Kapitel 5

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Luisas Sicht
Als ich am nächsten Morgen aufwachte hatte ich extreme Kopfschmerzen. Mir tat alles weh und ich konnte mich an nichts erinnern. Obwohl, doch... Da war was... Wincent hatte mich in sein Zimmer gebracht und mich dann auf sein warmes, weiches Bett gelegt. Doch wie bin ich wieder hier hingekommen? Hatte ich das alles nur geträumt? Oder hat er mich sofort nachdem ich eingeschlafen bin zurück gebracht?

Als ich mich aufsetzen wollte, spürte ich einen gewaltigen Schmerz, der meinen gesamten Körper druchfuhr. Meine Rippen fühlten sich an, als wären sie alle gebrochen. Aber das kann doch nicht sein, oder doch? Da war so ein Mann, der wollte meine Tasche und dann schlug er auf mich ein. An mehr konnte ich mich aber nicht erinnern. Wieso bloß nicht?

Am späten Nachmittag fällt mir auf, dass ich morgen wieder Schule habe. Schnell erledigte ich meine Hausaufgaben und packte meine Sachen für morgen. Mist, wie soll ich morgen bloß zur Schule kommen? Ich kann Wincent ja schlecht fragen, ob er mich mitnimmt. Oder? Ich meine ab und zu ist er ja ganz nett zu mir... Soll ich ihn fragen oder nicht?! Schließlich entschied ich ihn zu fragen.

Nun stand ich schon seit geschlagenen 10 Minuten vor seiner Tür, traute mich aber nicht an zuklopfen.
Plötzlich flog die Tür auf und schlug mit voller Wucht gegen meinen, ohnehin schon schmerzenden, Oberarm. Mir schossen Tränen in die Augen. Vor mir stand ein wütender Wincent. "Was willst du von mir? Was machst du hier? Hau ab!", schnauzte er mich an und ging einfach an mir vorbei.

Was habe ich ihm bloß getan? Traurig ging ich zurück in den Keller und zog mir einen dickeren Pullover, einen Merchartikel von Wincent Weiss, meinem Lieblingssänger. In solch einer Sache bin ich aber immer sehr eigen. Ich liebe seine Lieder, doch ich habe noch nie ein Bild von mir gesehen. Vor ein paar Jahren habe ich mir mal gesagt, dass mich bei Sängern nur die Musik interessieren sollte. Also weiß ich bis heute nicht, wie mein Lieblingssänger aussieht.

Mittlerweile war es schon 22:00Uhr und ich bin müde. Doch mein ganzer Körper schmerzt und mir ist arschkalt. Wie soll ich hier unten bloß den Winter überleben? Das werde ich nie schaffen. Niemals... Merkt meine Mum nicht, dass es mir nicht gut geht? Wie interessiere ich sie denn so wenig? Ich bin zu müde um mir darüber Gedanken zu machen, nach einiger Zeit schlafe ich dann auch endlich ein.

Am nächsten Morgen stehe ich vor unserer Villa und frage mich, wie ich bloß zur Schule kommen soll. Ich habe kein Geld, um den Bus zu nehmen und zum Laufen fehlt mir leider die Zeit. Ob ich Wincent fragen soll? Vielleicht kann er mich ja mitnehmen? Soweit ich weiß, muss er schließlich auch zu meiner Schule. Schlimmer kann es ja sowieso nicht mehr werden, also drehe ich mich um und knalle gegen eine harte Wand.

Bevor ich zu Boden fallen kann, packen mich zwei starke Hände an meinen Oberarmen und hindern mich am fallen. Doch als ich nach oben schaue, erschaudere ich. Ich sehe direkt in die schönsten braunen Augen, die ich je gesehen habe. Fast vergesse ich das Atmen, so fasziniert bin ich von ihnen.

"Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?", sagt Wincent in gereizten Tonfall zu mir. "Tut mir Leid. Kannst du mich vielleicht mit zur Schule nehmen? Sonst komme ich zu spät. Wäre mega nett von dir... Bitte.", sagt ich schüchtern. Normalerweise bin ich gar nicht so schüchtern, doch seine Art schüchtert mich irgendwie ein.

Wincent schaut mich erstaunt an. "Ähm, ja ich kann dich mitnehmen. Aber beeile dich, habe noch was anderes zu tun. Als kleine verwöhnte Gören durch die Gegend zu kutschieren. Also hopp, hopp. Sonst kannst du zu Fuß gehen!", erwidert er dann aber schnell. Und schon dreht er sich um und läuft zu seinem Auto.

Schnell folge ich ihm. Um ehrlich zu sein, hätte ich nicht gedacht, dass er mich mitnimmt. Ich bin ihm so dankbar. Ich steige ein und er startet den Motor und fährt. Plötzlich wir mir schwindelig und mir wird schwarz vor Augen. Mist, ich hatte seit gestern Morgen nichts mehr gegessen und getrunken. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, sonst macht sich mein toller Stiefbruder bestimmt wieder über mich lustig. Ich höre seine Stimme noch wie durch Watte...

Neues Leben, inklusiv StiefbruderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt