Teil 3

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Während Tannenjunges und Falkenjunges schon zur Kinderstube rannten, blieb Silberjunges noch hinter dem Baumstamm stehen. Plötzlich hörte sie Taublütes lauter werdende Stimme aus dem Ältestenbau. "Silberjunges ist klug. Sie wird es herausbekommen, wenn du weiter solche Andeutungen machst!", fauchte sie. Graupelz knurrte jedoch zurück. " Sie wird es sowieso irgendwann erfahren. Du kannst ihr nicht ewig verheimlichen, dass ihre Mutter tot ist. Zu meiner Zeit, wurde das den Junge-" Sie zuckte zusammen als Silberjunges in den Ältestenbau taumeltle. "Stimmt-Stimmt das Mama?" Taublüte warf Graupelz einen wütenden Blick zu. "Komm Silberjunges, wir gehen in die Kinderstube." Silberjunges lief hinter ihrer Mutter her. "Mama...Die alte Katze lügt doch, oder?" Flehentlich sah die kleine Katze ihre Mutter an. Doch diese wandte den Kopf ab.  "Doch. Sie hat recht. Ich bin nicht deine Mutter. Deine wahre Mutter ist bei deiner Geburt gestorben. Dein Bruder auch. Dein Vater...es ist Nesselherz. " Silberjunges starte Taublüte mit großen Augen an. Dann drehte sie sich um und rannte zum Lagerausgang. Sie hatte immer gedacht, dass ihr Vater tot sei. Sie hatte gewusst, dass Tannenjunges und Falkenjunges nicht Taublütes Junge waren. Aber dass sie selber nicht von ihr abstammte, hatte sie nicht erwartet.
Sie wollte gerade im Dornentunnel verschwinden, als sie von hinten hochgezogen und durch die Luft gewirbelt wurde. Nesselherz hatte sie am Nackenfell gepackt und auf seine breiten Schultern gesetzt. "Wo wolltest du denn hin, meine kleine? Komm, wir machen einen Dachsritt zur Kinderstube. Deine Mutter macht sich bestimmt schon sorgen." Normalerweise waren Dachsritte das lustigste, was ein Junges nur machen konnte. Jetzt aber nicht. "Das ist nicht meine Mutter. Und sie macht sich auch keine Sorgen. Meine Mutter ist tot." murmelte sie. Sie spürte, wie Nesselherz zusammenzuckte. "Woher weißt du das?", keuchte er. "Von Taublüte." Sie zuckte mit dem Schwanz, als Nesselherz knurrte. "Das war so nicht abgesprochen!" Er schüttelte sich und Silberjunges hatte Mühe sich festzuhalten, als er zur Kinderstube stürmte. "Taublüte, wir müssen reden." Sofort kam die grau gefleckte Kätzin aus der Kinderstube geschossen. Sie nickte nur und sprang vor Nesselherz aus dem Lager, der gar nicht zu bemerken schien, dass Silberjunges noch zwischen seinen Schulterblättern hockte. Staunend sah sie sich im Wald um. Doch lange währte das nicht, denn als Nesselherz sich durch ein Dornengebüsch zwängte, blieb Silberjunges mit dem Nackenfell an einer Brombeerranke hängen. Ihr Vater und ihre angebliche Mutter liefen weiter, ohne sie zu bemerken. Sie wusste selbst nicht, wieso sie ihnen nicht nach rief. Sie war viel zu fasziniert von den Gerüchen, die sie umgaben. Plötzlich sah sie einen Schatten hinter einer Birke vorbeihuschen, dann wurde die Welt um sie herum schwarz.

Die Prophezeiung Des MondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt