'Der frühe Vogel'

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                                                                                       Claire

„Claire, steh doch endlich auf! Wir haben heute unseren ersten Schultag an der neuen Schule! Oh mein Gott ich bin so aufgeregt, Claire! Was soll ich anziehen? Lieber etwas auffälliges oder soll ich es erst mal ruhig angehen lassen? Mein Gott so viele Entscheidungen am frühenMorgen... Claire? Bist du noch im Land der Träume? HALLO?",genervt drehte ich mich mit dem Rücken zu Kate, um ihr zuverdeutlichen, dass sie mir am frühen Morgen nicht schon auf dieEierstöcke gehen sollte.

„Nerv nicht, Kate. Mein Wecker hat noch nicht geklingelt also muss ich auch noch nicht aufstehen.", gab ich hier halb genervt und halb müde als Antwort auf ihre viel zu vielen Fragen. Wie kann eine Person soviel Energie in sich haben? „Oh nein Fräulein, du drehst dich jetzt nicht von mir weg und tust so als wäre ich nicht hier...Claire?...CLAIRE? Bist du etwa wieder eingeschlafen?! Okey, du hast es ja nicht anders gewollt."

Ein großer muskulöser Mann kam auf mich zu geschritten. Auch wenn er mir so nah war, dass vielleicht grade mal ein Blatt zwischen uns passte, konnte ich nicht erkennen wie er aussah. Man könnte wohl meinen, dass ich eigentlich jede Pore in seinem Gesicht hätte sehen sollen, so nah wie er mir war. Aber ich erkannte wirklich gar nichts. Was ich allerdings realisierte war, dass der Mann plötzlich seine Hand auf meine Wange legte und obwohl es wahrscheinlich eine natürliche Reaktion eines gesunden, bei Verstand gewesenen Menschen wäre, diese Hand weg zuschlagen, stand ich wie angewurzelt da und rührte keinen einzigen Muskel. Mich überkam nicht mal ein düsteres Gefühl, im Gegenteil sogar. Seine Berührungen bereiteten in mir ein Gefühl der Geborgenheit und des Schutzes. „Claire", begann der Mann an zusprechen aber irgendwie hörte es sich komisch an und es fühlte sich auch nicht so an, als würde jemand mit mir reden, der eigentlich direkt vor mir stand. Es hörte sich eher an, als würde diese Stimme von weit her kommen... Auf einmal hörte ich einen lauten Alarm direkt neben meinem Ohr. Ich schreckte hoch und stellte fest, dass ich anscheinend nur geträumt hatte, denn neben mir stand Kate mit meinem Handy in der Hand und grinste mich frech an. Warte mal... Kate hielt MEIN Handy in der Hand, von dem auch dieser nervige Alarmton kam. Sie hatte doch tatsächlich meinen Wecker vorgestellt.

„Oh Claire? Was höre ich denn da? Ist das dein Wecker?", ich versuchte ihr mein Handy aus der Hand zu reißen aber Kate ahnte anscheinend schon was ich vorhatte und hüpfte freudig einen Schritt zurück. Dieses Biest. Dreist wedelte sie das Handy hin und her. Seufzend hielt ich mir meine Schläfen. „Ist ja schon gut. Geh schon mal in dein Zimmer und leg die Klamotten raus, die du anziehen möchtest. Ich komme gleich nach.", „Trau dich gar nicht erst wieder einzuschlafen kapiert?",„Ich werde mich ja wenigstens duschen dürfen?", gab ich ihr schnippisch zurück und warf meine Arme verteidigend in die Luft. Kate starrte mich mit zusammen gekniffenen Augen an, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und in ihr Zimmer verschwand. Ich nehme diese Reaktion als ein Ja natürlich erlaube ich dir zu duschen hin und murmelte ein sehr ironisches 'Danke'.

Grade wollte ich aufstehen und auf mein Handy gucken, als ich erst kapierte, das dieser Dusel mein Handy einfach mit genommen hatte. Kopfschüttelnd ging ich ins Bad und zog erst mal mein Top und die Stoff Hot Pan aus,welche ich nicht sehr liebevoll in die Ecke schmiss zu den  anderen Klamotten, die sich dort stapelten wie ein Ameisenhaufen. Ich sollte nach der Schule meine Klamotten wirklich weg räumen, sonst kriege ich von Joyce einen auf den Deckel. Ein leichtes Lächeln bereitete sich in meinen Gesicht aus, als ich mir sie vorstellte, wie sie versuchte mir eine Lektion zu erteilen aber gleichzeitig wie ein Kleinkind wirkte, was gerade am schmollen war, weil man ihm das Lieblingsspielzeug weg genommen hatte. Schmunzelnd ging ich Richtung dusche und drehte am Wasserhahn das Wasser auf. Sanft fielen die Wassertropfen auf mich herab und wanderten über mein Gesicht hinab zu meinem Körper. Mein Gott ich liebte diese Regendusche manchmal mehr als mein eigenes Bett aber genug mit der Schwärmerei, wenn ich mich nicht beeile kommt der Dämon zurück und macht mir das Leben zur Hölle. Hastig griff ich nach dem Shampoo und massierte mir dickflüssige Masse in die Haare bis es schäumte. Anstatt es sofort auszuwaschen, rieb ich meinen Körper noch mit Duschgel ein, welches nach Kokosnuss roch. Auch mein Shampoo roch nach Kokosnuss. Keine Ahnung wieso aber ich liebte den Geruch von Kokosnuss. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und fing an meine Haare von dem Schaum und den restlichen Körper von dem Duschgel zu befreien.
Nur mit einem Handtuch um den Körper gewickelt, kämmte ich meine immer noch nassen Haare während ich mich im Spiegel betrachtete. Anscheinend hatte ich vergessen mich am Vortag abzuschminken, denn meine leuchtenden grauen Augen, die auch noch mit vier rote Punkten ausgestattet waren, waren von schwarzen Schmierereien umhüllt. Da ich aber jetzt keine Lust hatte mich abzuschminken, weil ich das sowieso gleich zusammen mit Kate machen werde ging ich dazu über,mir meine weiß-silbernen Haare, die mir leicht gewellt bis zum Anfang meines Bauches reichten, zu föhnen. Ja, ich hatte mir meine Haare weiß-silber gefärbt, denn ich stand darauf, nicht wie alle anderen auszusehen. Was man auch daran merkte, dass meine Haut am rechten Arm und Oberschenkel mit Tattoos verziert war. Genauso war auch meine Schwester. Kate hat auch lange, leicht gewellte Haare, die sie allerdings braun gefärbt hatte. Auch sie war am Unterarm und Oberschenkel mit Tattoos verziert hatte dazu aber noch einen Ring als Nasenpiercing. Außerdem waren ihre Augen eher dunkelblau und erinnerten einen an die Tiefen eines Ozeans. Dazu war sie ein Jahr jünger als ich, nämlich 17. Natürlich darf man in diesem Alter noch keine Tattoos aber wenn meine Schwester etwas haben will, dann nervt sie einen solange, bis sie es endlich bekommt. So hat letztendlich meine Tante das Formular für Minderjährige immer wieder ausgefüllt. Joyce war so liebenswert und ich bin froh, dass sie uns damals aufgenommen hat, als wir gerade mal 1 Jahr und 2 Jahre alt waren. Deswegen ist sie eigentlich wie eine Mutter für uns. Sie redet nicht viel über unsere Eltern, dass Einzige was wir wissen ist, dass meine Eltern eines Tages einfach verschwunden sind.

Naja, genug mit der Gefühlsduselei. Wenn ich jetzt nicht aufhöre meine Haare zu föhnen,verbrennen sie mir noch. Obwohl so was -glaube ich- gar nicht möglich war. Mir entfuhr ein Seufzer und ich schüttelte meinen Kopf, wegen meiner unglaublichen Dummheit, mir über so etwas unnötiges Gedanken zu machen.

Bevor ich das Bad verließ, putzte ich mir noch die Zähne um diesen widerlichen Geschmack loszuwerden, der sich in der Nacht 'angesammelt' hat. 

Das ist dann also das erste Kapitel meiner Geschichte. Tut mir leid, dass es bis jetzt nicht so spannend ist aber ich bin so ein großer Fan von Geschichten wo es direkt zur Sache geht 😊
Trotzdem viel Spaß noch beim Lesen ❤️

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