Kapitel 2

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Kapitel 2

Angst vor allem möglichen, was morgen passieren könnte. Und dabei wurde ich so lange auf diesen Tag vorbereitet. Ich fragte mich was das gebracht hatte. Immerhin hatte ich Angst. Und weil ich nicht wirklich ein Schisser war, sollte das schon etwas heißen. Ich hasste es, wenn ich etwas nicht unter Kontrolle hatte. Und morgen würde das mit der Kontrolle wahrscheinlich eine schwere Sache werden. Ich wollte das eigentlich alles gar nicht. Mein Kopf schwenkte zu meiner Mutter, die entspannt am Steuer saß. Sie hatte mit alldem nichts am Hut, abgesehen von der Tatsache, dass sie mich wöchentlich zur Therapie fuhr. Und das auch ohne wirkliche Lust. Sie kam mir immer ein wenig anders vor, als andere Mütter. Teilweise war sie sehr fürsorglich, teilweise hatte ich das Gefühl, dass ich ihr auf die Nerven ging: unnötiger Ballast war. Seit dem Schock, den sie wenige Monate nach meiner Geburt erfahren hatte, schien sie sich nicht sonderlich für meine Angelegenheiten bezüglich des Feuers zu interessieren. Wobei -falls ich es mir nicht nur einbilde- sie in den letzten Tagen ein wenig angespannter gewirkt hatte als sonst. Wie eigentlich meine ganze Familie -eingeschlossen meiner älteren Schwester, jedoch mein Vater ausgeschlossen. Der ließ sich wie immer nicht beirren, und wir merkten von einer möglichen Anspannung überhaupt nichts. Aber das ganze war kein Wunder- man musste nicht alle Tage beten, dass die eigene Tochter (alias Schwester) nicht an ihrem Geburtstag von innen verbrannte. Ja. Von innen. Das war der Fluch, den ich mein Ganzes Leben mit mir herumschleppen durfte. Ich. "Das Feuerkind". Mit dem "Feuerherz". Ich konnte es mittlerweile nicht mehr hören, somit war das Thema innerhalb unserer Familie immer nur halb präsent. Die einzige Sache im Zusammenhang mit diesem Thema, die angesprochen wurde, waren Übungen, die ich regelmäßig machen musste. Aber das schlimmste ist, dass ich mit keinem darüber reden konnte. Wie würde eine meiner Freundinnen reagieren, wenn ich ihr von der Angst erzählen würde, innerlich zu verbrennen, weil ich so eine Art Feuermagnet bin? Richtig. Die würde mich geradewegs in die nächstgelegene Psychatrie einweisen. Genaugenommen war ich aber schon eingewiesen. Der Wagen hielt vor dem großen Gebäude. Der Psychatrie, wo ich jede Woche hineindarf, nur um mich anzustrengen, mich möglichst normal gegenüber geistig labilen und Suiziden Leuten zu verhalten, die mal mit leicht gehetzten oder verängstigten Blicken durch die Gänge huschten- vorausgesetzt sie waren neu. Ehrlich gesagt wusste keiner von den Leuten, die ich wöchentlich sah, was mein Problem war, aber alle kannten mich. Mittlerweile hatte ich auch Kontakt zu einem Mädchen in der Psychatrie. Sie litt an Magersucht, und den Depressionen zu denen die Krankheit führte. Seit ich sie regelmäßig besuchte, sah ich sie öfter Lächeln. Ich stieg aus und betrachtete das sich vor mir prominent aufragende Gebäude.

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