Reinigendes Feuer und ewiges Schweigen

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Als die Hexe vollends aus dem Sack kletterte, überkam den Bischof die Angst. Sein Gefolge, geschockt und in Panik, rannte was ihre Beine hergaben. Nur der Bischof blieb zurück und musste sich der Hexe stellen.

Die Hexe sprach:Bischof, Mann Gottes was hast du getan? Fang an zu beten, jetzt wo deine letzten Stunden nahen. Von jungen Mädchen betört, auf einen schlechten Rat gehört, den Frieden des Dorfes zerstört und nun hast du Angst vor einer Strafe, hört hört.

Wie konntest du dir selbst nur so schaden? So viel Schande auf dich laden? Blöße hast du dir selbst gegeben, deshalb werde ich dir jetzt deine Seele zu nehmen. Aber ich werd dich  prüfen bevor ich dich einen Sack, sonst wär die Sache auch viel zu einfach.
Eine Gelegenheit hast du noch, habe ich dich doch, verführt mit einer überirdischen und unfairen List. Nun, zeige mir etwas das leblos und doch voller Leben ist.

Dem Bischof wurde klar, er hatte noch eine Gelegenheit seine Haut zu retten. Aber bei bestem Willen, er kam nicht darauf, wie etwas leblos und gleichzeitig voller Leben sein sollte. Die Zeit rieselten ihm davon, aber er kurz bevor die Hexe die Geduld verlor, kam ihm eine Idee. Er nahm sein Kettchen und gab es der Hexe. Er sagte: Das Kreuz an sich ist lebloses Metall. Da aber meine verstorbene Mutter es mir geschenkt hat und es das einzige ist, was ich von ihr noch habe, ist es für mich lebendig . Die Hexe nickte und ging zur nächsten Frage über.

Als nächstes fragte sie:Wie viele Sünden gehen auf deine Kappe ?

Dies war eine Frage die der Bischof bei bestem Wissen und Gewissen nicht beantworten konnte.
Und wer konnte ihm das verübeln? Er wand sich hin und her und gab dann zu:Sicherlich mehr, als es sein sollten. Ich bin ein Mensch und mehr auch nicht.

Dies war die richtige Antwort.
Die Hexe nickte zustimmend und der Bischof atmete auf.
Die Hexe stellte ihm die letzte Frage:Ich möchte wissen was es für dich sein darf? Fegefeuer oder lebenslanger Schlaf?

Der Bischof überlegte nicht lang und schrie:Fegefeuer. Ich kann Buße tun und werde vielleicht eingelassen in das Himmelreich.

Die Hexe gluckste und sprach:Gut ich nehme dich beim Wort und schicke dich und deine Seele fort, um zu weilen an diesem schrecklichen Ort und zu sehen ob du lieber stirbst im Komfort oder für deine Sünden büßt unter der Rute des dunklen Lords, bis der Schmerz ein Loch in deinen Kopf bohrt und deine Gedanke von selbst wandern, zum Selbstmord. Wenn du dich wünschst zurück
auf dieser Welt, einem sicheren Hort, ruf mich, ich sorge für den Transport.
Prompt fand der Bischof sich in kompletter Dunkelheit wieder. Vielleicht wurde ihm aber auch schwarz vor Augen, wegen des brennenden Schmerzes in und an seinem Körper. Es gab kein Körperteil, welches nicht schmerzte und sein Körper gönnte ihm keine Ohnmacht. So harrte er aus, endlos wie es ihm schien und nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Mund war ausgetrocknet, seine Lenden fühlten sich nass an, seine Augen pochten und inzwischen konnte er nichts spüren oder bewegen. Nichts außer des alles umfassenden Schmerzes. Er flehte und flennte, aber er konnte sich nicht einmal auf das Jammern konzentrieren, die Gedanken entschlüpften ihm immer wieder, wie nasse, schlüpfrige Seife. Aber, für einen kurzen Moment nur, ebbten die Schmerzen ein wenig ab. Der Bischof flehte um Erlösung und spürte wie sein Körper von der nächsten Schmerzeswelle getroffen wurde. Für ein paar qualvolle Augenblicke schien es so, als würde die Hexe ihn nicht retten. Bis er sich auf dem Sand liegen fand, selbigen ausspuckend und erschöpft. Die Hexe kniete neben ihm und sah ihn, sich mit dem  Ellbogen auf einem Knie abstützend an und schüttelte missbilligend den Kopf.

Dies ließ den sonst sanftmütigen Bischof erzürnen und er wuchtete seinen müden und fülligen Körper hoch, bis er keuchend auf beiden Beinen stand und nach Atem rang.

Als er Atem holte um in eine Triade auszubrechen, hielt die Hexe ihm einen Finger an den Mund und sah ihn streng an. Die war mindestens zwei Köpfe größer als er und ihr Blick ließ ihn verstummen. Sie nahm den Finger von seinem Mund und sprach:Lieber Bischof ich nahm dich bei deinem Wort, aber du hast nicht einmal eine Minute geschmort, da schreist und flennst du schon und willst keinen gerechten Lohn. Ich selbst habe vor lange Zeit diese Prüfung genommen und ein ganzes Jahr in der Hölle bekommen, bevor ich aufgegeben habe und bekommen habe eine schreckliche Aufgabe. Ich sündiges Pack, habe mehr gelitten, mehr für Buße und Seelenheil getan, als du gottesfürchtiger und doch gottloser und eingebildeter Fleischsack. Dafür wirst du büßen, ob du willst oder nicht,denn jetzt nehme ich deiner Seele das Licht.

Der Bischof stand  da und sagte nicht. Seine zuvor mit Angst geprägten Züge entspannten sich und wurden ausdruckslos. Aber wenn man genau hinschaute, da sah man ein klein wenig Traurigkeit in den kleinen Augen. Die Hexe schaute ihm nicht in die Augen, sondern stellte sich hinter ihn und gab ihm einen Klaps auf den Rücken. So ging er davon, immer der Nase nach, die Füße mit sich schleppend. Die Hexe sah ihm lange nach und als sie ihn nicht mehr sah, da drehte sie sich um und erlaubte einer Träne, sich einen Weg von ihrem Auge zum Boden zu finden. Dann straffte sie die Schultern und schritt davon. Es gab noch viel zu tun.

Die Frau im EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt