Alltag

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Ich starrte auf das weiße Blatt vor mir. Ich starrte und starrte. Bis alles verschwamm. Die Geräusche. Die Farben. Das Zimmer. Alles vermischte sich.

Ich starrte so lang, dass die schrille Stimme von Nancy in den Hintergrund geriet. Ebenso das Lachen ihrer schrecklichen Freunde.

Ich hörte nichts mehr.

Nicht den Lehrer. Nicht das grunzende Geräusch das Phillip von sich gab, wenn er versuchte zu lachen.

Nichts.

Zumindest nicht deutlich.

Es war wie das Rauschen eines Fernsehers im Hintergrund.

Irgendwie da, aber irgendwie nimmt man es nicht richtig wahr.

Es war ein Segen nichts zu sehen außer Weiß und nichts zu hören außer diesem Rauschen.

Nur war die Welt noch nie gnädig zu mir gewesen und der Segen wurde jäh unterbrochen.

Nicht etwa durch die Schulglocke. Nein, das wäre zu einfach gewesen. Zu leicht...

Ein stechender Schmerz an meinem Hinterkopf. Ganz plötzlich.

Doch ich sagte nichts.

Ganz langsam tastete ich nach der brennenden Stelle.

Eine warme Flüssigkeit klebte an meinen Fingern.

Wieso konnte ich nicht hinten sitzen? In der letzten Reihe?

Ach ja: das wäre zu einfach gewesen.

Nancy lachte.

Und sobald sie anfing, begannen auch die anderen.

Ja, dachte ich, seht euch das dumme rothaarige Mädchen an, das sich nicht wehren kann.

Verbitterung. Oh wie ich dieses Gefühl hasste.

Bitte!

Lacht.

Schreit mich an.

Tretet mich.

Schlagt mich.

Reißt mir die Haare aus.

Ich bin es nicht anders gewohnt.

Amüsiert euch.

Lasst mich für euch leiden.

Wieso kann es nicht aufhören?

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