Dienstag

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Dienstag. 5 Uhr morgens.
Yannic lag noch im Bett und würde wahrscheinlich auch noch bis zum Teamtraining liegenbleiben. Doch ich wollte nicht zu lange warten um meine Ausdauerlaufroute zu laufen.

Wie waren erst gestern aus London zurück gekommen, unser Flieger hatte sich verspätet und zu alle dem hatten wir auch noch einen Streit, weil ich noch nach Schottland wollte, meine Mutter besuchen.

Yannic war immer schon der Meinung, dass die Familie kein wichtiger Teil im Leben ist. Er hatte keine Unterstützung von seinem Vater bekommen, als er sich dazu entschied sein Studium abzubrechen um Fussball zu spielen.
Sein Vater war nicht begeistert gewesen und hatte ihn vor die Tür gesetzt. Ich hatte damals einen Freund, doch musste Yannic bei mir aufnehmen, da er ohne Geld, ohne Job und ohne Wohnung vor meiner Türe stand und so machte mein Freund mit mir schluss und Yannic kam bald nach seinem Einzug mit mir zusammen, damals hatte es sich angefühlt wie ein Märchen- Wir gegen den Rest der Welt- doch nun lag er dort und wollte seit gestern weder mit mir reden, noch wollte er, dass ich mit ihm in unserem Bett schlief.
Er war nicht einmal mein Ehemann, vielleicht sollte ich ihn einfach vor die Türe setzten.

Ich hatte keine Ahnung mehr was ich tun sollte.

Ich ging aus der Wohnung, drückte die Aufzugtaste und wartete.

Vielleicht sollte ich mich auch einfach entschuldigen. Aber wofür?
Dass ich meine Mutter sehen wollte?

Ich konnte kaum erwarten endlich loszulaufen, die Luft in meiner Lunge zu spüren und müde Beine zu bekommen.

Yannic war nicht mein Mann und um ehrlich zu sein zeigte er mir schon lange nicht mehr, dass ich ihm wichtig war. Ich sollte ihn wirklich gehen lassen, er war kein schlechter Mann, aber vielleicht der falsche für mich.
Aber vielleicht sollte ich auch einfach noch warten, bis das Treffen, mit den Mädchen am Samstag vorbei war, dann würde ich nicht die ganze zeit daran denken müssen , dass alle jemanden haben wenn sie zurück nach Hause gehen, nur ich wäre wieder alleine.

Ich joggte durch den Stadtgarten, ein großer Park nahe unseres Apartments in der Stadt. Zu dieser Zeit war der Garten gefüllt mit Obdachlosen auf Bänken, die eingeschlafen waren, jungen Menschen, die sich vor ihrem Arbeitstag trafen um zu kiffen und mit Menschen die joggten, genauso wie ich.

Trotz der vielen komischen Leute, die zu dieser Tageszeit unterwegs waren, war es meine Lieblingszeit. Früher war das anders. Als wir noch alle zusammen oft feiern gegangen sind, wir waren oft bis fünf Uhr morgens draußen und das war dann meistens die Zeit, zu der man langsam die Kopfschmerzen vom Alkohol mitbekommen hat. Um fünf uhr morgens sind Melisa und ich damals in unsere gemeinsame Wohnung gegangen, haben uns Toasts gemacht und sie mit Guacamole aus dem Supermarkt nebenan gegessen. Wir saßen auf dem Boden in der winzigen Küche und haben gewartet, bis Pierre, Maras Freund uns angerufen hat um uns zu sagen, dass er Nele, Nancy und Mara heil nach Hause gebracht hat. Meistens haben wir dann die restlichen Toastscheiben gegessen und sind zu Bett gegangen.

Feiern hieß für uns schon immer Wein trinken, Brettspiele spielen bis wir keine Lust mehr hatten und dann draußen herum laufen, bis wir ein Lokal fanden in dem Musik lief, zu der wir tanzen konnten. Die Nächte hatte ich heute noch mit den Spielerfrauen aus Yannicks Mannschaft, doch was mir fehlte war der Wein, die Brettspiele und vorallem das Guacamole-Toast auf dem Küchen Boden. Was würde ich jetzt alles für ein Guacamole-Toast tun?

Ich kam am Ende meiner Route an.
Die Sonne ging auf, endlich war der Sommer da.

Als ich die Türe zum Apartment Aufschloss kam mir Yannic entgegen.
Ich wusste kurz nicht was ich machen sollte, ich blieb stehen, hatte die Türe noch offen stehen und vergaß sie zu zu machen

SamstagabendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt