„Alles geschieht nur einmal, aber dieses eine Mal für immer.“
Henry Miller
Entscheidungen.
Das Leben der Menschen war gepflastert von Entscheidungen die getroffen werden wollten.
Rechts oder links? Schwarz oder weiß? Groß oder klein? Gut oder böse?
Manche Entscheidungen bereute man, andere wurden bejubelt und einige Wenige vergaß man vollständig, bis die darauf folgenden Konsequenzen einen schließlich einholten.
Alles im Leben hatte Konsequenzen. Konsequenzen mussten nicht immer schmerzhaft sein, es gab auch jene, die den Menschen Glück und Freude brachten. Es konnte regnen, weil am anderen Ende der Welt ein Junge eine Motte erschlug, zwei Liebende fanden einzig und allein zueinander, weil ein Hund über eine Blumen bestückte Wiese tollte. Die Bienen summten, weil die alte Frau von nebenan einen Schal aus der rauen Wolle des Abendschafes strickte.
Alles hatte Konsequenzen, alles war verbunden. Auf jede Entscheidung folgte eine Konsequenz, die wiederum eine Entscheidung forderte. Ein goldenes Netz spannte sich zwischen den Leben, verband alles um sich herum schuf Verzweigungen, Knoten, Schlaufen wuchs weiter, immer weiter. Nur ab und an riss einer der Fäden, oder verlief ins Leere. Doch an seiner Stelle folgten bald zwei neue Fäden, die seinen Platz einnahmen. Es war ein unmöglich zu überblickendes Gewirr an Leben, Geschichten, Ereignissen, Wundern, Orten und Gerüchten. Ein Übermaß an ineinander verwobenem Alltäglichem und Unwahrscheinlichem.
Dieses Netz an Entscheidungen und Konsequenzen wurde von den Menschen schlicht „Schicksal“ genannt. Doch war es, anders als die Menschen des glaubten, nicht das Schicksal das die Schritte der Menschen lenkte, vielmehr waren es die Menschen, die zu der Musik des Lebens tanzten, und über ihre Schritte frei entschieden. Die Menschen erschufen sich ihr eigenes Schicksal, ihre eigene Welt. Eine Welt, voller Schrecken und Freude zugleich, in der sich Gut und Böse die Hand reichten. Ein Ort voller Gegensätze und Magie. Ein Ort an dem die Geschichten schliefen und auf ihre Erzählung warteten.
Jeder Faden des Netzes wollte erkannt und erzählt zu werden. Und ab und an sah ein Geschichtenerzähler - ein Traumtänzer - die Bedeutung dieser Geschichten, begutachtet sie eingehend und verkündete was er sah. Doch gab es ein Problem;
Immer wenn der Geschichtenerzähler glaube einen Faden gesehen und erzählt zu haben, erschien ein weiterer Faden oder ein Knoten. Bis sich die Leben in ein, selbst für den Geschichtenerzähler, unentwirrbares Netz verbanden. Dennoch jede Geschichte musste geweckt werden, denn die Geschichte an sich war größer als das Leben selbst. Durch sie kam man aufs intimste mit Menschen, in seinem Geiste, zusammen, denen man sonst vielleicht nie begegnet wäre. Die Zuhörer konnten durch die Zeit reisen, Abenteurern begegnen, die schon seit Jahrhunderten tot waren, zu fremden Kontinenten aufbrechen und durch tausend Zungen sprechen. Die Figuren der Geschichte wurden für den Zuhörer zu den engsten Freunden, weisesten Ratgebern, mächtigsten Zauberern und leidenschaftlichsten Geliebten. Jede Geschichte offenbarte so viele Leben, so viel, um sich daran zu erinnern. So viele Gedanken, Gerüche, Namen, Konsequenzen und Entscheidungen.
Dies ist die Geschichte von vielen Fäden, vielen Leben und vielen Menschen und wie sie durch ihre Entscheidungen und die darauf folgenden Konsequenzen ihr Leben und das Spiel der gesamten Welt veränderten – auch wenn es ihnen nie bewusst wurde und auch nie werden würde.
Wie der Stahl wurde diese Geschichte in Flammen geformt, in Feuern, heißer als sie Hölle selbst. Geschrieben mit dem Blut unschuldiger Kinder, erzählt von den schrecklichsten Dämonen auf den Schlachtfeldern Arcanias, währende Krähen und Aasgeier zu Hunderten sich an den weißen Leibern der Toten labten – und die Welt selbst brannte. Es war als die Nacht, die über das Land herein brach am dunkelsten schien und das Volk, das von Kriegsherren und falschen Königen in Aufruhr versetzt wurde um Hilfe schrie, wie ein Haufen zurück gelassener Kinder in einem Schlachthaus. Als die Menschen in einen Abgrund starrten, gradewegs in die gottverdammte Hölle und sich die Brunnen mit Blut füllten.
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Feuerstürme
FantasyNach diesem Tag, als sich die Flüsse rot vom Blut Unschuldier färbten und die Luft von Feuer durchtränkt war, sollte nichts mehr sein wie zuvor. Dunkelheit brach über das Land hinein und Arcania fiel. Und doch war dort ein Schimmer, ein Leuchten in...