Reden ist Leben, Schweigen ist Tod

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PROLOG

EEs war einmal, in einem grauen, abgelegenen und trostlosem Dörfchen. Die Häuser, welche irgendwann in einer fernen Vergangenheit mal prächtig gewesen waren, bröckelten vor sich hin. Die Einwohner waren den Häusern entsprechend und sahen genauso schäbig aus. Es herrschte Armut, soweit das Auge reichte.

Nun, in einem Haus nicht.

Dieses Haus, aus roten Ziegelsteinen und dreistöckig, sah aus wie neu und fiel jedem Besucher sofort ins Auge.

Nun gab es einen Grund dafür. Die Besitzerin war eine Hexe. Niemand wusste, wie lange sie schon dort lebte. Es wurde sogar gemunkelt, dass sie nie alterte und ewig lebte.

Man munkelte, weil niemand diese Frau zu Gesicht bekam. Nun, es gab zwar ein junges Mädchen, fast noch ein Kind, welches ihr aushalf, aber diese verriet nie etwas. Nicht einmal ihren Eltern.

Mancher Dorfbewohner glaubten der Geschichte, aber die meisten hielten sie für Hirngespinste.

Nun, unter uns liebe Freunde: Es war durchaus die Wahrheit. Zumindest das sie eine Hexe war.

Sie stellte die Zimmer für müde Wanderer und reiche Reisende zur Verfügung stellte.
Die Bedienung war exzellent und das Essen, eines Königs würdig. Außerdem waren die Betten weich und für etwaige Reittiere stand ein warmer Stall bereit.

Die Rechnung wurde erst nach dem Essen und schlafen ausgestellt und normalerweise war der Preis zwar hoch, aber für das Maß an Komfort völlig gerechtfertigt.

Manchmal jedoch verlangte sie einen horrenden Wucherpreis: Die Seele des Gastes.
So mancher Gast reagierte geschockt, andere verärgert, den sie hielten die Forderung für einen geschmacklosen Scherz. Manche jedoch versuchten Reißaus zu nehmen, wurden jedoch von verschlossen Toren und Türen zurückgehalten. Nun waren sie der Hexe hilflos ausgeliefert.

Nun aber durfte und sollte die Hexe nicht wahllos Seelen einbehalten. Wenn sie eine Seele haben wollte, musste sie als Erstes der Person eine Schandtat nachweisen, je größer, desto besser, damit sie seiner Seele habhaft werden konnte.

Reichte diese Schandtat nicht aus, um seine Seele zu entführen, so musste sie ihm zudem, drei Aufgaben stellen, welche er alle meistern musste, um straffrei zu bleiben. Bisher hatte niemand alle drei Aufgaben bewältigt.

Die Seelen kamen in die Obhut des Teufels. Wie die Hexe davon profitierte, das wusste niemand.

Nun mag der Hörer dieser Geschichte sich aber fragen: Wie in aller Welt kann dieses Gespann aufgehalten werden und wozu braucht der Teufel die Seelen?

Nun denn, ersteres verrate ich euch.

Es gab, so erzählt sich auch, eine Frau die dem Teufel entkam. Der Legende nach habe sie sich nach ihrer Flucht in einem Schloss aus Eis eingeschlossen. Der Teufel und seine Schergen suchten sie schon seit einer Ewigkeit und versuchten ihrer habhaft zu werden, was ihnen bisher aber misslungen sei, da sie mit ihrem Schloss um die Welt reiste und so des Teufels gierige Pranke jedes Mal entkommen sei.

Es wurde auch erzählt, das sie wisse, wo der Teufel die Seelen der unglücklichen Gäste aufbewahre.  
Wie viele er hatte und wie viele er noch brauchte, das wusste nur er.

Sicher war jedoch eines: Er sammelte ganz die Seelen von ganz bestimmten Menschen und ihm fehlten noch die Seele eines dummen Gelehrten, eines lustvollen Bischofs und eines sesshaften Wanderers, sowie die der Hexe, welche ihm die Seelen beschafft hatte. Es wurde davon ausgegangen, dass er einen Plan hatte, aber auch hier wurde wieder nur spekuliert, denn wer kann schon von sich behaupten den Teufel gut zu kennen, geschweige denn all seine Pläne?

Wenn die Hexe gewusst hätte, dass der Teufel auch ihre Seele haben wollte, hätte sie wahrscheinlich erstens ihren Reichtum mehr genossen, zweitens keine Wanderer, Gelehrte oder Bischöfe mehr eingelassen und drittens, das allerwichtigste, die Beine in die Hand genommen.

Da sie es aber nicht wusste, ließ sie immer mehr Menschen zu sich kommen.

Eines Tages kam ein Gelehrter in das Gasthaus. Die Hexe, die wusste, dass der Teufel noch einen Gelehrten für seine Sammlung brauchte, bat den hochnäsigen aber müden Mann in ihr Haus, um ihn zu prüfen.

Dieser ließ sich nicht lange bitten und verschwand nach einem zünftigen Mahl und ohne einem Wort des Dankes in einem Gästezimmer. Am nächsten Morgen, noch bevor die Sonne ganz aufgegangen war, weckte er die Hexe und verlangte die Rechnung, da er so schnell wie möglich aus diesem gottverlassenen Städtchen verschwinden wollte.

Die müde Hexe stellte ihm das Billett aus auf dem in roten Buchstaben stand: Die Seele dein verlange ich zum Preis. Der Gelehrte hielt es für einen schlechten Scherz und wurde langsam ungehalten. Als ihm aber bewusst wurde, dass die Dame es ernst meinte, wollte er sich schnell aus der Affäre ziehen. Natürlich hatte die Hexe damit gerechnet und am Tag davor in sein Mahl einen Trank gemischt, dessen Wirkung sie mit einem Spruch entfesseln konnte. So sagte sie: Steh still du Knilch, das Billett musst du zahlen. Denn du bist, wie alle die vor dir da waren. So kam es, dass der Gelehrte zum Stehen kam und sich nicht bewegen konnte. Die Hexe stellte ihm folgendes Rätsel: Was läuft und bewegt sich doch nicht fort?

Der Gelehrte antwortete: Die Zeit.

Die Antwort war richtig und der Gelehrte atmete auf, wähnte er sich doch schon in Sicherheit.

Die Hexe aber war noch nicht fertig mit ihm und stellte ihm noch eine Aufgabe: Wie viele Zimmer hat mein Haus, wenn jedes Stockwerk drei Bereiche, mit jeweils fünf Zimmern hat und es drei Stockwerke gibt?

Fünfundvierzig, antwortete der Gelehrte nach einiger Zeit.

Nun Hatte er schon zwei Fragen richtig beantwortet.
Da entsann die Hexe eine List.
Sie säuselte: Haben wir hier etwa einen schlauen Mann? Einer, der mir sicher jede Frage beantworten kann?

Da plusterte der eitle Mann sich auf und antwortete überheblich: Natürlich. Schließlich bin ich ein Gelehrter und auch kein schlechter. Frage und ich werde antworten.

Sag mir, großer Philosoph, der du bist, wie groß und tief dein Wissensschatz ist?

Da stand der Gelehrte und wusste nicht weiter. Denn ein Narr war jeder, der sich anmaß, zu wissen was er nicht wusste.

Da wand der Gelehrte sich und suchte nach einem Ausweg, aber er fand keinen.

Da sprach die Hexe: Ein Narr mit der Zunge eines Lügners oder ein Lügner mit dem Geist eines Narren? Was bist du? Antworte und frei wirst du sein, schweig still und deine Seele ist mein.

Der Gelehrte schwieg. Er hatte keine Antwort.

Nochmals wandte die Hexe das Wort an ihn.
Ich sagte, sprich und ich werde auf deinen Rücken schauen, aber du schweigst lieber, als etwas falsche zu verlauten? Du bist ein wahrer Narr, dessen bin ich mir gewiss. Sitz wie bisher, ganz starr, deine Seele wird nun stibitzt.

Mit diesen Worten stahl sie ihm seine Seele und damit sein Leben.

Seine Augen wurden glasig und es lag kein Ausdruck mehr in seinen Augen. Er trat aus den jetzt geöffneten Türen und ging seines Weges. Die Hexe sah ihm traurig hinterher und schloss die Tür hinter ihm. Sie hatte aufgehört zu zählen, aber sich immer noch nicht abgefunden, mit ihrer Aufgabe.

Nun, was soll ich tun. Am besten, mach ich das beste draus. Ich schicke das Kind nach Haus und leg mich zur Ruh.

Lange Zeit kehrten nur vereinzelt geeignete Gäste bei der Hexe ein und von diesen wollte der Teufel die Seelen nicht haben. Noch mehr Zeit verstrich und der Teufel wurde schon ungehalten. Der Hexe wurde bang, aber gerade als sie am verzweifelten war, kehrte ein Bischof bei ihr ein.

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Wichtig
Die nächsten paar Kapitel sind noch Prolog, danach kommt die richtige Geschichte. Ich werde das Kennzeichnen.

Falls ihr unbekannte Wörter entdeckt, bitte fragen. Ich werde dann ein Glossar am Ende des Kapitels erstellen. Gilt für alle Kapitel.

Kritik, Vorschläge und Lob sind willkommen. Haltet euch bitte nicht zurück, aber bleibt höflich.

Die Frau im EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt