Prolog

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Ich hoffe das Bianca bald aus der Schule kommen wird, denn das Mittagessen muss ich auch noch zubereiten. Ich sehe ihre Mitschüler in Strömen aus der heruntergekommenen Hütte hinaus eilen und zu ihren Müttern gehen. Aber egal wie lange ich warte, mein Engel kommt nicht. Was hatte sie jetzt bloss angestellt? Manchmal machte sie mir nur Ärger, sie ist viel zu sensibel und reagiert leider viel zu aggressiv. Die anderen Mütter starren mich an, weil mein Kind noch nicht zu mir geeilt war und keines mehr aus der Tür sprang.

Etwas später kommt die Kinderbetreuerin heraus mit Bianca an der Hand, sie starrt schuldbewusst zu Boden und meidet meinen Blick. "Bianca hat heute Morgen auf Sandra eingeschlagen, die hat nun ein blaues Auge. Ich denke, dass Ihr Kind sich vollkommen unangemessen verhielt. Allerdings bin ich der Meinung, Sie wissen sicher am besten, wie Sie sie zurechtweisen." meinte Sie, Julia ist es wahrscheinlich. Stumm nicke ich.

"Aber es ist nicht das erste Vorkommnis mit Gewalt, an dem Bianca beteiligt war. Das ist meine letzte Mahnung, ansonsten wird sie erst wieder an der Mittelstufe teilnehmen und Sie müssen dann dafür sorgen, dass Bianca gebildet wird." Ich war erschüttert, mir wurde nur von einem solchen Vorkommnis berichtet. Ich strafte Bianca mit Blicken. "Natürlich Julia, so etwas wird nicht mehr vorkommen. Aber Sie wissen doch, das Sandra mit Sicherheit nicht unschuldig war." "Natürlich, aber wir lernen, dass wir nicht mit Gewalt antworten, sie soll es auch lernen. Auf Wiedersehen Luzia" Verabschiedet Sie sich und dreht auf dem Absatz um, damit Sie zurück in die Hütte kann.

Bianca sieht immer noch unangenehm berührt auf den Boden und schweigt, sie wollte es mir also nicht erzählen. "Ich muss wissen was geschehen ist, aber du stellst dich gerade blöd an, kannst du mir nicht wenigstens erklären was los war, Kleine?" frage ich sie nach einiger Zeit, die wir langsam nach Hause liefen, unter den Blicken der anderen Mütter, die uns kritisch beobachten. "Es tut mir schrecklich leid Mum, aber ich war wütend und wollte ihr dann Weh tun." beichtet sie mir. Aber im Grunde weiss ich immer noch nicht, was geschehen war. Langsam wurde ich auch ungeduldig. "Na, sie meinte ich wäre ein Bastard, aber wieso? Das hat mich wütend gemacht, sie sagte ich wäre und  bleibe ein nutzloses Balg." meinte sie mit weinerlicher Stimme, es tat mir ja alles so unendlich leid.

Warum musste Luke auch immer abwesend sein. Ich wusste, dass ich unvorsichtig war, trotzdem habe ich mich auf einen Jäger eingelassen. Nun streunt er jeweils monatelang alleine im Urwald herum und jagt und will aus diesem unendlichen Regenwald heraus.

Auf dieser Lichtung, umgeben vom Regenwald,der nicht von dieser Katastrophe betroffen war, nahmen einige Zuflucht. Auch unsere Vorfahren. Es war ein schreckliches Erdbeben, dass um die gesamte Welt ging, sodass sämtliche Atomkraftwerke zerstört wurden. Vor diesem mussten alle fliehen, einige überlebten es, andere wurden schrecklicherweise von den radioaktiven Strahlung getroffen. Darum sind manche Nachkommen genetisch verändert, aber alle auf die gleiche seltsame Weise.

Manche waren anschliessend magisch begabt, die müssen sich registrieren und dürfen  mit keinem Magier Kinder kriegen. Denn das kann vererbt werden. Selten kommt es vor, das ein Kind ohne magische Vorfahren darin begabt ist, also wirklich sehr selten. Unsere Kinder sicher nicht, wir haben noch keinen einzigen Magier in der Familie gehabt und sind stolz darauf.

Bald sind Bianca und ich vor unserem Häusschen und ich öffne die Tür. Connor, mein älterer Junge ist noch nicht Zuhause, das Schloss ist nämlich noch ungeöffnet. In letzter Zeit ist er oft zu spät, natürlich mache ich mir da Gedanken, aber er ist 17 Jahre, er braucht seine Privatsphäre, ich habe ihn selbst mit 16 bekommen. Ich habe es nie bereut. Vor sieben Jahren bekamen wir dann nochmals Nachwuchs von unserem Engelchen.

Ich wärme die vorgekochte Speise auf, die ansonsten Connor aufgewärmt hätte, auf. Kurz darauf trat mein Junge ein, der seinem Vater so sehr glich, als ich mich in ihn verliebte. Seine unwiderstehlichen, grünen Augen. Sein muskulöser Körper, manchmal wundere ich mich, was er dafür alles tut.

Seine kleine Schwester begrüsst ihn überschwänglich, sie vergöttert ihn. "Connor, darf ich dir meine neue Puppe zeigen, ich habe sie ganz ohne Hilfe gemacht!" fragt sie ihn und zieht ihn schon in sein Zimmer. "Warte Bianca, bitte." lacht er und entzieht ihr seine Hand. "Zuerst wollen wir Mama doch helfen, das Essen zu machen." Ich bin so froh um ihn. Er ist ein hilfsbereiter und verständnisvoller Mensch, das schätze ich an ihm. Er kommt zu mir und schenkt mir eine Umarmung und nimmt mir danach die Arbeit ab. 

Ich sitze mit Bianca an den Tisch während er Teller und Besteck aus Holz auf unseren morschen Tisch legt und mit einer Kelle in die Teller schöpft. Ich habe einen einfachen Eintopf an unserem Feuer gemacht. Erst dann bemerke ich geschockt, wie dreckige Hände er hat. Wo zur Hölle war er? Wie bekommt man so dreckige Pfoten? "Connor, wieso sind deine Hände so dreckig, willst du mir das einmal erklären?" fragte ich ihn beunruhigt. Er stöhnt genervt auf und rauft sich seine braunen Locken. "Wir waren bloss etwas unterwegs, mit Lehrpersonen natürlich." antwortet er mir ausweichend.

Manchmal meint es das Schicksal echt hart mit mir. Connor ist so fixiert darauf, den selben Weg zu gehen, wie sein Vater, er macht seinem Namen als angehender Jäger bei den Lehrer schon alle Ehre. Aber will ich Bianca eine einsame Kindheit schenken oder die selben Sorgen um Connor haben, wie um seinen Vater?

Ich stand mit Sorgen auf und schlief meistens damit ein. Sein Vater wurde in letzter Zeit selten gesehen, man munkelt er sei ein toter Mann. Ich bin fest überzeugt, dass es nicht so ist. Und wenn schon, möchte ich nicht das selbe Ende für mein Sohn. Ich bin gerade stinksauer, ich weiss das er mich anlügt. "Du weisst, dass die Lehrpersonen immer den Eltern Bescheid geben müssen. Wieso habe ich dann keinen Brief zum unterschreiben gekriegt?" frage ich ihn.

Er schaut mich beunruhigt über meinen Wutausbruch an. "Vor zwei Tagen habe ich ihn dir doch gegeben." beteuert er sanft. "Das wüsste, du bist ein schlechter Lügner!" schreie ich. Er legt sein Besteck ab und sagte: "Ich lüge doch nicht, magst du dich nicht erinnern?"

Das war die Spitze des Bergs. Wütend springe ich auf und schreie unkontrolliert über den gesamten Tisch: "Du meinst, weil ich alles ohne Fragen unterschreibe und deinen Wunsch respektiere, merke ich mir nicht jeden Brief?"

Mir kommen beinahe die Tränen vor Enttäuschung. "Da irrst du dich, ich warte jede Sekunde, in der du nicht aufkreuzt und stelle mir vor, was alles passiert sein kann, wenn ich weiss, das du weg bist. Du missbrauchst einfach mein Vertrauen, das wird Folgen haben." Stinkwütend gehe ich aus dem Raum in das Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa.

Ich vergrabe meinen Kopf in meinen Händen und versuche mich zu beruhigen. Etwas später höre ich, wie die Wasserpumpe benutzt wird, er macht wohl den Abwasch. Es wird sicher Konsequenzen haben, da ich weiss, dass er mich belügt.

Der schwarze SternWhere stories live. Discover now