Kapitel 2

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Nachdem ich alle meine Hausaufgaben erledigt hatte. Ging ich in die Küche und wollte mir was zu Essen holen. Doch gerade als ich mir ein Brot machen wollte, hörte ich wieder diese tiefe, raue Stimme hinter mir. "Wenn dich mein Vater hier sieht, kriegst du richtig Ärger. Aber er wird es sowieso erfahren, weil ich alles tun werde um dich hier raus zu kriegen. Ich will keine Geschwister! Eine kleine Schwester reicht schon. Aber die ist ja zum Glück gerade bei ihrer Mutter und muss deinen Anblick nicht ertragen. Geh mir aus den Augen!" Ich sah in verwirrt an, darf ich in diesem Haus denn überhaupt etwas? Ich habe heute noch nichts gegessen. Wie soll das den hier weiter gehen?

Wenig später saß ich wieder in meinem 'Zimmer' und aß einen Apfel. Ich hatte Halsschmerzen und ich glaube, dass ich auch ein wenig Fieber habe. Aber das geht bestimmt wieder weg, versuchte ich mich zu beruhigen. Dann holte ich mir mein Handy und mache wieder Musik an. Musik half mir mit all dem klar zu kommen, sie befreite mich für ein paar Minuten aus der grausamen Realität.

Mittlerweile war es schon 21:00 Uhr & ich sollte mal langsam ins Bett gehen. Damit ich morgen den Tag überstehe. Morgen muss ich auf jeden Fall duschen gehen, als stellte ich mir meinen Wecker auf 4:30 Uhr. Ich hoffe, dass dann noch jeder schläft. Auch diese Nacht war mir wieder mega kalt und ich zog mir einen dicken Pullover an.

Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker und ich machte mich leise auf den Weg ins Bad. Als ich mich nach dem Duschen wieder angezogen hatte. Wurde auf einmal die Tür aufgestoßen und mein wutschnaubender Stiefvater stand vor mir. "Was machst du hier? Hatte ich dir nicht gesagt, dass das Badezimmer für dich tabu ist? Raus hier!", sagt er wütend zu mir.

Auf einmal holte er aus und schlug mir mit der Faust mitten ins Gesicht. "Und das hier wirst du keinem erzählen! Wehe dir. Dann bist du so gut wie tot!", drohte er mir. Mir kamen die Tränen und ich lief schnell in den Flur.

In meinem Zimmer angekommen, schaue ich direkt in meinen Handspiegel. Mein ganzes Auge hat sich bereits blau verfärbt. Wie solle ich das bloß verheimlichen? Ich versuche es mit Concealer zu überdecken, das gelang mir auch recht gut. Aber trotzdem werde ich die ersten Tage noch eine Sonnenbrille tragen müssen.

Diesmal probierte ich erst gar nicht mir aus der Küche etwas zu Essen zu holen. Ich machte mir direkt auf den Weg in die Schule, auch wenn ich viel zu früh sein werde. Auf dem Weg wurde mir häufig schwindelig und ich hatte schlimme Hals- und Kopfschmerzen. Mist, ich darf jetzt auf gar keinen Fall krank werden!

~~~

Wincents Sicht:

Ich folgte ihr unauffällig in meinem Auto. Meine Bewunderung für Luisa steigt von Minute zu Minute. Wie schafft sie es bloß so stark zu sein? Auf einmal gerät sie ins Straucheln und wäre beinahe umgekippt. Aber sie fängt sich zum Glück noch. Luisa fast sich an den Kopf & lehnt sich an eine Mauer.

Erst jetzt bemerke ich, dass sie eine Sonnenbrille trägt. Komisch, heute sollte es doch regnen... Aber egal. Das ist ja nicht mein Problem. Und es interessiert mich auch eigentlich nicht. Ich will einfach nur, dass sie sicher zur Schule kommt und ihr keine meiner verfeindeten Gangs auflauert. Auf Ärger wegen ihr habe ich nämlich keinen Bock.

Nach wenigen Minuten geht sie wieder los, aber nicht mehr so sicher wie zuvor. Kein Wunder, sie hat ja auch seit zwei Tagen nicht mehr als einen Apfel gegessen. Das würde ich niemals schaffen. Endlich kommt sie an der Schule an und ich kann zu meinen Band Kollegen fahren.

Diese merken natürlich sofort das etwas nicht mit mir stimmt. Und dann erzähle ich ihnen die ganze Geschichte. Sie hören gespannt zu und am Ende sind sie alle entsetzt. "Wieso tut ihr ihr das an? Sie ist erst 16, sie kann noch nicht so viel aushalten, Wincent. Mensch das weißt du doch. Nur weil du in letzter Zeit viel zu tun hast, musst du doch nicht an ihr deinen Frust auslassen! Mann, sie ist deine Stiefschwester!", fuhr Benni mich an. Damit hatte er schon Recht. Ich musste mir was überlegen.

Allerdings antwortet ich ihm nicht und fragte die anderen stattdessen: " Sind wir nicht zum proben hier? Sonst kann ich auch wieder gehen. Hierauf habe ich nämlich keine Lust." Daraufhin nahmen alle ihre Instrumente und ich mein Mikro. Wir fingen mit 'Nur ein Herzschlag entfernt' an und hörten nach zwei Stunden mit 'Unter meiner Haut' auf. Das waren auch meine persönlichen Lieblingslieder aus meinem Album "Irgendwas gegen die Stille".

Nach der Probe fuhr ich nach Hause und machte mir Mittagessen. Dann musste ich jedoch wieder an Bennis Worte denken und machte auch für Luisa einen Teller mir Lasagne. Diesen wollte ich ihr in ihr Zimmer stellen. Doch als ich dieses betrat war ich geschockt, denn das Zimmer hier sieht komplett unbenutzt aus. Wo schläft Luisa denn bitte?

Dann erinnerte ich mich an unser Gespräch in meinem alten Zimmer. Als ich total betrunken war... Mist, dass hat sie doch nicht etwa ernst genommen. Oder etwa doch? Ich lief schnell in den Keller und war geschockt. Luisa schlief tatsächlich im Keller auf einer Matratze in einem eiskalten und dreckigen Raum. Shit, dass wollte ich nicht. Wieso ließ sie das alles mit sich machen? Selbst in diesen wenigen Minuten hier unten fing ich an zu frieren und dass obwohl ich 'ne Jacke trug. Wie überlebt sie das hier wohl? Und die Nächte sind wahrscheinlich noch schlimmer. Shit!

Ich muss unbedingt mit ihr reden. Doch dann erinnerte ich mich wieder an das Versprechen was ich meinem Dad vor 2 Jahren gab, und welches ich noch nie gebrochen hatte, ich schikaniere jedes Kind seiner Freundinnen solange bis es endlich von alleine abhaut. Und da bekanntlich Blut dicker als Wasser ist, entschied ich mich um und verließ ihr 'Zimmer'. Ich werde ihr garantiert nicht helfen. Niemals! Soll sie sich doch selber um ein anderes Zimmer kümmern.

Ob ihre Mum nicht merkt, dass es ihr nicht gut geht? Das sollte mir allerdings egal sein. Ich werde Luisa weiter im Auge behalten. Und alles tun was mein Vater sagt. Oder zumindestens fast alles.

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