünschte wir hätten mehr Zeit gehabt, denn die eineinhalb Jahre mit dir waren mit Abstand die schönsten meines Lebens."
Mit zitternden Händen griff er nach seiner Pistole.
„Aber sie sind vorbei. Ich liebe dich, Sherlock. Aber jetzt hab ich nie mehr die Chance es dir zu erzählen, nicht wahr? Ich-Ich schaffe es einfach nicht mehr ohne dich."
John zielte auf seinen Kopf, als er aus den Augenwinkeln eine Person mit schwarzen Locken auf sich zu rennen sah.
„Siehst du Sherlock, jetzt fange ich schon an zu halluzinieren", er lächelte müde und flüsterte: „ Sherlock, ich komme endlich zu dir....nach Hause."
Ein lauter Knall war zu hören und John sank leblos in Sherlocks Arme.
„Nein John bitte nicht! Wach auf! Bitte komm zurück!", schrie Sherlock verzweifelt. Er saß im nassen Gras und John lag auf seinen Knien. Seine heißen Tränen fielen auf den Leichnam seines Freundes und er umschloss Johns Gesicht mit beiden Händen. Heute wäre der Tag gewesen. Heute hätte er ihm sagen wollen, dass er nicht tot war und, dass er ihn liebte. Mehr als alles andere. Sherlocks gesamter Körper schmerzte, wie er es noch nie vorher getan hatte und die Tränen liefen ihm unkontrolliert über die Wangen.
„Es tut mir leid John. D-das wollte ich nicht..."
Sanft strich er über Johns Wange.
„Was hab ich nur getan?", schrie Sherlock. Siedend heiß fiel ihm ein, dass John es für ihn getan hatte und jetzt auf ihn wartete. Er würde nicht da sein. Das konnte Sherlock ihm nicht antun. Er wollte John nie wieder so verletzen. Nicht-tot sein war jetzt völlig inakzeptabel. Sein Blick fiel auf die Pistole in Johns Hand. Es gab nur diese eine Lösung. „Ich liebe dich, John. Gleich sind wir wieder vereint", schluchzte er und küsste zart Johns Lippen. Er hatte sich ihren ersten Kuss immer ganz anders vorgestellt. Sherlock nahm die Pistole in seine Hand, atmete noch einmal tief durch und drückte ab.

Johnlock OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt