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Freitag, noch drei Wochen

"Guten Morgen liebe Schüler und Schülerinnen und liebe Lehrer und Lehrerinnen vom Blake. Ich sollte mir echt ne neue Begrüßung suchen die jetzige wird mich auf Dauer echt etwas nerven. Naja egal zurück zum Thema.Schonmal eine gute Nachricht vorab: Ab heute Nachmittag ist Wochenende. Ich soll euch alle schon loben, dass ihr alle schön artig geworden seid und pünktlich kommt. Vielleicht liegt es an mir, vielleicht auch nicht wer weiß, wer weiß.Und dann.."

Ich wurde dadurch unterbrochen, dass ich ein neuen Zettel bekam. Ist in diesen letzten 2 Minuten doch noch was aufregendes an dieser Schule passiert? Als ich das Blatt aber öffnete war keine neue Nachricht vom Direktor drin, sondern etwas von einem Schüler der anonym bleiben will.

"Ich werde wohl gerade zum Kummerkasten"sagte ich und wollte lachen, aber als ich weiterlas wusste ich, dass ich das bereuen werde. Ich biss mir kurz auf die Lippen und überlegte eine Weile was ich jetzt sagen sollte. Ich frage mich wie die Person darauf kam mir ihr Problem anzuvertrauen, aber auf der einen Seite war ich froh, dass sie das tat. Ich kann genau nach empfinden wie es ihr gerade geht. Es ist gut wenn man über seine Probleme redet. Selbst wenn man dies anonym auf einen Zettel machen muss.

"Hier ist gerade ein Zettel von einem anonymen Schüler reingekommen. Es geht darum, dass er oder sie das Gefühl hat nicht mehr dazuzugehören. Viele denken sich jetzt bestimmt, dass das total unnötig ist. Aber das ist es nicht. Man wird immer Zeiten haben wo man denkt, dass niemand sich für einen interessiert oder man einfach nutzlos ist. Aber das stimmt nicht. Es gibt immer jemanden der einen braucht, egal ob er es zeigt oder nicht. Es wird immer jemanden geben, der euch so liebt wie ihr seid. Es wird immer jemanden an eurer Seite geben. Ihr seid nicht alleine. Vergesst das nicht"

Um erlich zu sein musste ich selber über meine Worte lächeln. Es ist befreiend über Themen zu reden die einen selber mal betroffen haben. Einfach seinen ganzen Frust in Worte zu verwandeln die anderen Helfen oder Mut machen. Hoffentlich nimmt nicht nur die Person, die den Zettel geschrieben hat sich das zu Herzen, sondern auch alle anderen, die einigen vielleicht öfter man zeigen müssen, dass sie wertgeschätzt werden. Es sollten sich auch die Menschen zu Herzen nehmen, die andere ohne einen wirklichen Grund herunter machen müssen.

Ich ließ den roten Knopf los und packte meine Sachen zusammen. Für kurze Momente vergesse ich immer wieder, dass ich nicht nur diesen Job habe sondern auch regulär zum Unterricht erscheinen muss. Ich schlich mich leise aus dem Raum heraus und mischte mich unter die Schüler als ich aus dem Sekretariat heraus ging.

*

Um den Tag zu beenden, hatte ich wie jeden Freitag auch als letztes meinen Theaterkurs im Bühnenraum. Am Anfang war ich nicht wirklich motiviert, dort jeden Freitagnachmittag hin zu gehen, vorallem weil ich davor immer zwei Freistunden hatte, aber meine Motivation ist auf jedenfall gestiegen. Vielleicht liegt das auch ein wenig daran, dass es Spaß macht obwohl ich den schlimmsten Lehrer der Schule bekam.

Ich war in der fünf Minuten Pause vor der Doppelstunde gerade dabei meine Bücher für den Unterricht aus meinem Spind zu holen, als ich Matteo wahrnahm, der auf mich zu gelaufen kam. Ich lächelte ihn an. Er wird wahrscheinlich was wegen heute Abend sagen. Ich hatte da schon so ein Gefühl.

"Na du"sagte ich und schloss meinen Spind auf. Matteo lächelte mich an.
"Das mit heute Abend steht noch oder?"fragte er mich. Wieso wusste ich das nur so genau?

"Macht dir keine Sorgen,ich komme schon"sagte ich und lächelte.Es war ungefähr das zehnte Mal heute, dass Matteo mich das fragt. Keine Ahnung warum er denkt, dass ich hin hängen lasse.

"Hab ich dich schonmal hängen gelassen?"fragte ich ihn und machte meinen Spind zu. Ich nahm den Schlüssel aus dem Schloss und drehte mich zu ihm um. Er schaute mich mit einem schiefen Kopf an und fing an zu lächeln.

Unknown ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt